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Ulrich Geupel

Affix Ordering im Altgriechischen

Altindogermanische Sprachen zeigen bekanntermaßen komplexe nominale Derivationsketten, die mehrfachsuffigierte Wörter produzieren. Es gibt dabei jedoch starke Bildungsrestriktionen: Viele theoretisch mögliche Suffixkombinationen sind offenbar nicht zulässig.

Die Frage nach der Natur dieser Beschränkungen hat in der Allgemeinen Linguistik unter dem Terminus Affix Ordering eine Reihe von Untersuchungen angestoßen. Jüngere Forschungen legen den Schluss nahe, dass verschiedene Affixe einer Sprache entlang einer Hierarchie von morphologischer Komplexität geordnet werden können und zwar nach der Stärke der entstehenden Morphemgrenze. Die relative Stärke dieser Morphemgrenze berechnet sich aus der Parsbarkeit des Affixes, die durch phonologische oder quantitative Faktoren (type-token-Relation) bestimmt sein kann.

Das Ziel meines Dissertationsprojektes ist es, diese Modelle erstmals an einer altindogermanischen Korpussprache, dem Altgriechischen, zu testen. Dies soll anhand einer einer Reihe von Suffixkombinationen und mithilfe statistischer Verfahren und jüngsten Untersuchungen zu morphologischer Produktivität geschehen. Ein Ergebnis könnte sein, das unterschiedliche Verhalten synchron konkurrierender Suffixe, z.B. -οσúνη gegenüber -ότης zur Bildung deadjektivischer Abstrakta, zu erklären. Schließlich soll durch den diachronen Vergleich zwischen verschiedenen Epochen des griechischen Korpus diachroner Wandel in den Kombinationsmöglichkeiten und Bildungspräferenzen für einzelne Suffixe demonstriert werden.