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Habilitationsprojekt von Dr. David Sasseville
Indogermanische Syntax. Eine vergleichende Untersuchung der Wortstellung in den altgriechischen Prosainschriften der Archaik und Klassik
Die altgriechische Sprache liefert seit jeher ein komplexes Bild der Wortstellung. Die Syntax der klassischen Autoren ist bereits untersucht worden, ergab allerdings bislang keine befriedigende Erklärung der einfachen Wortstellung zwischen Subjekt, Objekt und Verb. Die daraus resultierende Behauptung, dass das Altgriechische keine kanonische Wortstellung gehabt habe und dass diese lediglich von der Informationsstruktur abhängig gewesen sei, ist typologisch jedoch unwahrscheinlich. Die uns überlieferte herausragende Prosa Ioniens und Athens der klassischen Periode ist mit Pragmatik so stark belastet, dass sie sich nicht als Basis für unsere linguistische Forschungsfrage eignet.
Die altgriechischen Inschriften sind für das Studium der Syntax und der Wortstellung bisher aus diversen Gründen vernachlässigt worden. Obwohl jede vollständig erhaltene Inschrift ein in sich geschlossenes und überschaubares Werk darstellt, besteht die Hürde im Hinblick auf die Informationsstruktur, und zwar, dass der damalige Kontext, in dem sich ein beschriftetes Objekt befand, mitunter verkannt und ohne das archäologische Verständnis nicht greifbar ist. Dennoch ist es Ziel dieser Habilitationsschrift, die kanonische Wortstellung des Altgriechischen in den archaischen und klassischen Prosainschriften unter Einbezug des antiken Kontextes zu erforschen. Darüber hinaus werden die weniger zahlreichen Inschriften Phrygiens, Lydiens und Italiens aus denselben Perioden ebenfalls in Bezug auf ihre Wortstellung und den Einfluss der Informationsstruktur untersucht. Schließlich soll die vorliegende Arbeit ein neues Licht auf die altgriechische Syntax werfen und ihre Position innerhalb der indogermanischen Familie etablieren.