05.06.2024 Bericht zum ersten Workshop des Projekts AESOH in Kooperation mit dem Museum für Sepulkralkultur Kassel

Der erste Workshop in Kooperation mit dem Museum für Sepulkralkultur Kassel brachte viele spannende Diskussionen auf

von links nach rechts: Edith Franke, Rainer Brömer, Susanne Rodemeier, Tanja Pommerening, Ernst Halbmayer, Katrin Weber
Foto: Vanessa Obermair
von links nach rechts: Edith Franke, Rainer Brömer, Susanne Rodemeier, Tanja Pommerening, Ernst Halbmayer, Katrin Weber

1. Workshop des Projekts AESOH:

Der Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen

Der erste Workshop des BMBF-geförderten Projekts „Agency und Ethik: Sensible Objekte in Hochschulsammlungen“ (AESOH) fand am 18.12.2023 im Haus des Museums für Sepulkralkultur Kassel mit dem Fokus auf mögliche Formen des Umgangs mit menschlichen Überresten in Museen und
Sammlungen statt. Der eintägige Workshop diente dabei nicht nur dem inhaltlichen und sachlichen Austausch zum Workshop-Thema, er war auch das erste Treffen der Konsortium-Mitglieder in analoger Form.

Ein gepacktes, spannendes Workshop-Programm

Nach einführenden Worten durch die Projektleiterin Prof. Dr. Tanja Pommerening (IGPhMMR) vor rund 25 Teilnehmer*innen stellten die Teilprojekte erste Zwischenergebnisse aus ihren Forschungen vor.

Die AESOH-Teilprojekte

Prof. Dr. Edith Franke und Dr. Susanne Rodemeier(Religionskundliche Sammlung) gingen nach einem kurzen historischen Überblick auf die Herausforderungen im Umgang mit religiösen Objekten in säkularen musealen Kontexten ein und stellten Überlegungen zum Umgang mit religiös-sensiblen Objekten, sowie zur Agency und Sensibilität von Nicht (Human) remains vor. Prof. Dr. Ernst Halbmayer und Dr. Dagmar Schweitzer de Palacios sprachen über 15 afro-amerikanische und afrikanische Altäre als zentrale Objekte ihrer Forschungen. Dabei konnten in den Altären erste problematische Objekte in Form von Human und Non-human remains identifiziert werden.  Dr. Rainer Brömer stellte die Provenienzforschung der Medizinhistorisch-anatomische Sammlung vor und ging in diesem Kontext auf mögliche historische Quellen der Anatomie seit dem 16. Jahrhundert ein. Prof. Dr. Tanja Pommerening schloss den ersten Teil der Veranstaltung mit einem Überblick über Ägypten-bezogene Human Remains in deutschen Sammlungen und der. für die Hauptphase geplanten, Forschungsarbeit an diesen. 

Vorstellung der Kooperationsmuseen

Teil des Projekts AESOH ist die enge Zusammenarbeit mit den vier Kooperationsmuseen. Von diesen waren die jeweiligen Ansprechpartner*innen am Workshop anwesend und stellten sich vor. Dr. Jan Christoph Greim, Abteilungsleiter der Handelskunde am Übersee-Museum Bremen sprach über die langjährige Expertise des Museums im Bereich der Provenienzforschung und Repatriierung. Prof. Dr. Winfried Rosendahl (Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim), referierte über den zunehmend wichtiger werdenden Fokus der Museen auf Dekolonisierung. Anke Penzlin (M. Sc.) stellte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung vor und sprach explizit über die weitreichenden Erfahrungen der Leibniz Gemeinschaft zum Themenkomplex der Sammlungsdigitalisierung.

Das Museum für Sepulkralkultur stellte sich, als Gastgeber, im Zuge zweier dialogischer Führungen durch das Museum vor. Gerold Eppler führte die Teilnehmer*innen durch die  Sonderausstellung "Tina Ruisinger - Was vom Ende bleibt". Die Diskussionen der Teilnehmer*innen drehten sich dabei um Fragen der Ausstellungspraxis und des Zeigbaren von menschlichen Überresten im Bild und gegenständlicher Form. 

Dr. Ulrike Neurath nahm die Workshopbesucher*innen mit in die Dauerausstellung "Sterben, Tod, Bestattung, Trauer und Gedenken" und stellte in der Museumsführung erste Argumente zum Thema der Abschlussdiskussion "Das Dilemma um den musealen Umgang mit Human remains: Zwischen musealem Auftrag, ethischen Bedenken und Voyeurismus" vor.

Expertenvortrag "Umgang mit Leichen - Überblick über rechtliche Grundlagen"

Der Notar Matthias Sören Holland brachte in seinem Expertenvortrag die Teilnehmerinnen auf den aktuellen rechtlichen Stand beim Umgang mit Leichen und menschlichen Überresten. Neben dem Blick in die aktuellen Gesetztestexte und der zugehörigen Kommentare zur Bestattungspflicht, Bestattungsarten, Beförderung menschlicher Überreste und weiterer Vorschriften gab er noch einen juristischen Einblick in mögliche Fragestellungen beim Umgang mit Human remains in Museen und Sammlungen.

Der erste Workshop gab allen Teilnehmenden viel Input, Diskussionsgrundlage und weiterführende Ideen und so gingen die Teilnehmer*innen beflügelt aus dem Workshop.

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