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Gerling Sternwarte

Fotograf: Jan Loske
Die Gerlingsternwarte aus nordwestlicher Richtung, 2014

Die Sternwarte wurde von Christian Ludwig Gerling 1841 nach dem Umzug des Mathematisch-Physikalischen Instituts in das frisch renovierte und umgebaute Gebäude am Renthof im Turm des Renthof 6 eingerichtet. Im Oktober deselben Jahres und in Betrieb genommen nahm er sie mit einer Messung des Polarsterns in Betrieb.

Das obere Ende des Turmes bestand aus einem achteckigen Häuschen umgeben von einer Galerie. Das Häuschen nutzte er zur Aufbewahrung seiner Geräte und gelegentlich auch zu Beobachtungen mit kleineren Teleskopen. Auf der Galerie ließ Gerling Säulen setzen, die vom Gewölbe des darunterliegenden Raumes getragen wurden und so selbst oben auf dem Turm einen recht festen und schwingungsarmen Stand der Teleskope erlaubten. Das Foto zeigt einen Blick von Norden auf die Sternwarte. Die meisten Beobachtungen erfolgten von der Säule im Westen.

Die Ausstattung der Sternwarte war für den Einsatz in der Ausbildung der Studierenden ausgelegt. Gerling und seine Studenten haben selber keine längerfristigen Beobachtungsprogramme gestartet oder sich an Kampagnen beteiligt. Es gibt jedoch Aufzeichnungen über Beobachtungen von Finsternissen, Sternbedeckungen, Planeten und deren Monde, Asteroiden, Kometen und Meteorschwärmen. Insbesondere in der Erforschung der Bahnen der Asteroiden waren Gerling und seine Mitarbeiter in die aktuelle Forschung eingebunden.

Der Beobachtungsplatz

Skizze des Gebäudes Renthof 6 mit Sternwarte aus dem Jahr 1890
Skizze des Gebäudes Renthof 6 mit Sternwarte aus dem Jahr 1890

Um die Westsäule herum befand sich ein Anbau zum Schutze des dort aufgestellten und justierten Instruments. Ein Teil des Anbaus bestand aus einem auf Rollen beweglichen Kasten, den man für Beobachtungen so weit nach Westen wegrollte, dass das Teleskop freie SIcht hatte und zugängig war. Der Anbau ist auf der Skizze aus dem Jahr 1890t gut zu erkennen; er muss später abgerissen worden sein, vermutlich bei einer Renovierung in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.

Von der Westsäule aus konnte Gerling den südlichen, westlichen und nördlichen Teil des Himmels gut einsehen. Nach Osten hin war die Sicht durch das Häuschen in der Mitte auf dem Turm teilweise verdeckt, man konnte jedoch durch die geöffneten Fenster hindurch bis zu 12° Zenitdistanz im Osten einsehen.

Zur einfachen Justierung des Teleskops auf der Westsäule ließ Gerling 1842 einen Peilstein im Norden – einen Meridianstein – und 1862 je einen Ost- und Weststein in einigen km Entfernung zur Sternwarte errichten.