Hauptinhalt
Theresa Roth
Syntax, Semantik und Pragmatik religiöser Fachsprachen. Eine Untersuchung am Beispiel altindogermanischer Ritualtexte.
Ritualtexte nehmen in der Überlieferung zahlreicher altindogermanischer Sprachen einen prominenten Platz ein und bieten mithin eine gute Grundlage für eine sprachübergreifende und vergleichende Analyse ihrer besonderen Merkmale.
Die Auseinandersetzung mit der Ritualliteratur einzelner Sprachzweige wurde gerade in jüngster Zeit intensiviert, und auch aus religionswissenschaftlicher und anthropologischer Perspektive ist die entsprechende rituelle Praxis in vielen Fällen gut aufgearbeitet. Eine breiter gefasste und vor allem sprachübergreifende linguistische Untersuchung verschiedener Fragestellungen steht jedoch immer noch aus.
In meiner Arbeit möchte ich daher mittels einer typologisch-strukturell orientierten Herangehensweise die syntaktischen Strukturen, die Ausbildung von Fachterminologie (Lexikalisierungen und Phraseologismen) sowie die pragmatischen Rahmenbedingungen der Texte innerhalb dieser Gattung analysieren. Ziel soll es dabei sein, in möglichst umfassender Weise diejenigen Eigenschaften zu bestimmen, aufgrund derer diese Texte als einem gemeinsamen sprachlichen Register zugehörig klassifiziert werden können.
Besondere Berücksichtigung sollen in diesem Zusammenhang die folgenden Faktoren erfahren: Strategien zur Herstellung von Textkohäsion bei der sprachlichen Umsetzung tatsächlicher Handlungsabläufe, verbale Valenz und ihr Verhalten in fachspezifischen Ausdrücken sowie pragmatische Phänomene wie Fokalisierung und Topikalisierung. Daneben sind für die geplante Untersuchung stilistische Besonderheiten und die dadurch gegebenen Verbindungen zu benachbarten diaphasischen Varietäten wie poetischer oder juristischer Fachsprache von Interesse.
Gerade aus dem Vergleich der durch religiöse Konzepte gebundenen Konventionen, die bei der Abfassung ritualistischer Texte in verschiedenen Einzelsprachen zum Tragen kamen, erhoffe ich mir Aufschlüsse über den Prozess sprachlicher Registerbildung und die Ausprägung fachspezifischer Charakteristika – auch im Hinblick auf mögliche gemeinsame Grundlagen.