24.04.2024 Dr. Hannah Jeckel für exzellente Forschung im Bereich der Biophysik ausgezeichnet
FBR des Fachbereichs Physik vergibt den fachbereichsinternen Alfred-Wegener-Dissertationspreis für den Jahrgang 2023
Dr. Hannah Jeckel, die zunächst in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Knut Drescher und nach dessen Wechsel an die Universität Basel in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Peter Lenz zu mikrobiellen Gemeinschaften geforscht hat, erhält den Alfred-Wegener-Dissertationspreis für ihre Dissertation Computational Approaches to Explore Spatially Structured Microbial Communites.
Mikroorganismen bevölkern jeglichen Lebensraum der Erde und spielen eine entscheidende Rolle in Ökosystemen durch ihre vielfältigen Interaktionen mit anderen Organismen. Die Dissertation von Frau Jeckel konzentriert sich darauf, die raumzeitlichen Aspekte mikrobieller Gemeinschaften zu erforschen und bietet Einblicke in die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Mikroben in räumlich strukturierten Biofilmen. Frau Jeckel hat einen experimentellen Aufbau entwickelt, der Mikroskopie-Aufnahmen mit der Entnahme von Proben durch einen selbst hergestellten Roboterarm synchronisiert. Dieser innovative Ansatz ermöglicht es, eine Vielzahl biologischer Parameter zugleich zu messen und gleichzeitig eine hohe räumliche Auflösung zu erzielen. Diese Methode eröffnete einen beispiellos detailreichen Einblick in die raumzeitliche Entwicklung von Bakteriengemeinschaften und trägt dazu bei, den Austausch von Metaboliten zwischen verschiedenen Subpopulationen aufzudecken.
Hannah Jeckels Arbeit umfasst auch die Anwendung bildgebender Verfahren zur hochauflösenden Beobachtung von Biofilmen. Darüber hinaus hat sie Algorithmen zur computergestützten Bildanalyse entwickelt, die es ermöglichen, aus großen Datenmengen effizient die wichtigsten Parameter für die raumzeitliche Entwicklung von mikrobiellen Gemeinschaften zu berechnen. Ein herausragendes Ergebnis ihrer Forschung ist die Entwicklung der Software BiofilmQ, die bereits von vielen Forschern weltweit genutzt wird, um räumlich strukturierte Mikroskopie-Bilder zu analysieren. In einer besonders bemerkenswerten Anwendung von BiofilmQ wird das Mikrobiom des menschlichen Mundes mit frühkindlicher Karies und bei gesunden Kindern untersucht. Diese Arbeit zeigt, wie die von Hannah Jeckel entwickelten Methoden erfolgreich in einem medizinischen Kontext angewendet werden können.
„Ihre wissenschaftlichen Arbeiten liefern einen bemerkenswerten Beitrag zur Erforschung mikrobieller Gemeinschaften und zeichnen sich durch ihre multidisziplinären Ansätze sowie innovative Methoden zur Untersuchung räumlich strukturierter Biofilme aus.“, kommentiert Prof. Lenz die wissenschaftliche Leistung seiner Doktorandin. „Insbesondere die Software BiofilmQ verdeutlicht das hohe Anwendungspotenzial ihrer Arbeit.“
Der Fachbereichsrat Physik entschied in seiner Sitzung am 17. April 2024 über die Vergabe und folgte damit der Empfehlung der Auswahlkommission. „Wir freuen uns, dass wir mit Dr. Hannah Jeckel in diesem Jahr eine ganz besondere Wissenschaftlerin würdigen können, die schon während ihres Studiums durch herausragende Leistungen beeindruckte.“, kommentierte Prof. Dr. Florian Gebhard, Vorsitzender des Auswahlgremiums und Dekan des Fachbereichs Physik die Entscheidung. „Überzeugt hat Dr. Hannah Jeckel auch durch ihre Publikationsleistung – von ihren 17 Veröffentlichungen in zumeist renommierten Fachzeitschriften sind sieben in ihre kumulative Dissertation eingeflossen, bei sechs dieser Arbeiten war sie die Erstautorin. Bemerkenswert ist auch die große Bandbreite an Methoden, die sie zur Erlangung ihrer Ergebnisse angewendet hat.“
Der Fachbereich Physik würdigt mit dem Alfred-Wegener-Dissertationspreis den wissenschaftlichen Fortschritt, der mit der ausgezeichneten Arbeit erzielt wurde. Der Preis wird durch die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung gefördert und ist mit 4.000 Euro dotiert.
Der Fachbereich dankt der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung für diese Förderung.