Hauptinhalt
“Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes”: Amerikanische Medizinerinnen des 19. Jahrhunderts in Literatur und Geschichte
Prof. Dr. Carmen Birkle
- Wann gab es die ersten Medizinstudentinnen in den USA und Europa?
- Welche stereotypen Vorstellungen von der (Un)Fähigkeit der Frauen verhinderten zunächst deren Medizinstudium auf beiden Seiten des Atlantiks?
- Wie werden Biografien von Frauen in der Medizin in Literatur und Autobiografie in den USA im 19. Jahrhundert thematisiert?
Das vom Leipziger Neurologen Dr. Paul Julius Möbius (1853-1907) im Jahre 1900 publizierte Werk zur Medizin und anderen Disziplinen höherer Bildung, Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes, fasst in seinem Titel sehr prägnant die damals weit verbreitete Meinung zusammen, dass Frauen der Zugang zu Berufen in der Medizin, Jura oder Theologie verwehrt werden sollte, da man den “physiologische[n] Schwachsinn ernsthaft zu nehmen” habe. Die Gründe waren nicht auf die Physiologie beschränkt, und auf beiden Seiten des Atlantiks, d.h. in Europa und in den USA, wurde man – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht müde, immer neue Überlegungen anzustellen, um Frauen vor sich selbst und die jeweilige Nation vor den Frauen zu beschützen, die es wagten, weiterführende Schulbildung und z.B. ein Studium der Medizin auch nur in Erwägung zu ziehen. Dass man sich damit auch zukünftiger Konkurrenz entledigen wollte, sei hier nur am Rande erwähnt. Auf der Suche nach kultureller und politischer Identität wurde die amerikanische Frau zur “Mutter der Nation”, die sich um die Familie, die private Sphäre und vor allem um den Nachwuchs zu kümmern hatte. Welche weiteren Begründungen wurden auf beiden Seiten des Atlantiks im langen 19. Jahrhundert gegen die Frauen als Medizinerinnen angeführt? Wie äußerten sich sowohl Medizinerinnen (die es geschafft hatten) in Autobiografien über ihren Kampf um Aus- und Weiterbildung? Wie wurden Medizinerinnen in der U.S.-amerikanischen Literatur dargestellt?
Diese und andere Fragen möchte ich einem Vortrag (in englischer oder deutscher Sprache) ansprechen oder in einem Workshop anhand von ausgewählten Textbeispielen diskutieren.
Kontakt:
Prof. Dr. Carmen Birkle