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Messung am Frauenberg
Der Frauenberg südöstlich von Marburg
Der Frauenberg ist eine der markanten Erhebungen südlich von Marburg mit einer alten Ruine oben auf einem kleinen Plateau.
Die Ruine liegt von unten fast unsichtbar vom Wald verdeckt. Steht man in der Ruine hat man rundum fast freie Sicht. So bot sie sich für Messungen im Zusammenhang mit der Kurhessischen Triangulierung an.
- Gerling errichtete einen Messpunkt zweiter Klasse (einen der 17 Zwischenpunkte) im Netz seiner Messstationen mit einem Stangensignal. Von dort aus wurden der Dünsberg, die Wehrshäuser Höhe, der Schlossturm, der Turm der Elisabethkirche, die Amöneburg und der Taufstein im Vogelsberg angepeilt und die Winkel ausgemessen.
- Zum Abschluss der Kurhessischen Triangulierung führte er vom 22. August bis zum 9. September 1837 eine astronomische Bestimmung des Längenunterschiedes zwischen Göttingen – Frauenberg – Mannheim durch. Dazu ließ er als Standplatz für ein tragbares Passageinstrument einen Steinpfosten am nördlichen Ende des Plateaus der Ruine errichten.
Die Messungen im Sommer 1837
Mithilfe des Passageinstrumentes ermittelte Gerling die aktuelle Sternzeit auf dem Frauenberg mit Durchgangsmessungen und korrespondierenden Sonnenhöhen. Seine Kollegen C.F. Gauß und F. Nicolai taten dies in gleicher Weise in Göttingen und Mannheim. Die Sternzeit zeigt den Durchgang eines ausgesuchten Sternes durch den lokalen Meridian an. Je weiter westlich der Beobachter steht, um so später erfolgt aufgrund der Drehung der Erde dieser Durchgang. Wenn man diesen Unterschied der Sternzeit verschiedener Orte bestimmt, dann hat man damit die Differenz der geografischen Länge astronomisch ermittelt.
Der Clou dieser Messung von Gerling ist, dass in Göttingen, Mannheim und am Frauenberg diese Sternzeitmessungen mit synchron laufenden Uhren erfolgten! In einer Zeit ohne Handy, GPS und Telefon synchronisierte Gerling die drei Stationsuhren für jede Messungen durch Lichtblitze (Pulversignale und mit Heliotropen gespiegeltes Sonnenlicht), die vom Feldberg im Taunus und vom Hohen Meißner aus in verabredeten Zeitintervallen versandt wurden. Laufen die Uhren auf diese Weise im selben Takt, so kann dann der Durchgang eines verabredeten Sternes in allen drei Stationen genau vermessen und daraus der geografische Längenunterschied ermittelt werden. Details dieser aufwendigen Messungen veröffentlichte Gerling 1838 in den Astronomischen Nachrichten Nr. 15, Seite 249ff.