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Veranstaltungsarchiv
2024
13.11.2024
Dr. Ananda Chopra, Ayurveda-Klinik Kassel
Moderne Medizin und traditionelles Wissen im zeitgenössischen Āyurveda – Anatomie und Geschichtsbild bei Gaṇanātha Sena (1877–1945)
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1913 veröffentlicht Gaṇanātha Sena (1877–1945) den ersten Band eines dreibändigen Anatomie-Lehrbuchs in Sanskrit für Āyurveda-Studenten mit dem Titel Pratyakṣa-Śārīram (etwa: „Anatomie durch Wahrnehmung“). In dem ausführlichen Vorwort dieses Werkes erläutert Gaṇanātha nicht nur sein Vorgehen bei der Entwicklung einer anatomischen Nomenklatur in Sanskrit, welche moderne medizinische Erkenntnisse integriert, sondern verdeutlicht auch, dass er damit eigentlich nur das Wissen der alten āyurvedischen Gelehrten wiederentdeckt. Begründet wird diese Behauptung mit einer kurzen Darstellung der historischen Entwicklung des Āyurveda, die durch eine eigentümliche Geschichtsauffassung gekennzeichnet ist.
Āyurveda, die traditionelle gelehrte Heilkunde Südasiens, ist heutzutage in Indien und anderen Ländern Südasiens ein professionalisiertes und institutionalisiertes Medizinsystem. Als traditionelle Wissenschaft blickt der Āyurveda auf eine umfangreiche Fachliteratur zurück, die in den vergangenen zweitausend Jahren vor allem in Sanskrit, der altindischen Hochsprache, verfasst wurde. Heutige Āyurveda-Ärzt*innen berufen sich in Lehre, Praxis und Forschung stets auf diese traditionelle Fachliteratur. Gleichzeitig stellt man aber auch fest, dass die heutige Ausprägung des Āyurveda Erkenntnisse der modernen Medizin und Naturwissenschaft integriert. Die Formierung des zeitgenössischen Āyurveda war - und ist auch heute noch - vor allem gekennzeichnet durch eine Auseinandersetzung mit der modernen Medizin und Naturwissenschaft.
Gaṇanātha Sena war als Autor und Arzt aber auch als streitbarer Standespolitiker in der āyurvedischen Ärzteschaft eine prägende Gestalt für den Āyurveda in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Sohn eines Āyurveda-Arztes durchlief er zunächst ein Studium des Sanskrit und des Āyurveda bevor er in Calcutta (heute: Kolkata) auch moderne Medizin studierte. In seiner besonderen Geschichtsauffassung, mit welcher er sein Vorgehen bei der Integration moderner Erkenntnisse in den Āyurveda rechtfertigt, werden sowohl Bezüge zu kulturhistorischen Entwicklungen im kolonialisierten Indien ("Bengal Renaissance", Kopf 1969) sichtbar als auch klassische indische Anschauungen zum Wesen von Wissenschaft.
23.10.2024
Dr. Dr. Lea Münch, Universität Magdeburg
Psychiatrieerfahrungen im Elsass. Lebensgeschichten zwischen Strasbourg und Hadamar im Nationalsozialismus
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Wenngleich die Geschichte der Psychiatrie inzwischen ganze Bibliotheken füllt, beschäftigt sich diese Studie mit einem bisher fast noch unerforschten Thema – der Frage des Funktionierens der psychiatrischen Versorgung in dem vielgestaltigen Grenzraum Elsass, das 1940 vom nationalsozialistischen Deutschland de facto annektiert wurde. Unbeleuchtet blieb bis heute vor allem die Perspektiven derjenigen, die dortige Psychiatrie als Patient*innen erlebt haben. Die Lebenswege und Lebenswelten von fünf Protagonist*innen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, werden anhand ihres Weges in die Institutionen, dem dortigen Anstaltsalltag und ihrem Lebensweg danach detailliert nachgezeichnet. Diese mikrohistorischen Patientengeschichten stehen dabei für sich selbst und sind gleichzeitig eine Konkretisierung und alltägliche Darstellung dessen, was es bedeutete in einer psychiatrischen Einrichtung unter deutscher Okkupation gelebt zu haben. Umgekehrt, erhellen diese Biographien aber auch das Funktionieren der psychiatrischen Einrichtungen. So entsteht eine Form der Institutionsgeschichte von innen – erzählt durch die Augen der Patient*innen, wobei auch ihre Angehörigen zu Wort kommen. Durch Kontakte zu Angehörigen der 1940–1944 behandelten Personen streift die Arbeit die Frage der Rezeption und des Weiterwirkens psychiatrischer Patientenerfahrungen in der zweiten Familiengeneration und reicht somit bis in die heutige Gegenwart.
30.10.2024
Dr. Natalia Bachour, Universität Zürich
Doctoren, Wundärzte und Pfuscher: Die Ärzte im Osmanischen Reich um 1800 nach der Beschreibung von Ulrich Jasper Seetzen.
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Der Mediziner und Naturforscher Ulrich Jasper Seetzen (1767–1811) trat am 13. Juni 1802 von seiner Heimatstadt Jever aus eine Reise in den Orient an. Sein Ziel war es, Nordafrika von Ost nach West zu durchqueren. Er reiste über Istanbul nach Aleppo, Damaskus, Beirut, Jerusalem, Kairo, Mekka und in den Jemen, wo er im September 1811 unter ungeklärten Umständen verstarb. Während der Reise führte der wissbegierige Aufklärer mit unermüdlichem Fleiß Tagebücher, in denen er seine naturwissenschaftlichen, völkerkundlichen und alltagsbezogenen Beobachtungen ausführlich niederschrieb. Da Seetzen während der Reise zeitweise als Arzt praktizierte, sind seine Tagebücher wichtige Quellen zur Erforschung der medizinischen Kultur in den von ihm bereisten Gebieten des Osmanischen Reiches. Das Bild der Ärzte, das Seetzen zeichnet, soll im Vortrag skizziert und kontextualisiert werden. Was für Ärzte treten in Seetzens Beschreibungen auf, und welche nicht? Welche Kategorisierungen lassen sich feststellen? Nach welchen Kriterien erfolgte diese Differenzierung? Welche Aspekte ihres medizinischen Handelns stellt Seetzen in den Vordergrund, und welche treten in den Hintergrund?
Natalia Bachour studierte Pharmazie und Translationswissenschaft an den Universitäten Damaskus, Kiel, Heidelberg und Mainz. Nach der Promotion in Geschichte der Pharmazie an der Universität Heidelberg über die Rezeption des Paracelsismus im Osmanischen Reich des 17. und 18. Jahrhunderts arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Asien-Orient-Institut der Universität Zürich.
10. Juli 2024
Julia Pflug, TU Braunschweig
In den Himmel gelobt und zum Teufel gewünscht – Klosterapothekerinnen der Frühen Neuzeit.
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Die Berufstätigkeit als Apothekerin war für Frauen im Bayern des 18. Jahrhunderts verboten. So forderte beispielsweise das kurfürstliche Generalmandat aus dem Jahr 1785 die ständige Anwesenheit eines approbierten Apothekers, damit das „Publikum niemals Gefahr laufen möge, von ungeprüften Gesellen, Lehrjungen oder gar von Weibern bedienet zu werden.“ Für eine Gruppe von Frauen galt jedoch eine Ausnahme: Aufgrund ihres besonderen gesellschaftlichen Status war es geistlich lebenden Frauen erlaubt, den Beruf auszuüben, der ihren weltlichen Geschlechtsgenossinnen verwehrt blieb. So versorgten Ordensfrauen nicht nur ihre Mitschwestern in den Klöstern mit Arzneimitteln, sondern oft auch weltliche Patient*innen, wodurch sie nicht selten in heftige Konflikte mit ihren bürgerlichen, männlichen Kollegen gerieten.
Der Vortrag geht anhand verschiedener Fragen der Lebenswirklichkeit dieser Klosterapothekerinnen nach: Wie sah die Ausbildung der angehenden Apothekerinnen im 18. Jahrhundert aus? Welche Möglichkeiten und Grenzen brachte der Arbeitsplatz Klosterapotheke mit sich? Und wie gestaltete sich der wirtschaftliche und berufsständische Konflikt zwischen Klosterapothekerinnen und bürgerlichen Apothekern? Mit diesen Leitfragen ist der Vortrag angesiedelt zwischen Pharmaziegeschichte, Kirchen- beziehungsweise Ordensgeschichte sowie historischer Geschlechterforschung und ermöglicht so einen Fokus auf verschiedene Aspekte und eine multiperspektivische Betrachtung der Lebensrealität der Klosterapothekerinnen des 18. Jahrhunderts.
5.–6. Juli 2024
3. Jahrestagung der "Marburger Gespräche für Alte Heilkunde"
Für weitere Informationen zu dieser Veranstaltung, besuchen Sie bitte die Seite der Marburger Gespräche für Alte Heilkunde.
12. Juni 2024
Dr. Thomas Ruhland, Universität Halle
human remains, missionarisches Sammeln und anatomische Sammlungen - die Herrnhuter Brüdergemeine und die Meckelschen Sammlungen zu Halle (Saale).
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Die Herrnhuter Brüdergemeine, eine der einflussreichsten protestantischen Missionsgemeinschaften, unterhielt seit der Mitte des 18. Jahrhunderts enge Kontakte zu wissenschaftlichen Kreisen und gelehrten Sammlungen. Im 19. Jahrhundert nahmen menschliche Gebeine, sogenannte human remains, dabei eine besondere Rolle ein. Für die biologische Anthropologie mit ihrer rassischen Einteilung der Menschen waren Schädel aus der kolonialen Peripherie von besonderem Interesse, welche durch die Missionare erworben werden konnten.
Dieser Vortrag untersucht das Netzwerk, durch das human remains aus dem Kontext missionarischen Sammelns in eine Vielzahl zentraleuropäischer Sammlungen kamen, und thematisiert zugleich die Funktion der Herrnhuter Brüdergemeine als Lieferant von human remains im Kontext der Konstituierung der biologischen Anthropologie. Als Beispiel dienen die Meckelschen Sammlungen, die Wirkungsstätte des Anatomen Herman Welcker (1822–1897), heute die zentrale anatomische Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ebenso wird ein Ausblick auf die Verbindungen zu Karl Ernst von Baer (1792–1876) und zur anthropologischen Sammlung der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften gegeben.
15. Mai 2024
Dr. Sabine Bernschneider-Reif, Merck Corporate History, Darmstadt
Das Corporate History Research Department bei Merck – Who Needs?
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Doktoranden aber auch allen anderen Forschenden wird ein Einblick in das Forschungszentrum „Corporate History“ bei Merck gegeben. Vorgestellt werden das Archiv, die Sammlungen und die Bibliothek. Wir kann ich recherchieren? Für welche Themen eignen sich die Bestände? Was finde ich? Welche Hilfestellung bekomme ich? Wer forscht dort? Wie kann ich mich mit der Scientific Community vernetzen?
Das Merck-Archiv ist als „national wertvolles Kulturgut“ geschützt. Es umfasst neben dem Familienarchiv das internationale Unternehmensarchiv mit handschriftlichen und gedruckten Archivalien (Briefwechsel, Verträge, Patente, Laborjournale, Herstellungsvorschriften, Pläne oder Werbung), Fotos und Filmen, Büchern und Zeitschriften, Tondokumenten und digitalen Speichermedien Die ältesten Schriftstücke stammen aus dem 16. Jahrhundert. Ein Schaudepot mit einer Vielzahl an Objekten und eine Kunstsammlung ergänzen die Bestände.
Wie sammeln, bewahren, bewerten, erschließen und bearbeiten. Wir reflektieren konzeptionelle Grundlagen der Pharmazie, Chemie und Medizin oder beantworten Fragen im Kontext von Forschung und Unternehmertum. Diese Aufgaben bearbeitet ein interdisziplinäres Team mit externen Kooperationspartnern und mit einem breiten Methodenspektrum. Wir bieten sachverständige Beratung zu den Quellen, liefern Ideen und finden Lösungen. Auf quellenfundierter Basis entstehen hochwertige Beiträge für den fachlichen und öffentlichen Diskurs.
Im Museum wird in einer Dauerausstellung sowie mit Sonderausstellungen zu aktuellen Themen der ständige Wandel des Unternehmens präsentiert. Historische Filme machen die Arbeitswelt erlebbar. Das Schaudepot mit einer Vielzahl an Objekten, Chemikalien und Fertigarzneimittel ist nach Anmeldung nutzbar.
Die Präsenzbibliothek enthält viele Tausend Bücher und Zeitschriften. Die Themen reichen von wertvollen kolorierten Herbarien des 15. Jahrhunderts über eine umfangreiche Sammlung an Pharmakopöen bis zu aktueller Fachliteratur.
Corporate History bietet international geschätzte Coworking-Spaces für Symposien, Vorträge, Round-Table-Gespräche und Lehrveranstaltungen.
24. April 2024
Prof. Dr. Bettina Wahrig, TU Braunschweig
Eine kleine Geschichte des Frauenkörpers in dreizehn Stücken.
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Der Vortrag basiert auf der gleichnamigen, von mir selbst und Anette Marquardt kuratierten Ausstellung der Arzneimittelhistorischen Sammlung in Braunschweig. Anhand von Sammlungsobjekten zu dreizehn Themen wurde gezeigt, wie in der Geschichte des Verständnisses weiblicher Körper Arzneimittel entwickelt wurden. Entstanden ist die Idee zur Ausstellung aus der Erkenntnis, dass Arzneimittel aus tierischen - und auch menschlichen Körpern - vielleicht länger im europäischen Arzneischatz vorhanden waren als üblicherweise angenommen wurde. Von besonderem Interesse für mich waren hier Muttermilch und Plazenta, die zwar von Tabus und Geheimnissen umgeben waren, aber trotzdem wahrnehmbare Spuren in der Praxis der Arzneimittelanwendung hinterlassen haben. Die Beeinflussung der Körper beider Geschlechter als reproduktiver Körper stand hier im Vordergrund, aber die Anwendungen waren nicht auf diese Fälle beschränkt. Es mag heutzutage befremdend erscheinen, die Wörter "Frau" und "Körper" mit einem bestimmten Artikel zu versehen. Ich spreche hier aber von historischen Situationen, in denen diese Allgemeinbegriffe verwendet wurden und Ausdruck von geschlechterbezogenen Macht- und Wissensverhältnissen waren.
Von den Objekten, die wir ausgestellt haben, werden einige exemplarisch vorgestellt. Wie Steine, die ins Wasser geworfen werden, schlagen die Objekte Wellen, die uns ein historisches Verständnis von Körper- und Arzneimittelgeschichte in der europäischen Kultur erschließen können.
17. Januar 2024
Barbara Orland, Universität Basel
Zweifel an der Heilkraft der Bezoare – Eine tierische Arznei auf dem Prüfstand der Chemie des 18. Jahrhunderts.
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Bezoare sind kugelige Abscheidungen, die im Magen vieler Tiere aus unverdaulichen Haaren und Fasern heranwachsen und mit dem Alter des Tieres immer härter und grösser werden. Über Jahrhunderte hinweg wurden solche Magensteine für verschiedenste therapeutische Zwecke eingesetzt. Intensiver Handel wurde betrieben, an erster Stelle mit dem aus Mittelasien stammenden ‹Orientalischen Bezoar› von Ziegen. Nach der Entdeckung Amerikas erhielt dieser Konkurrenz durch den günstigeren ‹Occidentalischen Bezoar› von Stachelschweinen.
Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts äusserten jedoch immer mehr Ärzte, Apotheker und Naturforscher Zweifel an der Heilkraft des vielseitig verwendeten Bezoars, was vor allem auf einen Wandel wissenschaftlicher Methoden während der Aufklärung zurückzuführen ist. Vor allem war es der wachsende Einfluss der chemischen Analyse, der Zweifel an einer sinnvollen Nutzung der Bezoare schürte. Der Vortrag beschäftigt sich mit diesen neuen Methoden und diskutiert den Übergang des Apothekerwissens in die Moderne.
2023
13. Dezember 2023
6. Dezember 2023
Michael Höckel, Onkologische Pharmazie, Zentralbereich Apotheke, Kassel
Braucht es eine Ethik in der Pharmazie?
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Der Apotheker und die Apothekerin sind und bleiben HeilberuflerInnen. Leider kommt diese Tatsache im Studium bis heute zu kurz. Das Thema Heilberuf und in Folge Ethik spielt daher auch in der Berufsausübung eine untergeordnete Rolle und es ist vom „Talent“ oder der „Kinderstube“ des Pharmazeuten der Pharmazeutin abhängig, ob sein Handeln sich an der Prämisse ausrichtet.
„Der Apotheker ohne Ethik ist ersetzbar immer etwas billiger können andere besser“ führte Prof. Friedrich 2008 im Rahmen eines Vortrages aus und folgerte daraus ein Zukunftsmodell für den Apothekerberuf in Verknüpfung der pharmazeutischen Kompetenz mit Ethik und Wertevorstellungen. Im Vortrag wird unter Darstellung klinisch-pharmazeutischer Dienstleitungen die Bedeutung einer Ethik in der Pharmazie zur Diskussion gestellt.
22. November 2023
Sophie Küsterling, FernUni Schweiz
"Beseitigung" von Kostenfaktoren? Arbeitsunfähigkeit als Kriterium für die Ausweisung psychisch kranker Deutscher aus dem Kanton Basel-Stadt in der Zwischenkriegszeit
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Die Schweizer Armenpolitik hielt bis weit ins 20. Jahrhundert am sogenannten «Heimatprinzip» fest. Hilfsbedürftige Ausländer:innen hatten demnach kein Recht darauf, die öffentliche Wohltätigkeit an ihrem Wohnort Anspruch zu nehmen. Im Gegenteil: Hilfsbedürftigkeit war auch im Krankheitsfall ein durch Staatsverträge und Bundesgesetze rechtlich verankerter für die Ausweisung und Heimschaffung in den Heimatstaat. Der Vortrag behandelt Fälle von deutschen Staatsangehörigen, die im Kanton Basel-Stadt wohnten, aufgrund einer psychischen Krankheit in die Kantonale Heil- und Pflegeanstalt «Friedmatt» eingewiesen und daraufhin vom Basler Polizeidepartement ausgewiesen wurden. Dabei wird der Frage nachgegangen, wieviel Gewicht der ärztlich diagnostizierten Arbeitsunfähigkeit bei der Einleitung des Ausweisungs- und Heimschaffungsverfahren zukam.
1. November 2023
PD Dr. Matthias Bähr, Technische Universität Dresden
Totes Kapital? Die Ökonomie des Leichnams in der Frühen Neuzeit
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Von den Reliquien des Mittelalters über Mumien und Schädel bis hin zum Handel mit medizinischen Präparaten und Organen: Leichen und Leichenteile wurden im Lauf der Geschichte gesammelt, verkauft, ausgestellt und als begehrte Spekulationsobjekte fieberhaft gejagt. Bisher hat diese fundamentale Ökonomie des Leichnams in der historischen Forschung zur Frühen Neuzeit jedoch so gut wie keine Rolle gespielt. Im Vortrag stelle ich aktuelle Ergebnisse aus meinem DFG-Projekt ‚Totes Kapital‘ zur Diskussion und präsentiere am Beispiel des Leichen- und Schädelhandels Überlegungen zu einer Kulturgeschichte des Ökonomischen der Frühen Neuzeit.
25. Oktober 2023
Dr. Steffen Dörre, Philipps-Universität Marburg, Berlin
„Die Krankenräume können meist gar nicht geheizt werden, so dass jetzt Temperaturen von 2 bis 5 Grad herrschen.“ Patient:innenvernachlässigung und Hungersterben in den Psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalten der unmittelbaren Nachkriegszeit.
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Im Frühjahr 1945 wurden die Psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalten im Südwesten Deutschlands von US-amerikanischen Truppen eingenommen. Sie fanden unerträgliche Zustände vor: Überall waren Hunderte, oft Tausende Patient:innen absichtlich ermordet oder so vernachlässigt worden, dass ihre Sterblichkeit stark angestiegen war. Die noch lebenden Patient:innen waren abgemagert, vegetierten oft unter hygienisch kaum beschreibbaren Bedingungen dahin und hatten de facto Zwangsarbeit leisten müssen. Hunger und Gewalt, nicht Pflege und Therapie, hatten die letzten Jahre in der Anstalt geprägt.
Anhand der ehemaligen „Zwischenanstalten“ der Tötungsanstalt Hadamar wird sich der Vortrag mit den Lebensbedingungen und dem Patientenalltag in der „Zusammenbruchgesellschaft“ befassen. Denn die Patient:innenvernachlässigung hörte nicht schlagartig mit dem Kriegsende auf. Vielmehr bildeten die Kriegsjahre und die Besatzungszeit aus Sicht vieler Patient:innen eine zusammenhängende Zeit – oft mit einem nochmaligen Anstieg der Sterberaten nach der Befreiung. Thematisiert wird das Hungersterben der Nachkriegszeit, das Scheitern von Reformansätzen, das Versanden der juristischen Aufarbeitung, die personellen und ideengeschichtlichen Kontinuitäten in der Nachkriegszeit. Im Mittelpunkt stehen aber die Patient:innen selbst, ihre Erfahrungen, ihre Lebensbedingungen, ihre Möglichkeiten die eigenen Interessen zu vertreten. Dies wird mit einem Plädoyer verbunden, auch die das Kriegsende Überlebenden Patient:innen der psychiatrischen Anstalten als Opfer des Nationalsozialismus und als Leidtragende der NS-Psychiatriepolitik anzuerkennen.
16. Juli 2023
Ausstellung der medizinhistorisch-anatomischen und zahnmedizinischen Sammlung zum Thema "Einen Zahn zulegen"
12. Juli 2023
Rebekka Pabst, MA, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Neues Museum Berlin
"Der tote Körper im Alten Ägypten"
30. Juni 2023
Nacht der Kunst in der medizinhistorisch-anatomischen Sammlung
U. a. Ausstellung eines lebensgroßen Gemäldes des "langen Antons" und weiterer Bilder und Modelle, die die Bedeutung für die Kunst in der Anatomie veranschaulichen und stündliche Kurzvorträge durch Studierende der Medizin.
28. Juni 2023
Prof. Dr. Toine Pieters, Freudenthal Institut, Universität Utrecht
"Bio-based Pharmaceutical Innovation in The Netherlands (1880–1970): Quinine, Cocaine and Morphine as historical case studies"
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In this lecture prof. Toine Pieters (Utrecht University, The Netherlands) will describe the historical development of the production and distribution of three alkaloids (Quinine, Cocaine, Morphine), within the context of the Dutch colonial empire and post WOII Netherlands.
Strongly driven by colonial economic ambitions, a high-quality and commercial kina and coca culture developed in the Dutch East Indies (present-day Indonesia). The Gouvernements' Kina company started building a colonial network of scientists, planters, state officials and trading companies during the last quarter of the nineteenth century. The emphasis within this network was on the improvement and standardization of the quality of the cinchona bark and the coca leaves by means of the laboratory as a quality control instrument. This approach ran parallel to the developments in the German pharmaceutical industry, where the laboratory was given an increasingly central role in the development and production of high-quality medicines. From the 1870s onwards, the German pharmaceutical industry dominated the international trade in quinine, quinine sulphate and cocaine and was leading in the founding of the international quinine and cocaine cartels.
In the period 1910-1920 a power shift took place in these international cartels (historically the first pharmaceutical industry cartels) in favor of the Dutch East Indies cinchona and coca producers. This was part of the development of Dutch colonial agro-industrialism and a transoceanic trade network. Furthermore, the outbreak of the First World War led to an economic isolation of the German industry, causing the German pharmaceutical industry to lose control of the production and distribution chains. During the interwar period, the Dutch consolidated their dominance over the international cinchona and coca markets. The political and economic decolonization of Indonesia in the period 1947-1957 brought an abrupt end to this Dutch market dominance.
After WWII the abundance of alkaloid technical know-how in the Netherlands was put to use for the industrial isolation of opium alkaloids. The refinements and scaling up of the extraction techniques and the availability of cheap opium rich Turkish poppy straw greatly increased yields. Legal morphine production in the Netherlands increased from approx. 1000 kg in 1951 to approximately 5800 kg in 1959, more than 5% of the total world production.
I will argue that forementioned historical developments were part of a process of globalization of plant-based medicines production and distribution chains that were increasingly less associated with a specific nation than with multinational companies. Colonial networks of control were replaced by new industrial networks of control, and the colonial agro-industrial system was reconfigured into a global agro-industrial system.Toine Pieters is professor of the History of Pharmacy and Allied Sciences in both the Department of Pharmaceutical Sciences and the Freudenthal Institute (he is also acting Head of this Institute) and senior fellow of the Descartes Institute of the History and Philosophy of the Sciences and the Humanities. Toine Pieters has published extensively on the history of pharmacy and allied sciences, medical humanities, digital humanities and pharmacology (more than 75 peer reviewed publications). His broader interests include pharmaceutical policy analysis, drug and addiction research, neuropharmacology and mental health, leprosy research and the reuse of heritage resources. In all his research projects he specifically addresses complexity issues. He is also the principal investigator of the TimeCapsule project.
16.–17. Juni 2023
Jahrestagung der Arbeitsgruppe "Marburger Gespräche zur Alten Heilkunde" mit öffentlichem Festvortrag von
Prof. Dr. med. Karl-Heinz Leven
"Klima, Pest und Migration - Die Rede vom Untergang Roms"
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Für den Untergang Roms sind bislang über 200 Faktoren genannt worden, von A wie Aberglaube bis Z wie Zweifrontenkrieg. Der Vortrag konzentriert sich auf die drei Faktoren Klima, Pest und Migration und fragt nach deren Einfluss auf einen Prozess, der den Zeitgenossen und der Nachwelt als „Untergang Roms“ erschien. Klimatologische und epidemiologische Überlegungen verbinden sich mit einem Blick auf die Landkarte der „Völkerwanderung“. In dem Drama nimmt auch ein Huhn den ihm gebührenden Platz ein.
Weitere Informationen finden Sie unter der Kategorie "Marburger Gespräche zur Alten Heilkunde" auf unserer Homepage.
14. Juni 2023
Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff, Philipps-Universität Marburg
"Eine kurze Geschichte der Evidenzbasierten Medizin"
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„Evidenzbasierte Medizin“ (EbM) steht für eine Orientierung und Begründung von Entscheidungen an den Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen. Mit letzteren sind epidemiologische und klinische Studien gemeint, deren Ergebnisse unmittelbar patienten-relevant sind. Sowohl die Versorgung der einzelnen Patientin wie auch System-Entscheidungen, Leitlinien-Empfehlungen und Richtlinien sollten damit rational und belastbar werden. Dieser Anspruch gilt seit etwa 40 Jahren und hat das klinische Denken, die professionellen Diskurse und die Gesundheitssysteme tiefgreifend verändert. Der Vortragende reflektiert diese Entwicklungen als Mitwirkender, Zeitzeuge und retrospektiver Betrachter.
7.–9. Juni 2023
Internationaler Workshop "Decolonising academic disciplines and collections"
DFG-geförderte internationale Tagung. Durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialanthropologie und Religionswissenschaft und dem Fachgebiet Neueste Geschichte.
Link zum vollständigen Programm
31. Mai 2023
Prof. Dr. David von Mayenburg, MA, Goethe-Universität Frankfurt am Main
"Eine 12jährige Raubmörderin zwischen Justiz und Medizin – zur Begutachtung der Schuldfähigkeit im Kaisserreich"
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Am 7. Juli 1886 ermordete die erst 12 Jahre alte Marie Schneider ein dreijähriges Kind, um sich Geld für Süßigkeiten zu beschaffen. Dieser Mord führte seinerzeit zu ähnlich heftigen Reaktionen in der Öffentlichkeit wie vergleichbare Ereignisse der Gegenwart – und gleichzeitig auch zu ähnlichen Diskussionen in der Fachwelt. Die Frage, wie die Gesellschaft mit delinquierenden Kindern verfahren sollte, ob und wie diese überhaupt in der Lage sein konnten, strafrechtliche Schuld auf sich zu laden, wurde an verschiedenen Orten der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Der Vortrag möchte diesen Diskurs rekonstruieren, der vor allem entlang der Schnittstellen zwischen Medizin, Psychiatrie und Recht verlief. Die Auseinandersetzung war fundamental, denn sie betraf Fragen der Deutungshoheit, der Zuständigkeit, der institutionellen Organisation und des Zugangs zu Ressourcen im Umgang nicht nur mit delinquierenden Kindern, sondern mit devianten Menschen schlechthin. Mit seinem Urteil vom 14. Dezember 1886 im Fall Schneider wurde der Konflikt nur scheinbar zugunsten der Justiz entschieden und die prinzipielle Schuldfähigkeit auch dissozialer oder psychopathischer Personen mit Wirkung bis heute festgelegt. Ein näherer Blick auf den Fall und das Handeln der als Sachverständige, Anwälte und Richter beteiligten Mediziner und Strafjuristen zeigt aber ein differenzierteres Bild zweier verunsicherterer Disziplinen, die ihrerseits mit fundamentalen Auseinandersetzungen über ihre Selbstbeschreibung beschäftigt waren.
3. Mai 2023
Prof. Dr. Sabine Hildebrandt, MD, Boston Children's Hospital, Harvard Medical School
"Anatomie im Nationalsozialismus und das Vienna Protocol – Vom Umgang mit materiellem und immateriellem historischen Erbe"
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Die Anatomie gehörte zu den medizinischen Wissenschaften, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS) von den kriminellen Tätigkeiten des Regimes nicht nur profitierten, sondern sich aktiv daran beteiligten. Während jüdische und politisch oppositionelle Anatom*innen verfolgt und vertrieben wurden, trat die überwiegende Mehrzahl der verbliebenen der NSDAP aus Überzeugung oder Opportunismus bei (5% waren Frauen, und keine davon in führender Position). Fachlich profitierten Anatomen von der Nutzung der Leichen von NS-Opfern, insbesondere infolge Hinrichtungen, die in Lehre und Forschung eingesetzt wurden. Die folgende ethische Entgrenzung führte sogar zum Mord für anatomische Zwecke. Zum materiellen Erbe aus dieser Zeit gehören Gewebesammlungen, die sich noch lange nach dem Krieg in Instituten befanden und wahrscheinlich noch nicht alle gefunden wurden. Das immaterielle Erbe besteht aus Aufsätzen, Büchern und Atlanten, die auf den Arbeiten mit Leichen der NS-Opfer beruhen. Das Vienna Protocol von 2017 bietet Empfehlungen nicht nur zum Umgang mit den menschlichen Überresten von NS-Opfern, sondern auch mit den Daten und Bildern, die aufgrund der Arbeit mit ihnen entstanden sind. Im Gegensatz zu anderen bisherigen Richtlinien orientiert sich das Vienna Protocol wesentlich an jüdischer Medizinethik.
19. April 2023
Prof. Dr. med. Philip Osten, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
"Human Remains in Wissenschaft und Öffentlichkeit. Debatten um medizinische Ausbildung, NS-Medizin und koloniale Verbrechen"
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Die Körper Verstorbener werden in Forschung und Unterricht genutzt. Gesellschaftlich akzeptiert war das zunächst nur für die sterblichen Überreste von Hingerichteten. Mit Beginn einer klinischen Untersuchung am Krankenbett, dem Aufstieg der Allgemeinen Krankenhäuser und mit der Akademisierung der Chirurgen-Ausbildung beginnt die Debatte über die Nutzung der Leichen verstorbener Patientinnen und Patienten. Einige Argumente dieser vor 200 Jahren geführten Auseinandersetzung überlagern bis heute die Diskussion über den Umgang mit menschlichen Präparaten. Der Vortrag schildert Probleme der Provenienzforschung zu Human Remains aus kolonialen Kontexten und Barrieren bei der Aufarbeitung von Sammlungs-beständen aus der Zeit des Nationalsozialismus am Beispiel der Universität Hamburg.
17. April–25. Juni 2023
Ausstellung
"Neues zu alten Arzneimitteln in der Pharmazie"
9. Juni 2023
Disputatio Marie-Krystin Borchers
"Die Arzneimitteltherapie von Frauen im Hohen Hospital Merxhausen zwischen 1720 und 1800"
13. Februar 2023
Dr. Niklas Lenhard-Schramm, Hamburg
In Kooperation mit der DPhG Regionalgruppe Marburg
"Regulierung zwischen Recht und Risiko: Hormonelle Schwangerschaftstests in Deutschland"
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Hormonelle Schwangerschaftstests, die in Deutschland von 1950 bis 1978 auf dem Markt waren, stehen bis heute im Verdacht, für Fehlbildungen verantwortlich zu sein. Bereits seit den 1960er Jahren wurden diese Medikamente und ihre Wirkungen kontrovers diskutiert, Parallelen zum Contergan-Skandal immer wieder gezogen. Der Vortrag beleuchtet die vielfältigen Probleme bei der Regulierung dieser Präparate, die über einen Zeitraum ausgeboten wurden, in dem sich die rechtlichen, medizinischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Arzneimittelwesens tiefgreifend veränderten.
1. Februar 2023
Prof. Dr. Sebastian Richter, Berlin
"Al-Rāzī in Oberägypten? Ein medizinisch-alchemistisches Archiv koptischer Papyri des 9./10. Jahrhunderts aus Oberägypten und seine alchemiegeschichtliche Verortung"
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Das bislang so gut wie unbekannte Corpus koptischer alchemistischer Texte umfasst nach derzeitigem Kenntnisstand sieben Manuskripte, von denen fünf bislang gänzlich unediert sind. Diese fünf können, wie ich zeigen werde, als zu einem einzigen Papyrusarchiv zugehörig erwiesen werden, zu dem außerdem auch zwei medizinische Manuskripte gehörten. Aufgrund verschiedener Kriterien datiere ich die Entstehung der Manuskripte in spätere 9. oder frühe 10. Jh. In ebendieser Zeit traten in der arabischen Alchemie der östlichen Provinzen des abbasidischen Kalifats Entwicklungen von großer Tragweite in Erscheinung, die vor allem mit den unter dem Namen des historisch schwer greifbaren Ǧābir ibn Ḥayyān (des Geber der lateinischen Überlieferung) und den Schriften des persischen Arztes, Philosophen und Alchemisten Abū Bakr Muḥammad ibn Zakaryā al-Rāzī (des Rhazes der lateinischen Überlieferung) verbunden sind. Die zeitgenössische Alchemie Ägyptens, die bislang allein durch die arabische Überlieferung alchemistischer Werke, Doxographien und Testimonien zugänglich war, gilt bis heute als ein der Empirie des Experiments entfremdetes, in Mystik und Allegorie schwelgendes, rein literarisches Unterfangen. Die koptischen Texte des medizinisch-alchemistischen Archivs führen uns jetzt eine nicht-mystische, nicht-allegorische, an praktischer Laborarbeit interessierte Alchemie vor Augen, deren konzeptionelle Ähnlichkeiten namentlich mit der Alchemie des al-Rāzī augenfällig sind.
2022
7. Dezember 2022
Prof. Dr. Volker Roelcke, Justus-Liebig-Universität Gießen
"Bruch oder Kontinuität? Die Deutung von Erbkrankheiten und Behinderung in Eugenik und Humangenetik, ca. 1910–1980"
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In den letzten Jahren hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass die Geschichte der Humangenetik nicht erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beginnt, sondern dass das Forschungsfeld und zentrale Institutionen bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert und in enger Verwobenheit mit der Eugenik entstanden sind. Von Vertretern des Fachs selbst ebenso wie von Historikern wird allerdings nach wie vor häufig angenommen, dass sich die Humangenetik international bereits in den 1930er Jahren, im deutschen Kontext nach dem Ende des Nationalsozialismus 1945 von der Eugenik distanzierte und unabhängig von ihr entwickelte – ein Bild, das in jüngerer Zeit zunehmend in Frage gestellt wird. Der Vortrag benutzt ein zentrales Anliegen von Eugenikern und Humangenetikern, die Prävention von Erbkrankheiten bzw. von Behinderungen, um Kontinuitäten und Brüche im Verhältnis zwischen Humangenetik und Eugenik bis in die frühen 1980er Jahre darzustellen. Er kontextualisiert damit auch die Etablierung der in Deutschland ersten humangenetischen Beratungsstelle in Marburg im Jahr 1972.
28. September 2022
Symposium 50 Jahre Humangenetische Beratungsstelle Marburg
Veranstaltet von Prof. Dr. Eckart Conze, Ulrika Mientus, Prof. Dr. Tanja Pommerening und Prof. Dr. Johannes Schumacher
"Vor 50 Jahren: Erste Genetische Beratungsstelle Deutschlands in Marburg"
6. Juli 2022
Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff, Philipps-Universität Marburg
"Was sind diagnostische Entitäten? Vom Universalienstreit zur Tumorbiologie"
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In Philosophie und Theologie wird seit fast 2500 Jahren diskutiert, ob allgemeinen Begriffen eine eigene Wirklichkeit zukommt ("Realisten"), oder ob wir sie uns lediglich zurechtlegen, um uns das Verständnis der Welt zu erleichtern bzw. praktische Ziele zu erreichen ("Nominalisten"). Ich werde dieses Raster auf diagnostische Entitäten anwenden, d.h. die Kategorien, mit denen Ärztinnen die Beschwerden ihrer Patientinnen einordnen und Therapien begründen.
Im Gegensatz zu den meisten historischen und aktuellen Positionen gehe ich von den Beschwerden der Bürgerinnen und dem realen Versorgungsgeschehen aus (Ecology of Care). Mit der "Turnhallen-Analogie" möchte ich deutlich machen, dass Diagnosen in der Medizin auch heute noch unscharf begrenzt, strittig, wenig reliabel und in steter Veränderung begriffen sind. Ein Beispiel: aktuelle onkologische Therapien orientieren sich an tumorbiologischen Charakteristika statt an der Organlokalisation. - Diagnosen werden also nicht "gefunden", sondern "gemacht", was einer nominalistischen Position entspricht. Sie sind "provisional formulae designed for action" (Cohen) oder "Fiktionen", die im Alltag nützlich sind (Koch). Ein gewichtiger Teil aller Beschwerden lässt sich medizinisch nicht plausibel einordnen.
Diagnostische Entitäten sind zentral für die historische, Versorgungs- und klinische Forschung, die Behandlung in Praxis und Klinik sowie das Sozialsystem. Auch wenn Heilberufler pragmatisch orientiert sind, lohnt sich eine Reflexion dieser Begriffe. Als handlungsleitende Theorien ("theory-in-use"; im Gegensatz zu vertretenen ["espoused theories"]) können sie helfen, Fehlentwicklungen moderner Gesundheitssysteme und der medizinischen Ausbildung zu verstehen.
30. Juni 2022
Antrittsvorlesung Prof. Dr. Tanja Pommerening
"Pharmazie- und Medizingeschichte in Marburg – Wege, Perspektiven, Horizonte"
27. Juni 2022
Prof. Dr. Stuart Anderson, London School of Hygiene & Tropical Medicine
In Kooperation mit der DPhG Regionalgruppe Marburg
"Pharmacy and Colonialism: The case of the British Empire"
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Colonialism involved the mass movement of people, goods and ideas between metropoles and peripheries. This seminar examines the movement of drugs between Britain and her colonies from the 17th to the 19th centuries. It explores both exports to the colonies and imports from them, including remedies appropriated from indigenous peoples and the results of bioprospecting. Exports ranged from medicine supply to the West Indian slave plantations to the sale of patent remedies in India. Medicines represented a small but important part of Britain’s imperial trade.
17.–18. Juni 2022
Jahrestagung der Arbeitsgruppe "Marburger Gespräche zur Alten Heilkunde" mit öffentlichem Festvortrag von
Prof. Dr. Florian Steger, Ulm
"Alte Heilkunde – Alte Medizin – Antike Medizin. Eine Auseinandersetzung mit der Antiken Medizin ist lohnenswert. Wirklich?"
Weitere Informationen finden Sie unter der Kategorie "Marburger Gespräche zur Alten Heilkunde" auf unserer Homepage.
1. Juni 2022
Prof. Dr. Robert Jütte, Stuttgart
"Frühe Beispiele für Heilungen durch die Vorstellungskraft: Die Prähistorie des Placebo"
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Der Begriff Placebo lässt sich im medizinischen Sprachgebrauch noch gar nicht so lange nachweisen. Dabei war das, was wir heute unter dem Placebo-Effekt verstehen, nicht nur Ärzten, sondern auch Laien durchaus – wenn auch nicht als Begriff – schon seit Langem bekannt. Erst im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts wurde dieses therapeutische Phänomen, oder wenigstens ein Teilaspekt davon, mit dem lateinischen Wort ‚Placebo’ umschrieben. Doch längst bevor der neue Terminus Einzug in die medizinische Fachsprache hielt, nutzten Mediziner den Placeboeffekt, den man als bereits früh erkannte hatte, aber in der damaligen, von der antiken Viersäfte geprägten Medizin als Wirkung der Vorstellungskraft (imaginatio) beschrieb.
18. Mai 2022
Prof. Dr. François Ledermann, Bern
"Kolonialismus und exotische Welten. Die Drogen als Semiophoren in der Berner pharmakognostischen Sammlung und in der Historischen Bibliothek der Schweizerischen Pharmazie"
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Mit den beiden Hauptfiguren Friedrich August Flückiger und Alexander Tschirch, war die Universität Bern während beinahe einem halben Jahrhundert eine Hochburg des pharmazeutischen Unterrichts und der wissenschaftlichen Forschung, besonders auf dem Gebiet der Pharmakognosie. Daraus entstanden Sammlungen, von Pflanzen in Flückigers Herbarium, von Drogen in der pharmakognostischen Sammlung und von Büchern und Zeitschriften, die noch heute konserviert und wissenschaftlich bearbeitet werden. Die Drogenkunde in der Schweiz rund um 1900 war außerdem sehr auf die Welt offen und gewann viel von Reisen und von einem ausgedehnten Netz, was deren Fachdifferenzierung von den anderen pharmazeutischen Fächern antrieb. So sagen diese Sammlungen viel über die damalige Pflanzenwelt aus, einst fast umfänglich vom europäischen Kolonialismus dominiert. Am Beispiel einiger Arzneien aus drei Kontinenten soll der Vortrag die Verschachtelung von Geografie, Kultur und Politik sowohl in der pharmakognostischen Sammlung wie in den Werken der Historischen Bibliothek der Schweizerischen Pharmazie beleuchten.
4. Mai 2022
Prof. Dr. Michael Mönnich, Karlsruhe/Tübingen
"Herbarien, pharmakognostische Sammlungen und Kräuterbücher als Gegenstände der Pharmaziegeschichte (Vorstellung Software 'Transcribus')"
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Unter einem Herbarium versteht man heute eine Sammlung von getrockneten Pflanzen(teilen), die in Buchform zusammengefügt sind oder zwischen Papierbögen aufbewahrt werden. Die Sammlungen der modernen wissenschaftlichen Herbarien umfassen heute Millionen von Pflanzenbelegen. Daneben enthalten sie auch häufig historisch interessante Sondersammlungen. Exemplarisch wird die pharmakognostische Sammlung von Karl Hummel (1902–1987) im Herbarium Tubingense vorgestellt, die von Studierenden im Rahmen des Wahlpflichtfaches "Geschichte der Pharmazie" erfasst und digitalisiert wurde. Die Anfänge der Herbarien liegen im Italien des 16. Jahrhunderts. Zu den ältesten Herbarien im deutschen Sprachraum zählen die des württembergischen Schulmeisters Hieronymus Harder (1523–1607). Im Rahmen eines Wahlpflichtfaches wurden die Pflanzen des in der Biblioteca Apostolica Vaticana befindlichen Herbarium von Harder untersucht. In der Vergangenheit bezeichnete man als Herbare und Kräuterbücher aber auch Bücher mit Pflanzenbeschreibungen und -abbildungen, deren Geschichte bis in die Antike zurückreicht. Das von der Staatsbibliothek zu Berlin jüngst digitalisierte Sonderbar Kräuterbuch (ca. 1680) von Johann Christoph Ende besticht durch seine als Scherenschnitt ausgeführten Pflanzendarstellungen. Es wurde 2020 an der Universität Tübingen im Wahlpflichtfach mittels der Software Transkribus (https://readcoop.eu) transkribiert und die verzeichneten Pflanzen identifiziert.
20. April 2022
PD Dr. Dominic Olariu, Marburg/München
"Botanik im Wandel. Pflanzenabbildungen in Kräuterbüchern des 14. bis 16. Jahrhunderts"
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Illustrierte Kräuterhandschriften gibt es seit der griechischen Antike, sie erlebten jedoch in Europa im vierzehnten und insbesondere dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert einen starken Aufschwung. Seit der Antike wurde in Kräuterbüchern medizinisches Wissen über die Heilwirkung der bekannten Pflanzen festgehalten. Während im Früh- und Hochmittelalter die Darstellung des Aussehens der Pflanzen eine untergeordnete Rolle spielte und Kräuterbücher meist nur Texte enthielten, wurden ab dem vierzehnten Jahrhundert die morphologischen Merkmale zur Identifizierung der Pflanzen immer wichtiger und daher auch zunehmend illustriert. Erste gedruckte Kräuterbücher wurden ab den 1480er Jahren veröffentlicht und erreichten vermutlich einen größeren Leserkreis als die Manuskripte, wiesen aber zunächst ein qualitativ weitaus schwächeres Bildmaterial auf. Erst seit den 1530er Jahren konnten die Druckwerke der sogenannten „Väter der Botanik“ mit guten Pflanzenillustrationen aufwarten, wenngleich daneben noch illustrierte Manuskripte ausgeführt wurden. Im Zeitraum vom 14. bis zum 16. Jahrhundert vollzog sich damit nicht allein ein Übergang von der Kräuterkunde, die primär an medizinischen Heilwirkungen interessiert war, zur Botanik, die sich nun auch mit morphologischem Wissen, dessen Studium und überregionalen Standardisierung befasste, sondern auch ein medialer Wandel in den Darstellungen von Pflanzen und ihren spezifischen Merkmalen. Diese neuen epistemischen Bedürfnisse stellten sowohl Pflanzenexperten als auch Bildermacher vor neue Herausforderungen, die sie auf unterschiedliche Weise zu meistern versuchten. Der Vortag wird den erwähnten Wandel des Bildmaterials anhand von Beispielen zu skizzieren versuchen und dabei auf die zeitgenössischen erkenntnistheoretischen Fragen eingehen, wobei sich zeigen wird, dass trotz des Buchdrucks auch Mitte des 16. Jahrhunderts noch mediale Schwierigkeiten bestanden, das botanische Wissen mit Büchern adäquat zu vermitteln.
2021
20.–21. November 2021
Bibliothekswochenende
Zusätzliche Öffnung der Institutsbibliothek am Samstag und Sonntag durch den Förderverein des Instituts.
12. November 2021
Disputatio Karoline Guba
"Die Pharma-Sparte des VEB Deutsches Hydrierwerk Rodleben – Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Arzneimitteln sowie pharmazeutischen Hilfsstoffen"
14. Juli 2021
Disputatio Amalia-Sophia Sakkas
"Promotionen von Apothekern im 18. und 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Entwicklung der Pharmazie als Hochschulfach"
29. April 2021
Disputatio Ariane Maria Löhnert
"Rudolf Schmitz (1918–1992) und seine wissenschaftliche Schule in Marburg"
2020
27. Februar 2020
Disputatio Christian Michael Redmann
"Der Apotheker in Film und Fernsehen. Das Fremdbild des Apothekers in den Medien"
22. Januar 2020
Dipl. Geogr. Rolf Siemon, Hannoversch-Münden
"'Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen; wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht'. (J. W. Goethe) Die Wissenschaft vom Menschen um 1800 im Netzwerk von Spätaufklärung und Entdeckungsgeschichte"
2019
4. Dezember 2019
Prof. Dr. Ulrich Meyer, Berlin
"Delicat und tadelloß – die pharmazeutische Geschichte von Kakao, Schokolade und Theobromin"
2. Dezember 2019
Prof. Dr. Christoph Friedrich, Philipps-Universität Marburg
In Kooperation mit der DPhG, Regionalgruppe Marburg
"Theodor Fontane und die Pharmazie"
27. November 2019
Dr. Achim Klosa, Siegen
"Wissenstransfer im 18. Jahrhundert – ein baltischer Aufklärer im Kampf gegen den Skorbut"
11. Oktober 2019
Disputatio Sara Gnehm
"Apotheker und Bierbrauer – eine seltsame Personalunion"
14. Juni 2019
Disputatio Kerstin Stowasser (geb. Grothusheitkamp)
"Pflanzen in der Krebstherapie des 18. bis 20. Jahrhunderts unter Berücksichtigung ihres Einsatzes in der Homöopathie"
16. Mai 2019
Disputatio Barbara Maresca Köster
"Ernst Urban (1874-1958). Leben und Wirken eines pharmazeutischen Journalisten"
21. März 2019
Disputatio Lucia Magdalene Wolf-Krowartz
"Der gerechte Arzneimittelpreis? Zur Geschichte der Arzneitaxen im 18. und 19. Jahrhundert am Beispiel Preußens"
14. März 2019
Disputatio Ilse Denninger
"Das Apothekenwesen in Baden von 1945 bis 1960"
14. Februar 2019
Disputatio Katja Moosmann
"Tierische Drogen im 18. Jahrhundert im Spiegel offizineller und nicht offizineller Literatur und ihre Bedeutung in der Gegenwart"
23. Januar 2019
Dr. med. Florian Bruns, M. A., Halle
"'...warum die DDR so feine Dinge nicht hat.' Die Arzneimittelversorgung in der DDR aus Patientensicht 1971–1989"
16. Januar 2019
Prof. Dr. Axel Helmstädter, Goethe-Universität Frankfurt am Main
"Phytopharmazie im Werk botanischer Entdeckungsreisender – historische Quellen als Forschungswegweiser"
2018
28. November 2018
Prof. Dr. Eva Labouvie, Magdeburg
"Volksmagie und Volksheilkunde. Zur Behandlung von Krankheiten auf dem Land (16.–18. Jahrhundert)"
10. November 2018
Festveranstaltung aus Anlass des 100. Geburtstags des Gründers des Institutes für Geschichte der Pharmazie Marburg Prof. Dr. Rudolf Schmitz zum Thema
"Perspektiven der Pharmaziegeschichte"
3.–4. November 2018
Bibliothekswochenende
Zusätzliche Öffnung der Institutsbibliothek am Samstag und Sonntag durch den Förderverein des Instituts.
19. September 2018
Disputatio Maren Zummersch
"Heinrich Hörlein (1882–1954) Wissenschaftler, Manager und Netzwerker in der Pharmazeutischen Industrie. Eine pharmaziehistorische Analyse"
4. Juli 2018
Prof. Dr. Sörgel, Nürnberg
"Arzneimittelgeschichtliche Sammlung in Nürnberg. Ein Werkstattbericht"
28. Juni 2018
Disputatio Andreas Möckel
"Zur Entstehung und Entwicklung des VEB Jenapharm unter besonderer Berücksichtigung der Steroidforschung bis Ende der 1960er-Jahre"
21. Juni 2018
Disputatio Florian Georg Leupold
"Die Geschichte des VEB Serum-Werk Bernburg von 1954 bis 1990 unter besonderer Berücksichtigung biogener Arzneistoffe"
6. Juni 2018
Dr. A.-M. Begerock, Berlin/Madrid
"Die Mumie des Marburger Museum Anatomicum. Provenienzrecherche an menschlichen Überresten und Grabbeigaben"
23. Mai 2018
Ass. Prof. Mag. Dr. Johannes Gstach, Wien
"Die 'Entdeckung' geistiger Behinderung und die Entstehung heilpädagogischer Theorie und Praxis"
17. Mai 2018
Disputatio Maximilian Haars
"Die allgemeinen Wirkungspotenziale der einfachen Arzneimittel bei Galen Oreibasios, Collectiones medicae XV Einleitung, Übersetzung, Kommentar und pharmazeutische Evaluation"
2. Mai 2018
Dorothee Schön, Ravensburg und Dr. Sabine Thor-Wiedemann, Weingarten
"'Charité' – eine medizinhistorische Erfolgsserie und ihre Entstehung. Ein Gespräch mit den beiden Drehbuchautorinnen"
26. April 2018
Disputatio Lisa Hedrich-Trimborn
"Zur Entwicklung der pharmazeutischen Zweigdisziplin Pharmazeutische Technologie bis 1980"
25. April 2018
Prof. Dr. Volker Wissemann, Justus-Liebig-Universität Gießen
"'Bibergeil, Adressetiketten und Klemdenbäume' - Herausforderungen bei der Erfassung und Erschließung der Göttinger Pharmakognostischen Sammlung"
18. April 2018
Dr. Niklas Lenhard-Schramm, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
"Ein Lifestyle-Medikament im Nachtwächterstaat. Die Arzneimittelaufsicht und der Contergan-Skandal in den 'langen sechziger Jahren'"
17.–18. März 2018
Bibliothekswochenende
Zusätzliche Öffnung der Institutsbibliothek am Samstag und Sonntag durch den Förderverein des Instituts.
31. Januar 2018
Dr. med. Nils Hansson, Düsseldorf
"Genies ohne Nobelpreis. Leben und Werk erfolgloser Preiskandidaten in der Medizin"
10. Januar 2018
Prof. Dr. Ulrich Meyer, Berlin
"'Seh‘n wir uns nicht in dieser Welt, so seh‘n wir uns in Bitterfeld' – lesende, schreibende und malende Arbeiter in der pharmazeutischen Industrie der DDR"
2017
8. November 2017
Prof. Dr. Karen Nieber, Universität Leipzig
"Kaffee: Vom Ziegenfutter zum Lifestyle Getränk"
4.–5. November 2017
Bibliothekswochenende
Zusätzliche Öffnung der Institutsbibliothek am Samstag und Sonntag durch den Förderverein des Instituts.
25. Oktober 2017
Dr. phil. Dipl. Rest. Corinna Gramatke, München
"Das spanische Manuskript von José Sánchez Labrador (1717–1798), der mehrere Jahrzehnte unter den Guaraní in Paraguay missionierte und nach der Ausweisung der Jesuiten, im Exil in Italien, ein mehrbändiges Werk über die Natur verfasste: 'El Paraguay Natural ilustrado'"
- Bezoare sind kugelige Abscheidungen, die im Magen vieler Tiere aus unverdaulichen Haaren und Fasern heranwachsen und mit dem Alter des Tieres immer härter und grösser werden. Über Jahrhunderte hinweg wurden solche Magensteine für verschiedenste therapeutische Zwecke eingesetzt. Intensiver Handel wurde betrieben, an erster Stelle mit dem aus Mittelasien stammenden ‹Orientalischen Bezoar› von Ziegen. Nach der Entdeckung Amerikas erhielt dieser Konkurrenz durch den günstigeren ‹Occidentalischen Bezoar› von Stachelschweinen.
Im Verlaufe des 18. Jahrhunderts äusserten jedoch immer mehr Ärzte, Apotheker und Naturforscher Zweifel an der Heilkraft des vielseitig verwendeten Bezoars, was vor allem auf einen Wandel wissenschaftlicher Methoden während der Aufklärung zurückzuführen ist. Vor allem war es der wachsende Einfluss der chemischen Analyse, der Zweifel an einer sinnvollen Nutzung der Bezoare schürte. Der Vortrag beschäftigt sich mit diesen neuen Methoden und diskutiert den Übergang des Apothekerwissens in die Moderne.
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Die Schweizer Armenpolitik hielt bis weit ins 20. Jahrhundert am sogenannten «Heimatprinzip» fest. Hilfsbedürftige Ausländer:innen hatten demnach kein Recht darauf, die öffentliche Wohltätigkeit an ihrem Wohnort Anspruch zu nehmen. Im Gegenteil: Hilfsbedürftigkeit war auch im Krankheitsfall ein durch Staatsverträge und Bundesgesetze rechtlich verankerter für die Ausweisung und Heimschaffung in den Heimatstaat. Der Vortrag behandelt Fälle von deutschen Staatsangehörigen, die im Kanton Basel-Stadt wohnten, aufgrund einer psychischen Krankheit in die Kantonale Heil- und Pflegeanstalt «Friedmatt» eingewiesen und daraufhin vom Basler Polizeidepartement ausgewiesen wurden. Dabei wird der Frage nachgegangen, wieviel Gewicht der ärztlich diagnostizierten Arbeitsunfähigkeit bei der Einleitung des Ausweisungs- und Heimschaffungsverfahren zukam.
01. November 2023
PD Dr. Matthias Bähr, Technische Universität Dresden
Totes Kapital? Die Ökonomie des Leichnams in der Frühen Neuzeit
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Von den Reliquien des Mittelalters über Mumien und Schädel bis hin zum Handel mit medizinischen Präparaten und Organen: Leichen und Leichenteile wurden im Lauf der Geschichte gesammelt, verkauft, ausgestellt und als begehrte Spekulationsobjekte fieberhaft gejagt. Bisher hat diese fundamentale Ökonomie des Leichnams in der historischen Forschung zur Frühen Neuzeit jedoch so gut wie keine Rolle gespielt. Im Vortrag stelle ich aktuelle Ergebnisse aus meinem DFG-Projekt ‚Totes Kapital‘ zur Diskussion und präsentiere am Beispiel des Leichen- und Schädelhandels Überlegungen zu einer Kulturgeschichte des Ökonomischen der Frühen Neuzeit.
25. Oktober 2023
Dr. Steffen Dörre, Philipps-Universität Marburg, Berlin
„Die Krankenräume können meist gar nicht geheizt werden, so dass jetzt Temperaturen von 2 bis 5 Grad herrschen.“ Patient:innenvernachlässigung und Hungersterben in den Psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalten der unmittelbaren Nachkriegszeit.
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Im Frühjahr 1945 wurden die Psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalten im Südwesten Deutschlands von US-amerikanischen Truppen eingenommen. Sie fanden unerträgliche Zustände vor: Überall waren Hunderte, oft Tausende Patient:innen absichtlich ermordet oder so vernachlässigt worden, dass ihre Sterblichkeit stark angestiegen war. Die noch lebenden Patient:innen waren abgemagert, vegetierten oft unter hygienisch kaum beschreibbaren Bedingungen dahin und hatten de facto Zwangsarbeit leisten müssen. Hunger und Gewalt, nicht Pflege und Therapie, hatten die letzten Jahre in der Anstalt geprägt.
Anhand der ehemaligen „Zwischenanstalten“ der Tötungsanstalt Hadamar wird sich der Vortrag mit den Lebensbedingungen und dem Patientenalltag in der „Zusammenbruchgesellschaft“ befassen. Denn die Patient:innenvernachlässigung hörte nicht schlagartig mit dem Kriegsende auf. Vielmehr bildeten die Kriegsjahre und die Besatzungszeit aus Sicht vieler Patient:innen eine zusammenhängende Zeit – oft mit einem nochmaligen Anstieg der Sterberaten nach der Befreiung. Thematisiert wird das Hungersterben der Nachkriegszeit, das Scheitern von Reformansätzen, das Versanden der juristischen Aufarbeitung, die personellen und ideengeschichtlichen Kontinuitäten in der Nachkriegszeit. Im Mittelpunkt stehen aber die Patient:innen selbst, ihre Erfahrungen, ihre Lebensbedingungen, ihre Möglichkeiten die eigenen Interessen zu vertreten. Dies wird mit einem Plädoyer verbunden, auch die das Kriegsende Überlebenden Patient:innen der psychiatrischen Anstalten als Opfer des Nationalsozialismus und als Leidtragende der NS-Psychiatriepolitik anzuerkennen.
16. Juli 2023
Ausstellung der medizinhistorisch-anatomischen und zahnmedizinischen Sammlung zum Thema "Einen Zahn zulegen"
12. Juli 2023
Rebekka Pabst, MA, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Neues Museum Berlin
"Der tote Körper im Alten Ägypten"
30. Juni 2023
Nacht der Kunst in der medizinhistorisch-anatomischen Sammlung
U. a. Ausstellung eines lebensgroßen Gemäldes des "langen Antons" und weiterer Bilder und Modelle, die die Bedeutung für die Kunst in der Anatomie veranschaulichen und stündliche Kurzvorträge durch Studierende der Medizin.
28. Juni 2023
Prof. Dr. Toine Pieters, Freudenthal Institut, Universität Utrecht
"Bio-based Pharmaceutical Innovation in The Netherlands (1880–1970): Quinine, Cocaine and Morphine as historical case studies"
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In this lecture prof. Toine Pieters (Utrecht University, The Netherlands) will describe the historical development of the production and distribution of three alkaloids (Quinine, Cocaine, Morphine), within the context of the Dutch colonial empire and post WOII Netherlands.
Strongly driven by colonial economic ambitions, a high-quality and commercial kina and coca culture developed in the Dutch East Indies (present-day Indonesia). The Gouvernements' Kina company started building a colonial network of scientists, planters, state officials and trading companies during the last quarter of the nineteenth century. The emphasis within this network was on the improvement and standardization of the quality of the cinchona bark and the coca leaves by means of the laboratory as a quality control instrument. This approach ran parallel to the developments in the German pharmaceutical industry, where the laboratory was given an increasingly central role in the development and production of high-quality medicines. From the 1870s onwards, the German pharmaceutical industry dominated the international trade in quinine, quinine sulphate and cocaine and was leading in the founding of the international quinine and cocaine cartels.
In the period 1910-1920 a power shift took place in these international cartels (historically the first pharmaceutical industry cartels) in favor of the Dutch East Indies cinchona and coca producers. This was part of the development of Dutch colonial agro-industrialism and a transoceanic trade network. Furthermore, the outbreak of the First World War led to an economic isolation of the German industry, causing the German pharmaceutical industry to lose control of the production and distribution chains. During the interwar period, the Dutch consolidated their dominance over the international cinchona and coca markets. The political and economic decolonization of Indonesia in the period 1947-1957 brought an abrupt end to this Dutch market dominance.
After WWII the abundance of alkaloid technical know-how in the Netherlands was put to use for the industrial isolation of opium alkaloids. The refinements and scaling up of the extraction techniques and the availability of cheap opium rich Turkish poppy straw greatly increased yields. Legal morphine production in the Netherlands increased from approx. 1000 kg in 1951 to approximately 5800 kg in 1959, more than 5% of the total world production.
I will argue that forementioned historical developments were part of a process of globalization of plant-based medicines production and distribution chains that were increasingly less associated with a specific nation than with multinational companies. Colonial networks of control were replaced by new industrial networks of control, and the colonial agro-industrial system was reconfigured into a global agro-industrial system.Toine Pieters is professor of the History of Pharmacy and Allied Sciences in both the Department of Pharmaceutical Sciences and the Freudenthal Institute (he is also acting Head of this Institute) and senior fellow of the Descartes Institute of the History and Philosophy of the Sciences and the Humanities. Toine Pieters has published extensively on the history of pharmacy and allied sciences, medical humanities, digital humanities and pharmacology (more than 75 peer reviewed publications). His broader interests include pharmaceutical policy analysis, drug and addiction research, neuropharmacology and mental health, leprosy research and the reuse of heritage resources. In all his research projects he specifically addresses complexity issues. He is also the principal investigator of the TimeCapsule project.
16.–17. Juni 2023
Jahrestagung der Arbeitsgruppe "Marburger Gespräche zur Alten Heilkunde" mit öffentlichem Festvortrag von
Prof. Dr. med. Karl-Heinz Leven
"Klima, Pest und Migration - Die Rede vom Untergang Roms"
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Für den Untergang Roms sind bislang über 200 Faktoren genannt worden, von A wie Aberglaube bis Z wie Zweifrontenkrieg. Der Vortrag konzentriert sich auf die drei Faktoren Klima, Pest und Migration und fragt nach deren Einfluss auf einen Prozess, der den Zeitgenossen und der Nachwelt als „Untergang Roms“ erschien. Klimatologische und epidemiologische Überlegungen verbinden sich mit einem Blick auf die Landkarte der „Völkerwanderung“. In dem Drama nimmt auch ein Huhn den ihm gebührenden Platz ein.
Weitere Informationen finden Sie unter der Kategorie "Marburger Gespräche zur Alten Heilkunde" auf unserer Homepage.
14. Juni 2023
Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff, Philipps-Universität Marburg
"Eine kurze Geschichte der Evidenzbasierten Medizin"
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„Evidenzbasierte Medizin“ (EbM) steht für eine Orientierung und Begründung von Entscheidungen an den Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen. Mit letzteren sind epidemiologische und klinische Studien gemeint, deren Ergebnisse unmittelbar patienten-relevant sind. Sowohl die Versorgung der einzelnen Patientin wie auch System-Entscheidungen, Leitlinien-Empfehlungen und Richtlinien sollten damit rational und belastbar werden. Dieser Anspruch gilt seit etwa 40 Jahren und hat das klinische Denken, die professionellen Diskurse und die Gesundheitssysteme tiefgreifend verändert. Der Vortragende reflektiert diese Entwicklungen als Mitwirkender, Zeitzeuge und retrospektiver Betrachter.
7.–9. Juni 2023
Internationaler Workshop "Decolonising academic disciplines and collections"
DFG-geförderte internationale Tagung. Durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialanthropologie und Religionswissenschaft und dem Fachgebiet Neueste Geschichte.
Link zum vollständigen Programm
31. Mai 2023
Prof. Dr. David von Mayenburg, MA, Goethe-Universität Frankfurt am Main
"Eine 12jährige Raubmörderin zwischen Justiz und Medizin – zur Begutachtung der Schuldfähigkeit im Kaisserreich"
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Am 7. Juli 1886 ermordete die erst 12 Jahre alte Marie Schneider ein dreijähriges Kind, um sich Geld für Süßigkeiten zu beschaffen. Dieser Mord führte seinerzeit zu ähnlich heftigen Reaktionen in der Öffentlichkeit wie vergleichbare Ereignisse der Gegenwart – und gleichzeitig auch zu ähnlichen Diskussionen in der Fachwelt. Die Frage, wie die Gesellschaft mit delinquierenden Kindern verfahren sollte, ob und wie diese überhaupt in der Lage sein konnten, strafrechtliche Schuld auf sich zu laden, wurde an verschiedenen Orten der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Der Vortrag möchte diesen Diskurs rekonstruieren, der vor allem entlang der Schnittstellen zwischen Medizin, Psychiatrie und Recht verlief. Die Auseinandersetzung war fundamental, denn sie betraf Fragen der Deutungshoheit, der Zuständigkeit, der institutionellen Organisation und des Zugangs zu Ressourcen im Umgang nicht nur mit delinquierenden Kindern, sondern mit devianten Menschen schlechthin. Mit seinem Urteil vom 14. Dezember 1886 im Fall Schneider wurde der Konflikt nur scheinbar zugunsten der Justiz entschieden und die prinzipielle Schuldfähigkeit auch dissozialer oder psychopathischer Personen mit Wirkung bis heute festgelegt. Ein näherer Blick auf den Fall und das Handeln der als Sachverständige, Anwälte und Richter beteiligten Mediziner und Strafjuristen zeigt aber ein differenzierteres Bild zweier verunsicherterer Disziplinen, die ihrerseits mit fundamentalen Auseinandersetzungen über ihre Selbstbeschreibung beschäftigt waren.
3. Mai 2023
Prof. Dr. Sabine Hildebrandt, MD, Boston Children's Hospital, Harvard Medical School
"Anatomie im Nationalsozialismus und das Vienna Protocol – Vom Umgang mit materiellem und immateriellem historischen Erbe"
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Die Anatomie gehörte zu den medizinischen Wissenschaften, die in der Zeit des Nationalsozialismus (NS) von den kriminellen Tätigkeiten des Regimes nicht nur profitierten, sondern sich aktiv daran beteiligten. Während jüdische und politisch oppositionelle Anatom*innen verfolgt und vertrieben wurden, trat die überwiegende Mehrzahl der verbliebenen der NSDAP aus Überzeugung oder Opportunismus bei (5% waren Frauen, und keine davon in führender Position). Fachlich profitierten Anatomen von der Nutzung der Leichen von NS-Opfern, insbesondere infolge Hinrichtungen, die in Lehre und Forschung eingesetzt wurden. Die folgende ethische Entgrenzung führte sogar zum Mord für anatomische Zwecke. Zum materiellen Erbe aus dieser Zeit gehören Gewebesammlungen, die sich noch lange nach dem Krieg in Instituten befanden und wahrscheinlich noch nicht alle gefunden wurden. Das immaterielle Erbe besteht aus Aufsätzen, Büchern und Atlanten, die auf den Arbeiten mit Leichen der NS-Opfer beruhen. Das Vienna Protocol von 2017 bietet Empfehlungen nicht nur zum Umgang mit den menschlichen Überresten von NS-Opfern, sondern auch mit den Daten und Bildern, die aufgrund der Arbeit mit ihnen entstanden sind. Im Gegensatz zu anderen bisherigen Richtlinien orientiert sich das Vienna Protocol wesentlich an jüdischer Medizinethik.
19. April 2023
Prof. Dr. med. Philip Osten, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
"Human Remains in Wissenschaft und Öffentlichkeit. Debatten um medizinische Ausbildung, NS-Medizin und koloniale Verbrechen"
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Die Körper Verstorbener werden in Forschung und Unterricht genutzt. Gesellschaftlich akzeptiert war das zunächst nur für die sterblichen Überreste von Hingerichteten. Mit Beginn einer klinischen Untersuchung am Krankenbett, dem Aufstieg der Allgemeinen Krankenhäuser und mit der Akademisierung der Chirurgen-Ausbildung beginnt die Debatte über die Nutzung der Leichen verstorbener Patientinnen und Patienten. Einige Argumente dieser vor 200 Jahren geführten Auseinandersetzung überlagern bis heute die Diskussion über den Umgang mit menschlichen Präparaten. Der Vortrag schildert Probleme der Provenienzforschung zu Human Remains aus kolonialen Kontexten und Barrieren bei der Aufarbeitung von Sammlungs-beständen aus der Zeit des Nationalsozialismus am Beispiel der Universität Hamburg.
17. April–25. Juni 2023
Ausstellung
"Neues zu alten Arzneimitteln in der Pharmazie"
9. Juni 2023
Disputatio Marie-Krystin Borchers
"Die Arzneimitteltherapie von Frauen im Hohen Hospital Merxhausen zwischen 1720 und 1800"
13. Februar 2023
Dr. Niklas Lenhard-Schramm, Hamburg
In Kooperation mit der DPhG Regionalgruppe Marburg
"Regulierung zwischen Recht und Risiko: Hormonelle Schwangerschaftstests in Deutschland"
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Hormonelle Schwangerschaftstests, die in Deutschland von 1950 bis 1978 auf dem Markt waren, stehen bis heute im Verdacht, für Fehlbildungen verantwortlich zu sein. Bereits seit den 1960er Jahren wurden diese Medikamente und ihre Wirkungen kontrovers diskutiert, Parallelen zum Contergan-Skandal immer wieder gezogen. Der Vortrag beleuchtet die vielfältigen Probleme bei der Regulierung dieser Präparate, die über einen Zeitraum ausgeboten wurden, in dem sich die rechtlichen, medizinischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Arzneimittelwesens tiefgreifend veränderten.
1. Februar 2023
Prof. Dr. Sebastian Richter, Berlin
"Al-Rāzī in Oberägypten? Ein medizinisch-alchemistisches Archiv koptischer Papyri des 9./10. Jahrhunderts aus Oberägypten und seine alchemiegeschichtliche Verortung"
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Das bislang so gut wie unbekannte Corpus koptischer alchemistischer Texte umfasst nach derzeitigem Kenntnisstand sieben Manuskripte, von denen fünf bislang gänzlich unediert sind. Diese fünf können, wie ich zeigen werde, als zu einem einzigen Papyrusarchiv zugehörig erwiesen werden, zu dem außerdem auch zwei medizinische Manuskripte gehörten. Aufgrund verschiedener Kriterien datiere ich die Entstehung der Manuskripte in spätere 9. oder frühe 10. Jh. In ebendieser Zeit traten in der arabischen Alchemie der östlichen Provinzen des abbasidischen Kalifats Entwicklungen von großer Tragweite in Erscheinung, die vor allem mit den unter dem Namen des historisch schwer greifbaren Ǧābir ibn Ḥayyān (des Geber der lateinischen Überlieferung) und den Schriften des persischen Arztes, Philosophen und Alchemisten Abū Bakr Muḥammad ibn Zakaryā al-Rāzī (des Rhazes der lateinischen Überlieferung) verbunden sind. Die zeitgenössische Alchemie Ägyptens, die bislang allein durch die arabische Überlieferung alchemistischer Werke, Doxographien und Testimonien zugänglich war, gilt bis heute als ein der Empirie des Experiments entfremdetes, in Mystik und Allegorie schwelgendes, rein literarisches Unterfangen. Die koptischen Texte des medizinisch-alchemistischen Archivs führen uns jetzt eine nicht-mystische, nicht-allegorische, an praktischer Laborarbeit interessierte Alchemie vor Augen, deren konzeptionelle Ähnlichkeiten namentlich mit der Alchemie des al-Rāzī augenfällig sind.
2022
7. Dezember 2022
Prof. Dr. Volker Roelcke, Justus-Liebig-Universität Gießen
"Bruch oder Kontinuität? Die Deutung von Erbkrankheiten und Behinderung in Eugenik und Humangenetik, ca. 1910–1980"
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In den letzten Jahren hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass die Geschichte der Humangenetik nicht erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beginnt, sondern dass das Forschungsfeld und zentrale Institutionen bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert und in enger Verwobenheit mit der Eugenik entstanden sind. Von Vertretern des Fachs selbst ebenso wie von Historikern wird allerdings nach wie vor häufig angenommen, dass sich die Humangenetik international bereits in den 1930er Jahren, im deutschen Kontext nach dem Ende des Nationalsozialismus 1945 von der Eugenik distanzierte und unabhängig von ihr entwickelte – ein Bild, das in jüngerer Zeit zunehmend in Frage gestellt wird. Der Vortrag benutzt ein zentrales Anliegen von Eugenikern und Humangenetikern, die Prävention von Erbkrankheiten bzw. von Behinderungen, um Kontinuitäten und Brüche im Verhältnis zwischen Humangenetik und Eugenik bis in die frühen 1980er Jahre darzustellen. Er kontextualisiert damit auch die Etablierung der in Deutschland ersten humangenetischen Beratungsstelle in Marburg im Jahr 1972.
28. September 2022
Symposium 50 Jahre Humangenetische Beratungsstelle Marburg
Veranstaltet von Prof. Dr. Eckart Conze, Ulrika Mientus, Prof. Dr. Tanja Pommerening und Prof. Dr. Johannes Schumacher
"Vor 50 Jahren: Erste Genetische Beratungsstelle Deutschlands in Marburg"
6. Juli 2022
Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff, Philipps-Universität Marburg
"Was sind diagnostische Entitäten? Vom Universalienstreit zur Tumorbiologie"
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In Philosophie und Theologie wird seit fast 2500 Jahren diskutiert, ob allgemeinen Begriffen eine eigene Wirklichkeit zukommt ("Realisten"), oder ob wir sie uns lediglich zurechtlegen, um uns das Verständnis der Welt zu erleichtern bzw. praktische Ziele zu erreichen ("Nominalisten"). Ich werde dieses Raster auf diagnostische Entitäten anwenden, d.h. die Kategorien, mit denen Ärztinnen die Beschwerden ihrer Patientinnen einordnen und Therapien begründen.
Im Gegensatz zu den meisten historischen und aktuellen Positionen gehe ich von den Beschwerden der Bürgerinnen und dem realen Versorgungsgeschehen aus (Ecology of Care). Mit der "Turnhallen-Analogie" möchte ich deutlich machen, dass Diagnosen in der Medizin auch heute noch unscharf begrenzt, strittig, wenig reliabel und in steter Veränderung begriffen sind. Ein Beispiel: aktuelle onkologische Therapien orientieren sich an tumorbiologischen Charakteristika statt an der Organlokalisation. - Diagnosen werden also nicht "gefunden", sondern "gemacht", was einer nominalistischen Position entspricht. Sie sind "provisional formulae designed for action" (Cohen) oder "Fiktionen", die im Alltag nützlich sind (Koch). Ein gewichtiger Teil aller Beschwerden lässt sich medizinisch nicht plausibel einordnen.
Diagnostische Entitäten sind zentral für die historische, Versorgungs- und klinische Forschung, die Behandlung in Praxis und Klinik sowie das Sozialsystem. Auch wenn Heilberufler pragmatisch orientiert sind, lohnt sich eine Reflexion dieser Begriffe. Als handlungsleitende Theorien ("theory-in-use"; im Gegensatz zu vertretenen ["espoused theories"]) können sie helfen, Fehlentwicklungen moderner Gesundheitssysteme und der medizinischen Ausbildung zu verstehen.
30. Juni 2022
Antrittsvorlesung Prof. Dr. Tanja Pommerening
"Pharmazie- und Medizingeschichte in Marburg – Wege, Perspektiven, Horizonte"
27. Juni 2022
Prof. Dr. Stuart Anderson, London School of Hygiene & Tropical Medicine
In Kooperation mit der DPhG Regionalgruppe Marburg
"Pharmacy and Colonialism: The case of the British Empire"
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Colonialism involved the mass movement of people, goods and ideas between metropoles and peripheries. This seminar examines the movement of drugs between Britain and her colonies from the 17th to the 19th centuries. It explores both exports to the colonies and imports from them, including remedies appropriated from indigenous peoples and the results of bioprospecting. Exports ranged from medicine supply to the West Indian slave plantations to the sale of patent remedies in India. Medicines represented a small but important part of Britain’s imperial trade.
17.–18. Juni 2022
Jahrestagung der Arbeitsgruppe "Marburger Gespräche zur Alten Heilkunde" mit öffentlichem Festvortrag von
Prof. Dr. Florian Steger, Ulm
"Alte Heilkunde – Alte Medizin – Antike Medizin. Eine Auseinandersetzung mit der Antiken Medizin ist lohnenswert. Wirklich?"
Weitere Informationen finden Sie unter der Kategorie "Marburger Gespräche zur Alten Heilkunde" auf unserer Homepage.
1. Juni 2022
Prof. Dr. Robert Jütte, Stuttgart
"Frühe Beispiele für Heilungen durch die Vorstellungskraft: Die Prähistorie des Placebo"
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Der Begriff Placebo lässt sich im medizinischen Sprachgebrauch noch gar nicht so lange nachweisen. Dabei war das, was wir heute unter dem Placebo-Effekt verstehen, nicht nur Ärzten, sondern auch Laien durchaus – wenn auch nicht als Begriff – schon seit Langem bekannt. Erst im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts wurde dieses therapeutische Phänomen, oder wenigstens ein Teilaspekt davon, mit dem lateinischen Wort ‚Placebo’ umschrieben. Doch längst bevor der neue Terminus Einzug in die medizinische Fachsprache hielt, nutzten Mediziner den Placeboeffekt, den man als bereits früh erkannte hatte, aber in der damaligen, von der antiken Viersäfte geprägten Medizin als Wirkung der Vorstellungskraft (imaginatio) beschrieb.
18. Mai 2022
Prof. Dr. François Ledermann, Bern
"Kolonialismus und exotische Welten. Die Drogen als Semiophoren in der Berner pharmakognostischen Sammlung und in der Historischen Bibliothek der Schweizerischen Pharmazie"
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Mit den beiden Hauptfiguren Friedrich August Flückiger und Alexander Tschirch, war die Universität Bern während beinahe einem halben Jahrhundert eine Hochburg des pharmazeutischen Unterrichts und der wissenschaftlichen Forschung, besonders auf dem Gebiet der Pharmakognosie. Daraus entstanden Sammlungen, von Pflanzen in Flückigers Herbarium, von Drogen in der pharmakognostischen Sammlung und von Büchern und Zeitschriften, die noch heute konserviert und wissenschaftlich bearbeitet werden. Die Drogenkunde in der Schweiz rund um 1900 war außerdem sehr auf die Welt offen und gewann viel von Reisen und von einem ausgedehnten Netz, was deren Fachdifferenzierung von den anderen pharmazeutischen Fächern antrieb. So sagen diese Sammlungen viel über die damalige Pflanzenwelt aus, einst fast umfänglich vom europäischen Kolonialismus dominiert. Am Beispiel einiger Arzneien aus drei Kontinenten soll der Vortrag die Verschachtelung von Geografie, Kultur und Politik sowohl in der pharmakognostischen Sammlung wie in den Werken der Historischen Bibliothek der Schweizerischen Pharmazie beleuchten.
4. Mai 2022
Prof. Dr. Michael Mönnich, Karlsruhe/Tübingen
"Herbarien, pharmakognostische Sammlungen und Kräuterbücher als Gegenstände der Pharmaziegeschichte (Vorstellung Software 'Transcribus')"
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Unter einem Herbarium versteht man heute eine Sammlung von getrockneten Pflanzen(teilen), die in Buchform zusammengefügt sind oder zwischen Papierbögen aufbewahrt werden. Die Sammlungen der modernen wissenschaftlichen Herbarien umfassen heute Millionen von Pflanzenbelegen. Daneben enthalten sie auch häufig historisch interessante Sondersammlungen. Exemplarisch wird die pharmakognostische Sammlung von Karl Hummel (1902–1987) im Herbarium Tubingense vorgestellt, die von Studierenden im Rahmen des Wahlpflichtfaches "Geschichte der Pharmazie" erfasst und digitalisiert wurde. Die Anfänge der Herbarien liegen im Italien des 16. Jahrhunderts. Zu den ältesten Herbarien im deutschen Sprachraum zählen die des württembergischen Schulmeisters Hieronymus Harder (1523–1607). Im Rahmen eines Wahlpflichtfaches wurden die Pflanzen des in der Biblioteca Apostolica Vaticana befindlichen Herbarium von Harder untersucht. In der Vergangenheit bezeichnete man als Herbare und Kräuterbücher aber auch Bücher mit Pflanzenbeschreibungen und -abbildungen, deren Geschichte bis in die Antike zurückreicht. Das von der Staatsbibliothek zu Berlin jüngst digitalisierte Sonderbar Kräuterbuch (ca. 1680) von Johann Christoph Ende besticht durch seine als Scherenschnitt ausgeführten Pflanzendarstellungen. Es wurde 2020 an der Universität Tübingen im Wahlpflichtfach mittels der Software Transkribus (https://readcoop.eu) transkribiert und die verzeichneten Pflanzen identifiziert.
20. April 2022
PD Dr. Dominic Olariu, Marburg/München
"Botanik im Wandel. Pflanzenabbildungen in Kräuterbüchern des 14. bis 16. Jahrhunderts"
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Illustrierte Kräuterhandschriften gibt es seit der griechischen Antike, sie erlebten jedoch in Europa im vierzehnten und insbesondere dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert einen starken Aufschwung. Seit der Antike wurde in Kräuterbüchern medizinisches Wissen über die Heilwirkung der bekannten Pflanzen festgehalten. Während im Früh- und Hochmittelalter die Darstellung des Aussehens der Pflanzen eine untergeordnete Rolle spielte und Kräuterbücher meist nur Texte enthielten, wurden ab dem vierzehnten Jahrhundert die morphologischen Merkmale zur Identifizierung der Pflanzen immer wichtiger und daher auch zunehmend illustriert. Erste gedruckte Kräuterbücher wurden ab den 1480er Jahren veröffentlicht und erreichten vermutlich einen größeren Leserkreis als die Manuskripte, wiesen aber zunächst ein qualitativ weitaus schwächeres Bildmaterial auf. Erst seit den 1530er Jahren konnten die Druckwerke der sogenannten „Väter der Botanik“ mit guten Pflanzenillustrationen aufwarten, wenngleich daneben noch illustrierte Manuskripte ausgeführt wurden. Im Zeitraum vom 14. bis zum 16. Jahrhundert vollzog sich damit nicht allein ein Übergang von der Kräuterkunde, die primär an medizinischen Heilwirkungen interessiert war, zur Botanik, die sich nun auch mit morphologischem Wissen, dessen Studium und überregionalen Standardisierung befasste, sondern auch ein medialer Wandel in den Darstellungen von Pflanzen und ihren spezifischen Merkmalen. Diese neuen epistemischen Bedürfnisse stellten sowohl Pflanzenexperten als auch Bildermacher vor neue Herausforderungen, die sie auf unterschiedliche Weise zu meistern versuchten. Der Vortag wird den erwähnten Wandel des Bildmaterials anhand von Beispielen zu skizzieren versuchen und dabei auf die zeitgenössischen erkenntnistheoretischen Fragen eingehen, wobei sich zeigen wird, dass trotz des Buchdrucks auch Mitte des 16. Jahrhunderts noch mediale Schwierigkeiten bestanden, das botanische Wissen mit Büchern adäquat zu vermitteln.
2021
20.–21. November 2021
Bibliothekswochenende
Zusätzliche Öffnung der Institutsbibliothek am Samstag und Sonntag durch den Förderverein des Instituts.
12. November 2021
Disputatio Karoline Guba
"Die Pharma-Sparte des VEB Deutsches Hydrierwerk Rodleben – Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Arzneimitteln sowie pharmazeutischen Hilfsstoffen"
14. Juli 2021
Disputatio Amalia-Sophia Sakkas
"Promotionen von Apothekern im 18. und 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Entwicklung der Pharmazie als Hochschulfach"
29. April 2021
Disputatio Ariane Maria Löhnert
"Rudolf Schmitz (1918–1992) und seine wissenschaftliche Schule in Marburg"
2020
27. Februar 2020
Disputatio Christian Michael Redmann
"Der Apotheker in Film und Fernsehen. Das Fremdbild des Apothekers in den Medien"
22. Januar 2020
Dipl. Geogr. Rolf Siemon, Hannoversch-Münden
"'Wir lernen die Menschen nicht kennen, wenn sie zu uns kommen; wir müssen zu ihnen gehen, um zu erfahren, wie es mit ihnen steht'. (J. W. Goethe) Die Wissenschaft vom Menschen um 1800 im Netzwerk von Spätaufklärung und Entdeckungsgeschichte"
2019
4. Dezember 2019
Prof. Dr. Ulrich Meyer, Berlin
"Delicat und tadelloß – die pharmazeutische Geschichte von Kakao, Schokolade und Theobromin"
2. Dezember 2019
Prof. Dr. Christoph Friedrich, Philipps-Universität Marburg
In Kooperation mit der DPhG, Regionalgruppe Marburg
"Theodor Fontane und die Pharmazie"
27. November 2019
Dr. Achim Klosa, Siegen
"Wissenstransfer im 18. Jahrhundert – ein baltischer Aufklärer im Kampf gegen den Skorbut"
11. Oktober 2019
Disputatio Sara Gnehm
"Apotheker und Bierbrauer – eine seltsame Personalunion"
14. Juni 2019
Disputatio Kerstin Stowasser (geb. Grothusheitkamp)
"Pflanzen in der Krebstherapie des 18. bis 20. Jahrhunderts unter Berücksichtigung ihres Einsatzes in der Homöopathie"
16. Mai 2019
Disputatio Barbara Maresca Köster
"Ernst Urban (1874-1958). Leben und Wirken eines pharmazeutischen Journalisten"
21. März 2019
Disputatio Lucia Magdalene Wolf-Krowartz
"Der gerechte Arzneimittelpreis? Zur Geschichte der Arzneitaxen im 18. und 19. Jahrhundert am Beispiel Preußens"
14. März 2019
Disputatio Ilse Denninger
"Das Apothekenwesen in Baden von 1945 bis 1960"
14. Februar 2019
Disputatio Katja Moosmann
"Tierische Drogen im 18. Jahrhundert im Spiegel offizineller und nicht offizineller Literatur und ihre Bedeutung in der Gegenwart"
23. Januar 2019
Dr. med. Florian Bruns, M. A., Halle
"'...warum die DDR so feine Dinge nicht hat.' Die Arzneimittelversorgung in der DDR aus Patientensicht 1971–1989"
16. Januar 2019
Prof. Dr. Axel Helmstädter, Goethe-Universität Frankfurt am Main
"Phytopharmazie im Werk botanischer Entdeckungsreisender – historische Quellen als Forschungswegweiser"
2018
28. November 2018
Prof. Dr. Eva Labouvie, Magdeburg
"Volksmagie und Volksheilkunde. Zur Behandlung von Krankheiten auf dem Land (16.–18. Jahrhundert)"
10. November 2018
Festveranstaltung aus Anlass des 100. Geburtstags des Gründers des Institutes für Geschichte der Pharmazie Marburg Prof. Dr. Rudolf Schmitz zum Thema
"Perspektiven der Pharmaziegeschichte"
3.–4. November 2018
Bibliothekswochenende
Zusätzliche Öffnung der Institutsbibliothek am Samstag und Sonntag durch den Förderverein des Instituts.
19. September 2018
Disputatio Maren Zummersch
"Heinrich Hörlein (1882–1954) Wissenschaftler, Manager und Netzwerker in der Pharmazeutischen Industrie. Eine pharmaziehistorische Analyse"
4. Juli 2018
Prof. Dr. Sörgel, Nürnberg
"Arzneimittelgeschichtliche Sammlung in Nürnberg. Ein Werkstattbericht"
28. Juni 2018
Disputatio Andreas Möckel
"Zur Entstehung und Entwicklung des VEB Jenapharm unter besonderer Berücksichtigung der Steroidforschung bis Ende der 1960er-Jahre"
21. Juni 2018
Disputatio Florian Georg Leupold
"Die Geschichte des VEB Serum-Werk Bernburg von 1954 bis 1990 unter besonderer Berücksichtigung biogener Arzneistoffe"
6. Juni 2018
Dr. A.-M. Begerock, Berlin/Madrid
"Die Mumie des Marburger Museum Anatomicum. Provenienzrecherche an menschlichen Überresten und Grabbeigaben"
23. Mai 2018
Ass. Prof. Mag. Dr. Johannes Gstach, Wien
"Die 'Entdeckung' geistiger Behinderung und die Entstehung heilpädagogischer Theorie und Praxis"
17. Mai 2018
Disputatio Maximilian Haars
"Die allgemeinen Wirkungspotenziale der einfachen Arzneimittel bei Galen Oreibasios, Collectiones medicae XV Einleitung, Übersetzung, Kommentar und pharmazeutische Evaluation"
2. Mai 2018
Dorothee Schön, Ravensburg und Dr. Sabine Thor-Wiedemann, Weingarten
"'Charité' – eine medizinhistorische Erfolgsserie und ihre Entstehung. Ein Gespräch mit den beiden Drehbuchautorinnen"
26. April 2018
Disputatio Lisa Hedrich-Trimborn
"Zur Entwicklung der pharmazeutischen Zweigdisziplin Pharmazeutische Technologie bis 1980"
25. April 2018
Prof. Dr. Volker Wissemann, Justus-Liebig-Universität Gießen
"'Bibergeil, Adressetiketten und Klemdenbäume' - Herausforderungen bei der Erfassung und Erschließung der Göttinger Pharmakognostischen Sammlung"
18. April 2018
Dr. Niklas Lenhard-Schramm, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
"Ein Lifestyle-Medikament im Nachtwächterstaat. Die Arzneimittelaufsicht und der Contergan-Skandal in den 'langen sechziger Jahren'"
17.–18. März 2018
Bibliothekswochenende
Zusätzliche Öffnung der Institutsbibliothek am Samstag und Sonntag durch den Förderverein des Instituts.
31. Januar 2018
Dr. med. Nils Hansson, Düsseldorf
"Genies ohne Nobelpreis. Leben und Werk erfolgloser Preiskandidaten in der Medizin"
10. Januar 2018
Prof. Dr. Ulrich Meyer, Berlin
"'Seh‘n wir uns nicht in dieser Welt, so seh‘n wir uns in Bitterfeld' – lesende, schreibende und malende Arbeiter in der pharmazeutischen Industrie der DDR"
2017
8. November 2017
Prof. Dr. Karen Nieber, Universität Leipzig
"Kaffee: Vom Ziegenfutter zum Lifestyle Getränk"
4.–5. November 2017
Bibliothekswochenende
Zusätzliche Öffnung der Institutsbibliothek am Samstag und Sonntag durch den Förderverein des Instituts.
25. Oktober 2017
Dr. phil. Dipl. Rest. Corinna Gramatke, München
"Das spanische Manuskript von José Sánchez Labrador (1717–1798), der mehrere Jahrzehnte unter den Guaraní in Paraguay missionierte und nach der Ausweisung der Jesuiten, im Exil in Italien, ein mehrbändiges Werk über die Natur verfasste: 'El Paraguay Natural ilustrado'"