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„Provenienzforschung zu den Fetuspräparaten und Erarbeitung eines Konzepts für Erhaltung und Präsentation der Medizinhistorisch-Anatomischen Sammlung“

Foto: Rainer Brömer
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Schwerpunkt: Medizinhistorisch-anatomische Sammlung (MAS)

Leitung: Prof. Dr. Tanja Pommerening

Bearbeitung: Dr. Rainer Brömer
Präparator*in: NN 

 In der Entwicklung der Anatomie als Grundlagenfach der Humanmedizin haben Untersuchungen an Leichen seit der Antike eine wesentliche und bis in die Gegenwart umstrittene Rolle gespielt. Während heute freiwillige Körperspende die Norm ist, wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts Angehörige bestimmter Gruppen von Menschen nach dem Tod von Amts wegen der Anatomie überstellt. Da auf diese Weise die Nachfrage für die medizinische Ausbildung nicht befriedigt wurde, war die Sammlung von Dauerpräparaten wesentlich. Zu den bedeutendsten erhaltenen Beständen gehört die Medizinhistorisch-Anatomische Sammlung der Universität Marburg. Aus ethischer Sicht sind fast alle ihre Präparate als kulturell sensibles Sammlungsgut anzusehen, wenn auch mit graduellen Abstufungen. Besonders herausfordernd sind rund 200 in Form von Feuchtpräparaten vollständig oder in Teilen konservierte menschliche Feten, meist aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die in der Vorphase des Projekts physisch gesichert und digital dokumentiert werden.

Fragestellung des Teilprojekts

Für alle Feten wird die Provenienz anhand von Akten und Nachlässen der Forscher, Korrespondenzen, Melderegistern, Polizeiakten et cetera weitestmöglich erforscht. Da die Rekonstruktion der Umstände, unter denen die Ungeborenen in die Sammlung aufgenommen wurden, auf individueller Ebene oft nicht möglich ist, wird alternativ eine Einordnung nach Perioden versucht und auf dieser Grundlage eine Liste von Empfehlungen für den Umgang mit Gruppen von Präparaten erarbeitet, da sich der Umgang mit Schwangeren und ihren nicht überlebenden Kindern im Untersuchungszeitraum stark gewandelt hat. 

Zielsetzung des Projekts

Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen werden in den Diskurs über die Ethik und Agency von menschlichen Präparaten eingebracht, wozu ein Austausch mit den wichtigsten anatomischen Sammlungen im deutschsprachigen Raum gesucht wird. Im Verbund der Teilprojekte  und in Zusammenarbeit mit den Partnermuseen werden schließlich Richtlinien erarbeitet, die in ein breites Konzept für den Umgang mit sensiblen Objekten aus Hochschulsammlungen in Forschung, Lehre und gegebenenfalls öffentlicher Präsentation einfließen.

Kooperationspartner

Gefördert von