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Vortrag: Botanik im Wandel. Pflanzenabbildungen in Kräuterbüchern des 14. bis 16. Jahrhunderts.
Wissenschaftshistorisches Kolloquium - Institut für Geschichte der Pharmazie und Medizin (i. Gr.)
Veranstaltungsdaten
20. April 2022 18:00 – 20. April 2022 20:00
Termin herunterladen (.ics)
Hörsaal des Institutsgebäudes, Roter Graben 10, 35037 Marburg
Der Vortrag wird zusätzlich per WebEx gestreamt, so dass eine Online-Teilnahme ebenfalls möglich ist. Die Zugangsdaten erhalten Sie auf Anfrage per E-Mail in unserem Sekretariat.
Abstract
Illustrierte Kräuterhandschriften gibt es seit der griechischen Antike, sie erlebten jedoch in Europa im vierzehnten und insbesondere dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert einen starken Aufschwung. Seit der Antike wurde in Kräuterbüchern medizinisches Wissen über die Heilwirkung der bekannten Pflanzen festgehalten. Während im Früh- und Hochmittelalter die Darstellung des Aussehens der Pflanzen eine untergeordnete Rolle spielte und Kräuterbücher meist nur Texte enthielten, wurden ab dem vierzehnten Jahrhundert die morphologischen Merkmale zur Identifizierung der Pflanzen immer wichtiger und daher auch zunehmend illustriert. Erste gedruckte Kräuterbücher wurden ab den 1480er Jahren veröffentlicht und erreichten vermutlich einen größeren Leserkreis als die Manuskripte, wiesen aber zunächst ein qualitativ weitaus schwächeres Bildmaterial auf. Erst seit den 1530er Jahren konnten die Druckwerke der sogenannten „Väter der Botanik“ mit guten Pflanzenillustrationen aufwarten, wenngleich daneben noch illustrierte Manuskripte ausgeführt wurden. Im Zeitraum vom 14. bis zum 16. Jahrhundert vollzog sich damit nicht allein ein Übergang von der Kräuterkunde, die primär an medizinischen Heilwirkungen interessiert war, zur Botanik, die sich nun auch mit morphologischem Wissen, dessen Studium und überregionalen Standardisierung befasste, sondern auch ein medialer Wandel in den Darstellungen von Pflanzen und ihren spezifischen Merkmalen. Diese neuen epistemischen Bedürfnisse stellten sowohl Pflanzenexperten als auch Bildermacher vor neue Herausforderungen, die sie auf unterschiedliche Weise zu meistern versuchten. Der Vortag wird den erwähnten Wandel des Bildmaterials anhand von Beispielen zu skizzieren versuchen und dabei auf die zeitgenössischen erkenntnistheoretischen Fragen eingehen, wobei sich zeigen wird, dass trotz des Buchdrucks auch Mitte des 16. Jahrhunderts noch mediale Schwierigkeiten bestanden, das botanische Wissen mit Büchern adäquat zu vermitteln.
Referierende
PD Dr. Dominic Olariu, Marburg/München
Veranstalter
Institut für Geschichte der Pharmazie und Medizin (i. Gr.)