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Geschichte des Instituts
Die Marburger Romanistik beginnt mit dem frühen 17. Jahrhundert und der Konversion von Landgraf Moritz zum reformierten Glauben und natürlich seinem Interesse für das Französische. Mit einem Lehrstuhl für Exotische Sprachen werden erstmals Französisch und Italienisch als Studienfächer eingeführt. Das Romanische Seminar wurde 1792 mit dem Englischen Seminar zusammengelegt, bis man 1884 ein Extraordinariat für Englisch einrichtete. Erst 1909 wurden die beiden Seminare getrennt. Mit E.R. Curtius, Leo Spitzer, Erich Auerbach und Werner Krauss haben hier einige der wichtigsten Romanisten gelehrt.
Bedeutende Professor/innen
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Catharinus Dulcis (1605-1624)
Catharinus Dulcis (Cathérin Le Doux) wird 1540 Cruseilles bei Genf geboren und führt bis 1602, zu seiner Unterrichtstätigkeit in Kassel am Collegium Mauritianum, ein überaus abenteuerliches Wanderleben, vor allem als Hofmeiser, Lehrmeister bzw. Betreuer junger Adliger. Er heiratet zum zweiten Male mit 63, am 10. Juni 1603, Lersners Tochter Katharina. Von Kassel wird er nach Marburg gerufen. Seine Antrittsvorlesung hält er am 24.8.1605, am 18.3. 1606 wird er vereidigt. Als Marburg vom Reformierten Glauben 1624 zum Lutherischen zurückkehrt, werden alle reformierten Professoren suspendiert, darunter Dulcis, der vom Landgraf Ludwig von 23.2. 1625 bis zu seinem Tod am 6.6. 1626 ein "Gnadenbrot" erhält. (Gundlach)
Die ersten Universitäten, die Französisch als Unterrichtsfach einführten, waren Wittenberg (1571) und Herborn (1585). Hier handelt es sich vor allem um "Sprachmeister". (Kramer, Das Französische in Deutschland, Stuttgart 1992:136) Marburg hat damit die erste ordentliche Professur der Romanistik in Deutschland! Zum üblichen Sprachlehrkanon an den Universitäten gehörte das Griechische und Hebräische; Italienisch und Französisch waren dagegen die Sprachen, die Adlige als Allgemeinbildung zu lernen hatten
Landgraf Moritz hatte gerade durch die Heirat mit seiner zweiten Frau Juliane von Hessen den reformierten Glauben in Marburg eingeführt. Er musste daher die Professoren, die sich nicht umorientierten, also vom lutherischen zum reformierten Glauben calvinistischer Prägung wechseln wollten, ersetzen, denn die Lutheraner wurden entlassen oder verließen Universität teilweise unter Protest. Die meisten, vor allem die Theologen, fanden später Zuflucht in der 1607 als lutheranische Konkurrenz gegründeten Universität in Gießen.Dulcis‘ Autobiografie ist 1899 von Ferdinand Justi aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt worden und mit zahlreichen Anmerkungen zu den Personen, die er auf seinen Reisen getroffen hat und zu manchen wichtigen Ereignissen versehen worden. Dulcis erhielt das übliche Professorengehalt von 150 Gulden jährlich. Dieses Gehalt wurde durch Holzlieferungen oder andere Naturalien (vor allem Wein und Federvieh) aufgebessert, so dass manche auch über 200 Gulden jährlich verfügten. Das universitäre Leben schien damals recht vergnüglich zu sein, die Studierenden waren wegen ihrer Saufereien und Schlägereien gefürchtet, die Professoren hielten teilweise ihre Lesungen zu Hause ab waren dem Wein auch nicht abgeneigt. In den Visitationsberichten der Universität, die dazu dienten, die Arbeit der Professoren zu überprüfen, wird über Dulcis gesagt, "dass er zwar sehr fleißig sei, täglich zwei Stunden öffentlich und privat lese, aber er mache sich auch auf den Hochzeiten allzuviel lustig und gebe Studiosis böse Exempel.“ (aus dem Visitationsprotokoll von 1607, zit. nach Hermelink/Kaehler 1927, 850).
Werke:
Dulcis/F. Justi: Die Autobiographie von Catharinus Dulcis, Marburg: Elwert 1899.
Dulcis: Tobie 1604, (Komödie), - Scola Italica 1605, Frankfurt a.M., - Aminta 1618 – italienisch-französische Ausgabe, Marburg.
Literatur:
Brunot, F. (1927): Histoire de la langue française des origines à 1900, V, 1927, 279.
Gundlach (1927) Geschichte der Marburger Universität 1527-1927, Marburg 1927; Bd. 1., Nr. 708: 398)
Hermelink, H./ Kaehler, S.A. (1927): Die Philipps-Universität Marburg 1527-1927, Marburg: Elwert 1927: 113)
Kramer, Johannes (1992): Das Französische in Deutschland, Stuttgart 1992:136
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Edmund Max Stengel (1873-1895)
* 1845 in Halle (Saale)
† 1935 in Marburg
Professor für Englische und Romanische Philologie, von 1873 bis 1896 an der Philipps-Universität in Marburg tätig. Edmund Max Stengel wird 1845 in Halle (Saale) geboren. Sein Studium absolviert er in Bonn bei Nikolaus Delius und Friedrich Diez. Nach Abschluss seines Studiums promoviert Stengel ebenfalls in Bonn im Jahre 1868 mit der Arbeit zum Thema Vocalismus des lateinischen Elementes in den wichtigsten romanischen Dialecten von Graubünden und Tyrol, aufgestellt und unter Herbeiziehung der verwandten romanischen Sprachen durch zahlreiche Beispiele belegt. Am 18. Juni 1870 wird er in Basel habilitiert. Von September 1871 bis April 1873 unternimmt er eine Studienreise nach Italien, bevor er zum 1. April 1873 als ordentlicher Professor für abendländische Sprachen und Literaturen an der Universität Marburg eingeführt wird, 1880 folgt die Professur für romanische Philologie. Vier Jahre später wird er Dekan der Philosophischen Fakultät.
1896 endet seine Tätigkeit als Professor in Marburg, er tritt die Nachfolge von Eduard Koschwitz an der Universität Greifswald an, der wiederum seinen Platz an der Philipps-Universität Marburg einnimmt. In Greifswald ist Stengel seit 1899 Mitglied des Kreistages und betätigt sich von 1907 bis 1911 als Redakteur der Zeitschrift des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus, neben seiner Funktion als Abgeordneter des Wahlkreises Rügen für die Freisinnige Volkspartei im Deutschen Reichstag. Im März 1913 wird Stengel zum Geheimen Regierungsrat ernannt.
Er hat zwei Söhne, Edmund E. und Walter Stengel, ersterer wird später ebenfalls ordentlicher Professor an der Universität Marburg. Nachdem Edmund Max Stengel einige Zeit in Halle gelebt hat, verlegt er seinen Wohnsitz 1924 wieder nach Marburg, wo er 1935 verstirbt.
Werke:
Die beiden ältesten provenzalischen Grammatiken: Lo Donatz Proensals und La Rasos de Trobar einem provenzalisch-italienischen Glossar (1878).
Mittheilungen aus französischen Handschriften der Turiner Universitäts-Bibliothek (1873).„Stengel, Edmund Max“, in: Professorenkatalog der Philipps-Universität Marburg <https://www.uni-marburg.de/uniarchiv/pkat/details?id=10263> (Stand: 27.11.2018)
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Carl Adolf Theodor Wilhelm Viëtor (1884-1918)
* 1850 in Nassau
† 1918 in Marburg
Professor für Englische Philologie, von 1884 bis 1918 an der Philipps-Universität in Marburg tätig. Wilhelm Viëtor wird 1850 als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Nassau geboren. Nachdem er Privatunterricht erhalten hat, besucht er bis zu seinem Abitur im Jahre 1869 Gymnasien in Wiesbaden und Weilburg, wo er die Reifeprüfung ablegt. Um dem Wunsch des Vaters zu entsprechen, studiert er Theologie, außerdem aber auch Philologie an den Universitäten von Leipzig, Berlin und Marburg.
Von 1872 bis 1873 ist er an verschiedenen Schulen in England als Lehrer tätig, bis er nach Deutschland zurückkehrt, um dort im Jahre 1875 in Marburg zu promovieren. Nach erneuten Lehrtätigkeiten in Deutschland und in England, unter anderem als „Lecturer“ am University College in Liverpool, wird er 1884 als außerordentlicher Professor für englische Philologie an die Philipps-Universität Marburg berufen, außerdem ist er Mitdirektor des Romanisch-Englischen Seminars. Zehn Jahre später wird er dann zum ordentlichen Professor ernannt. Aus der Ehe mit Karolina Hoffmann, welche er am 16. September 1886 heiratet, gehen drei Söhne hervor. Einige Jahre später, im Jahre 1901, wird er zum Direktor des Englischen Seminars in Marburg ernannt und bekleidet drei Jahre später das Amt des Dekans der Philosophischen Fakultät der Universität Marburg.
Besonders bekannt ist Viëtor für seinen Einsatz in der Reformbewegung des Fremdsprachenunterrichts, er setzte sich für eine möglichst hohen praktischen Anteil ein, um die mündliche Sprachkompetenz zu verbessern und sich nicht nur auf die Grammatik und Übersetzungen zu konzentrieren. Er erhält das neu gegründete Ordinariat für Englische Philologie im Jahre 1909 und während des Ersten Weltkriegs, im Juni 1916, wird er zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Viëtor verstirbt am 22. September 1918 nach längerer Krankheit in Marburg.Werke:
Der Sprachunterricht muss umkehren! Ein Beitrag zur Überbürdungsfrage von Quousque Tandem (Wilhelm Viëtor) (1886).
„Viëtor, Carl Adolf Theodor Wilhelm“, in: Professorenkatalog der Philipps-Universität Marburg <https://www.uni-marburg.de/uniarchiv/pkat/details?id=4054> (Stand: 27.12.2018)
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Ernst Robert Curtius (1886-1956)
* 1886 in Thann (Elsass)
† 1956 in Rom
Professor für Romanische, später auch Mittellateinische Philologie, von 1920 bis 1924 an der Philipps-Universität in Marburg tätig. Ernst Robert Curtius wird 1886 im Elsass als Sohn eines Juristen und Theologen geboren. Der deutsch-französische Raum des Elsass hat Ernst Robert Curtius schon früh fasziniert, bedingt durch seine Schul- und Studienorte Colmar und Straßburg. An der Universität Straßburg und später auch in Berlin und Heidelberg studiert er zuerst Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft, später gilt sein Interesse der neueren Philologie. Im Jahre 1910 wird Curtius mit seiner Arbeit „Einleitung zu einer neuen Ausgabe der Quatre livre des reis“ in Straßburg promoviert. 1913 folgt die Habilitation beim Elsässer Heinrich Schneegans an der Universität Bonn.
Nach dem Ersten Weltkrieg, bei dem Curtius als Frontoffizier tätig ist, folgt seine erste außerordentliche Professur an der Universität Bonn im Jahre 1919. Ein Jahr später geht er nach Marburg, dort hat er eine ordentliche Professur inne. Es zieht ihn 1924 weiter nach Heidelberg, wo er einige Zeit bleibt, bis er dann im Jahre 1929, dieses Mal als ordentlicher Professor, nach Bonn zurückkehrt und da bis zu seiner Emeritierung 1951 bleibt. Zu seiner Lebensaufgabe hat er es sich gemacht, sich um die Verständigung zwischen der deutschen und der französischen Kultur zu bemühen und ein gemeineuropäisches Klima zu schaffen.
Werke:
Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter (1948).
Frankreich. Erster Band: Die französische Kultur. Eine Einführung (1931).Lausberg, Heinrich, "Curtius, Ernst Robert", in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 447-448 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118523058.html#ndbcontent
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Leo Spitzer (1887-1960)
* 1887 in Wien
† 1960 in Forte dei Marmi
Professor für Romanische Sprachwissenschaft, von 1925 bis 1930 an der Philipps-Universität in Marburg tätig. Leo Spitzer wird 1887 in Wien als Sohn eines Forstbesitzers geboren. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wird er hauptsächlich von der Lebensgefährtin seines Vaters aufgezogen. Spitzer besucht die Volksschule und das Kaiserliche Franz Joseph-Gymnasium in Wien, im Anschluss daran studiert er, ebenfalls in Wien, Romanische Philologie. Bereits in seiner Dissertation widmet Spitzer sich der Stilforschung, auf die er auch später seinen Forschungsschwerpunkt legt, 1910 wird er dann bei Wilhelm Meyer-Lübke promoviert. Im Laufe seiner Studien zieht es Spitzer an die Sorbonne, nach Leipzig und nach Italien, bevor er sich 1912 in Wien habilitiert und ein Jahr später die „Venia docendi“ für Romanische Philologie erhält, die Lehrbefugnis für Privatdozenten.
Während des Erstens Weltkrieges ist Spitzer bei der österreichischen Zensurabteilung tätig; diese Arbeit mit den Briefen italienischer Kriegsgefangener fließt zu einem großen Teil mit in seine Diskursanalyse ein. Mit Ende des Krieges wird Spitzer nach Bonn umhabilitiert und 1925 wird er dann ordentlicher Professor der Romanischen Philologie in Marburg, gefolgt von seiner Tätigkeit an der Universität Köln, wohin er 1930 wechselt. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wird Spitzer 1933 während des Nationalsozialismus entlassen und emigriert nach Istanbul, wo er ab 1936 als ordentlicher Professor lehrt. Noch im selben Jahr wechselt er an die John Hopkins University Baltimore, an der er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1955 tätig ist.
Als besondere Auszeichnung erhält Leo Spitzer im Jahre 1955 den Antonio-Feltrinelli-Preis und ist zwischenzeitlich Mitglied der florentinischen Accademia della Crusca und der Accademia die Lincei in Rom, der ersten privaten Institution zur Förderung der Naturwissenschaften in Europa.
Werke:
Stilstudien (1928).
Hurch, Bernhard, "Spitzer, Leo" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 722-724 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752138.html#ndbcontentInhalt ausklappen Inhalt einklappen Erich Auerbach (1892-1957)
* 1892 in Berlin
† 1957 in Wallingford, Connecticut
Professor für Romanische Philologie, von 1930 bis 1935 an der Philipps-Universität in Marburg tätig.
Erich Auerbach wird 1892 als Sohn jüdischer Eltern in Berlin geboren. Den Besuch des Französischen Gymnasiums in Berlin beendet er im Jahre 1910 mit dem Abitur, bevor er sich für sein Jurastudium nach Heidelberg wendet. Drei Jahre später, im Jahre 1913, wird er bei dem Strafrechtler Karl von Lilienthal promoviert.
In den Ersten Weltkrieg geht Auerbach als Kriegsfreiwilliger und wird 1918 in Nordfrankreich schwer verletzt. Nach seiner Genesung entschließt er sich zu einem zweiten Studium und begibt sich an die Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, wo er Romanische Philologie studiert. Eine zweite Promotion erfolgt an der Universität Greifswald bei Erhard Lommatzsch, seine Dissertation schreibt Auerbach Zur Technik der Frührenaissancenovelle in Italien und Frankreich.
Nach einigen Jahren der Tätigkeit als Bibliothekar in Berlin wendet sich Auerbach Ende der zwanziger Jahre nach Marburg, wo der Romanist Leo Spitzer sein Professor ist. 1929 habilitiert er sich bei ihm mit seiner Schrift Dante als Dichter der irdischen Welt. Als Spitzer einem Ruf nach Köln folgt, erhält Erich Auerbach den Marburger Lehrstuhl.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wird Auerbach zunehmend schikaniert und aus seinem Amt gedrängt. Er verliert 1935 endgültig seinen Lehrstuhl, den danach Auerbachs Schüler Werner Krauss vertritt. Auerbach flieht mit seiner Familie nach Istanbul, wo er wiederum die Nachfolge von Leo Spitzer antritt und an der dortigen Universität die Professur für europäische Philologie übernimmt. Dort verfasst er auch sein bekanntestes Werk, Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur. Im Jahre 1947 bricht Auerbach in die Vereinigten Staaten auf, wo er zunächst an der Pennsylvania State University doziert und später dann auf den Lehrstuhl der romanischen Philologie in Yale berufen wird, eine Position, die er bis zu seinem Tod 1957 inne hat. Neben Werner Krauss gehört der amerikanische marxistische Literaturkritiker Fredric Jameson zu Auerbachs bekanntesten Schülern. Jameson wurde in Yale bei Auerbach mit einer Arbeit über Sartres Stil promoviert.
Werke:
Dante als Dichter der irdischen Welt (1929).
Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur (1946).
La Cour et la Ville. In: Erich Auerbach: Vier Untersuchungen zur Geschichte der französischen Bildung (1951, zuerst 1933 als „Das französische Publikum des 17. Jahrhunderts“)Maas, Utz: http://zflprojekte.de/sprachforscher-im-exil/index.php/catalog/a/128-auerbach-erich/ (22.03.2019)
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Eduard Koschwitz (1896-1901)
Koschwitz wurde in Breslau geboren und dort im Jahr 1875 promoviert. Es folgte die Habilitation in Straßburg, wo er von 1877 bis 1880 lehrte. Seit 1881 ord. Professor für Romanische Philologie in Greifswald, brach er 1890 zu einer ausgedehnten Studienreise in die Schweiz und nach Frankreich auf; dort lernte er den Phonetiker Jean-Pierre Rousselot sowie den provenzalischen Dichter Frédéric Mistral kennen. Die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Mistral mündete in zwei Publikationen: Die Grammaire historique de la langue des félibres (1894) sowie die von Koschwitz veranstaltete Studienausgabe des Hauptwerkes Mistrals, Mirèio (1900), bildeten die Grundlage verschiedener Seminare zur neuprovenzalischen Sprache und Literatur an der Universität Marburg, wo Koschwitz von 1896 bis 1901 als ord. Professor für Romanische Philologie sowie als Direktor des romanisch-englischen Seminars wirkte. Als leidenschaftlicher Didaktiker rief er hier außerdem Sommerkurse für zukünftige Lehrer ins Leben. 1901 wechselte Koschwitz an die Universität Königsberg; dort starb er im Jahr 1904. (Melanie Stralla)
Porträt Koschwitz in: Zeitschrift für französischen und englischen Unterricht. Berlin: Weidmannsche Buchhandlung, 3, 1904, o. SInhalt ausklappen Inhalt einklappen Werner Krauss (1900-1976)
* 1900 in Stuttgart
† 1976 in Berlin
Professor für Romanische Philologie, von 1931 bis 1947 an der Philipps-Universität in Marburg tätig.
Werner Krauss wird 1900 als Sohn eines Literaturhistorikers geboren. Nach dem Besuch des Eberhard-Ludwig-Gymnasiums in Stuttgart wendet er sich für sein Studium der Literatur- und Kunstwissenschaften nach Berlin, München und Madrid. Auf seine Promotion in München im Jahre 1928 folgt drei Jahre später die Habilitation, die er in Marburg bei Erich Auerbach ablegt. Hierzu schreibt er über „Die ästhetischen Grundlagen des spanischen Schäferromans“. Zu diesem Zeitpunkt beginnt Krauss seine Lehrtätigkeit an der Universität Marburg, seit 1933 ist er außerordentlicher Professor für romanische Philologie.
Da seine kritische Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus bald aktenkundig wird, schlägt eine Berufung nach Rostock fehl, er wird aber 1940 nach Berlin an eine Dolmetscher-Lehrkompanie einberufen und schließt sich dort einer Widerstandsgruppe an. Er wird 1943 zum Tode verurteilt, jedoch kann das Urteil noch in eine fünfjährige Zuchthausstrafe gewandelt werden. In der Zeit seiner Gefangenschaft verfasst er einen verschlüsselten Widerstandsroman, PLN, und Entwürfe zu seinen Gracián-Studien.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wird Krauss Direktor des romanischen Instituts in Marburg und ist einer der Herausgeber der Monatszeitschrift Die Wandlung. Im Mai 1946 erhält er schließlich die Professur für Romanische Philologie in Marburg, jedoch erkrankt er bald darauf und wechselt ein Jahr später an die Universität Leipzig.
Werner Krauss ist weltbekannt für seine Veröffentlichungen zur Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts und ist von 1958 bis zu seiner Emeritierung 1965 Direktor des Instituts für romanische Sprachen und Kultur an der Deutschen Akademie für Wissenschaften.
Werke:
Graciáns Lebenslehre (1947).
Miguel de Cervantes, Leben und Werk (1966).
Boerner, Wolfgang, "Krauss, Werner" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1979), S. 719-720 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118566393.html#ndbcontentInhalt ausklappen Inhalt einklappen Eduard Wechßler (1904-1930)
* 1869 in Ulm
† 1949 in Sontheim an der Brenz
Professor für Romanische Philologie, von 1901 bis 1919 an der Philipps-Universität in Marburg tätig.
Eduard Wechßler wird 1869 als Sohn eines Kaufmanns in Ulm geboren, seine Mutter ist eine Wirtstocher und stammt aus Sontheim. Er wird von seinem Vater nicht gedrängt, ihm in den kaufmännischen Fußstapfen nachzufolgen, sondern darf eine höhere Schulbildung abschließen und ein Studium absolvieren. Im Anschluss an den Schulbesuch in Ulm und Stuttgart geht Wechßler für sein Studium zunächst nach Tübingen, später studiert er auch in München, Heidelberg und in Halle. In Halle erwirbt er 1893 auch den Doktorandengrad mit einer Schrift über Die romanischen Marienklagen, zwei Jahre später folgt seine Habilitation mit Untersuchungen Über die verschiedenen Redaktionen des Robert von Borron zugeschriebenen Graal-Lancelot-Cyklus.
Seinen ersten Lehrauftrag erhält Eduard Wechßler an der Philipps-Universität in Marburg, an der er seit 1901 tätig ist. Für drei Jahre übernimmt er die Vertretung eines ordentlichen Professors, bis er dann im März 1904 zum außerordentlichen Professor der Romanistik ernannt wird. Er hat in einigen Semestern die Position des stellvertretenden Direktors des Romanischen Seminars inne, bis er dann im Jahre 1909 die ordentliche Professur für Romanistik erhält und Direktor des Romanischen Seminars wird. Ab 1916 ist er Dekan der Philosophischen Fakultät in Marburg, bis er zum Sommersemester 1920 als ordentlicher Professor nach Berlin berufen wird.
In seiner akademischen Laufbahn erhält Wechßler im Jahre 1933 den Titel des Ehrendoktors an der Universität in Coimbra und ein Jahr vor seiner Emeritierung im Jahre 1937 wird er Direktor des Instituts Portugal-Brasilien.
Werke:
Die Romanischen Marienklagen. Ein Beitrag zur Geschichte des Dramas im Mittelalter. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Philosophischen Doctorwürde (1893).
Wege zu Dante (1922).
Wechssler, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118806475.html [07.03.2019].
https://www.uni-marburg.de/uniarchiv/pkat/gnd?id=118806475
https://kobra.uni-kassel.de/bitstream/handle/123456789/2010071533782/DissertationSusanneDalsteinPaff.pdf;jsessionid=C9DA1E66D398789C2283D31BA67B7284?sequence=5 (22.03.2019)Inhalt ausklappen Inhalt einklappen August Buck (1911-1998)
* 1911 in Delitzsch
† 1998
Professor für Romanische Philologie, von 1957 bis 1978 an der Philipps-Universität in Marburg tätig.
Als Sohn eines Katasteramtdirektors wird August Buck 1911 in Delitzsch geboren, wo er auch die Volksschule und die Oberrealschule besucht. Nach seinem Abitur verfolgt Buck vielfältige Interessen in seinem Studium: er studiert in Wien, Berlin, Paris und Perugia Romanische Philologie, Geschichte und Philosophie. 1936 wird er in Leipzig promoviert, hierzu schreibt er über den Platonismus in den Dichtungen Lorenzo de Medicis.
Im Anschluss an seine Promotion geht Buck nach Kiel, wo er als Lektor für Italienisch tätig ist, außerdem habilitiert er sich dort 1942 mit einer Schrift zu den Italienischen Dichtungslehren des Mittelalters. In der Zwischenzeit zieht es August Buck im Wintersemester 1937/38 beruflich an die Universitäten von Neapel und Venedig, wo er Lektor für Deutsche Sprache ist. Sein Intermezzo in Italien endet 1945 mit seiner Rückkehr an die Universität Kiel, wo er als Privatdozent für Romanische Philologie arbeitet. Von 1949 bis 1957 ist Buck als außerplanmäßiger Professor weiterhin an der Universität Kiel tätig, bis er 1957 als ordentlicher Professor für Romanische Philologie nach Marburg wechselt. Hier ist er 1960/61 Dekan der Philologischen Fakultät und 1966/67 Direktor der Universität.
Zeit seines Lebens interessiert Buck sich sehr für die humanistische Kultur und die italienische Geistesgeschichte. Außerdem ist er von 1972 bis 1996 Präsident der Deutschen Dante-Gesellschaft und erhält 1981 den Titel „Ehrendoktor der Universität Poitiers“.
Werke:
Die humanistische Tradition in der Romania (1968).
Humanismus. Seine europäische Entwicklung in Dokumenten und Darstellungen (1987).
Hausmann, Frank-Rutger, „Buck, August“ in: Romanistenlexikon. http://lexikon.romanischestudien.de/index.php?title=Buck,_August