14.10.2024 Bericht zum zweiten Workshop des Projekts AESOH in Kooperation mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Der zweite Workshop in Kooperation mit der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung drehte sich zwei Tage um das Thema „Sensible Daten im digitalen Raum“

Symbolbild des Workshops Sensible Daten im digitalen Raum: Links: das Logo des Projekts; mittig: ein Karton mit Archivalien umgeben von einem Netz; rechts: das Logo der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.
Symbolbild: Workshop "Sensible Daten im digitalen Raum"

2. Workshop des Projekts AESOH:

Sensible Daten im digitalen Raum

Der zweite Workshop des BMBF-geförderten Projekts „Agency und Ethik: Sensible Objekte in Hochschulsammlungen“ (AESOH) fand am 07.10. und 08.10.2024 im Grünen Hörsaal des Arthur von Weinberg-Hauses der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main mit dem Fokus auf sensible Daten im digitalen Raum statt. 

Interdisziplinäre Diskussionsrunden als zentrale Elemente des Workshops

Nach den herzlichen einleitenden Grußworten des Direktors der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Prof. Dr. Andreas Mulch und der Projektleiterin Prof. Dr. Tanja Pommerening (IGPhMMR) bot Martin Stricker (Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland) mit der Keynote Lecture: „Sensible Daten im digitalen Raum“ einen umfassenden Einblick in die Problemstellungen und Lösungsansätze beim Umgang mit sensiblen Sammlungsobjekten und -subjekten im Zuge digitaler Erfassungen, angefangen mit der Identifizierung und Charakterisierung sensibler Daten bis hin zur Vorstellung der in dieser Hinsicht eher wenig expliziten ethischen Leitlinien und Leitfäden. 

Panel 1: Sensibilität von Daten

Das erste Panel demonstrierte, wie im Rahmen größerer Projekte mit sensiblen Daten umgegangen wird. Gesa Grimme (Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland) ging der Frage nach, ob die Gemeinsame Normdatei (GND) ein mögliches Hilfsmittel für die Beschreibung sensibler Objekte sein könnte und beantwortete diese Frage abschließend mit einem klaren „Jein“. Wie jedes Hilfsmittel, so Grimme, habe auch die GND Vor- und Nachteile, die den Anwender*innen bewusst sein müssten. Lisa Quade (Institut für Museumsforschung, Staatliche Museen zu Berlin) stellte den Workshop-Besucher*innen in ihrem ersten Vortrag das Portal „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ vor und gab Einblicke, wie man hier bei der Aufnahme und auch Aussparung bestimmter sensibler Objekte und ihrer Daten verfahren ist. In ihrem zweiten Vortrag beleuchtete Lisa Quade die „Ethischen Aspekte der Erfassung und Publikation von Kulturerbedaten in der Minimaldatensatz-Empfehlung“. Zum Abschluss des Panels gab Marita Andó (Staatliche Kunstsammlungen Dresden) Einblicke in den Umgang der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit sensiblen Daten, Objekten und Fotos. Die Präsentationen des ersten Tages regten zu den gewünschten lebhaften Diskussionen an, die auch am zweiten Workshop-Tag wieder aufgenommen wurden.  

Panel 2: Sensible Daten im digitalen Raum - Diskussionsrunde

Das zweite Panel lieferte Fallbeispiele aus dem AESOH-Projekt, die von den Projektmitgliedern der vier Teilprojekte vorgestellt wurden, um daran konkrete Fragen zur Aufnahme in die digitale Welt zu diskutieren. Für Teilprojekt 1 zeigte Vanessa Obermair die digitale Version einer Ausstellung, um eine Diskussion über die (Nicht-)Zeigbarkeit von human remains in Form dreidimensionaler Objekte oder Fotografien zu entfachen. Die Fragen von Lars Feuer (Teilprojekt 2) wurden in Vertretung von Vanessa Obermair vorgestellt. Hier standen vor allem sprachliche Barrieren in der Digitalisierung sowie nicht digitalisierbare Agency-Aspekt wie Gerüche oder die Haptik von Objekten und die Digitalisierung temporaler Komponenten (Vergänglichkeit) im Zentrum der Diskussion. Dr. Rainer Brömer (Teilprojekt 3) diskutierte mit den Workshopteilnehmer*innen über die Frage der genauen Aufnahme von Sammlungsdaten in Sammlungsdatenbanken, wenn die Subjekte aus den Sammlungen möglicherweise in naher Zukunft bestattet werden würden. Ricarda Gericke beschäftigt sich im Teilprojekt 4 mit dem Umgang mit altägyptischen Mumien und ihrer Teile aus ägyptologischer Perspektive. Ihre zentralen Fragen rundeten die interdisziplinäre Diskussion ab, die zeigte, dass unterschiedliche Disziplinen und Fachexpertisen auf die Herangehensweisen bei der Digitalisierung großen Einfluss nehmen. 

Einblicke in die Sammlungen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung 

Zwei Führungen durch die Sammlungen der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung sorgten für einen weiteren Wechsel der Perspektiven. Nachdem in Panel 2 über Fallbeispiele in Hochschulsammlungen und kulturhistorischen Zusammenhängen diskutiert wurde, konnten die Workshopteilnehmer*innen nun in die Arbeitsweisen in musealen naturwissenschaftlichen Sammlungen eintauchen. Andreas Allspach (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt) führte die Gruppen zunächst durch die Sektion Malakologie des Hauses. Hier standen Prof. Dr. Julia D. Sigwart und Sigrid Hof Rede und Antwort zur Arbeit an der zweitgrößten Sammlung des Hauses. Nach weiteren Einblicken in die Abteilungen der marinen Zoologie stellte Alexander Knorrn das Projekt zum Aufbau einer naturhistorischen Referenzsammlung für Mauretanien in enger Kooperation mit Forscher*innen des IMROP (Institut Mauritanien de Recherche Océanographique et des Pêches) vor.

Panel 3: Sensible Daten und Objekte aus Sicht der Senckenberg Gesellschaft 

Einen gelungenen Abschluss des zweiten Workshoptages bildeten die Vorträge des dritten Panels. Anke Penzlin (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt) führte die Teilnehmer*innen in ihrem Vortrag in die Sammlungsdatenpublikation bei Senckenberg und die öffentliche Darstellung von Daten, mit der Möglichkeit der Zugriffseinschränkung, ein. Mit dem sensiblen Thema der Provenienzforschung an Human remains in der Osteologischen Sammlung der Universität Tübingen stellten Dr. Hannes Rathmann (Eberhard Karls Universität Tübingen; Senckenberg Centre for Human Evolution and Paleoenvironment) und Katharina Julia Rymer (Eberhard Karls Universität Tübingen) noch ein weiteres wichtiges Thema im Bereich der Erhebung sensibler Daten und der Bearbeitung sensibler Daten vor und rundeten damit den zweiten Tag des Workshops ab. 

Wir, das gesamte Projektteam AESOH, möchten uns nochmals ganz herzlich bei allen Expert*innen inklusive aller Beiratsmitglieder und Kooperationspartner*innen für die großartigen und konstruktiven Präsentationen und Diskussionsbeiträge bedanken. Ein besonderer Dank gilt zudem dem Team der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, das den Workshop zu einem vollen Erfolg gemacht hat.

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