31.08.2021 Nachruf Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Matern

Mit großer Trauer haben wir die Nachricht des Todes von Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Matern aufgenommen. Er starb im Alter von fast 79 Jahren an seinem Heimatort Lahr im Schwarzwald, wohin er nach Ausscheiden aus seinem aktiven Dienst als Professor für Pharmazeutische Biologie an der Philipps-Universität Marburg zurückkehrte. Prof. Matern war seit 1970 mit der Apothekerin Christa Matern (geborene Steiger) verheiratet, mit der er zwei Töchter hatte.

Ulrich Matern wurde am 20. Oktober 1942 in Stuhm in Ostpreußen geboren, wo er aber kriegsbedingt nicht lange blieb. Seine Schulzeit verbrachte er in Wuppertal-Elberfeld, wo er 1962 das Abitur erlangte. Anschließend leistete er seinen Wehrdienst bis September 1963 in der Artillerie. Es folgte ein zweijähriges Pharmaziepraktikum, das er mit dem Vorexamen abschloss, um darauf von 1966 bis 1969 Pharmazie an der Universität Freiburg zu studieren, neben dem er auch wichtige lebensmittelchemische Praktika absolvierte. Er schloss das Pharmaziestudium 1969 mit dem Staatsexamen ab, um im Anschluss am Institut für Biologie II der Universität Freiburg mit den Arbeiten zu seiner Promotion zu beginnen, die von Prof. Dr. Grisebach betreut wurden und das Thema „Untersuchungen zur Struktur und Biosynthese der Zucker aus dem Chinocyclin-Komplex” hatte. Im Oktober 1972 schloss er seine Promotion erfolgreich ab, blieb aber – mit Unterbrechungen durch Auslandsaufenthalte – bis 1995 an der Universität Freiburg und arbeitete über Pflanze-Pathogen-Wechselwirkungen. Mit dieser Thematik erlangte er auch 1983 seine Habilitation und die Venia legendi. 1988 wurde er zum Außerplanmäßigen Professor an der Universität Freiburg ernannt und folgte 1995 einem Ruf auf die Professur für Pharmazeutische Biologie an der Philipps-Universität Marburg, wo er bis zu seinem Ruhestand blieb. An seinem Institut etablierte Herr Prof. Matern moderne biochemische und molekularbiologische Forschungsmethoden zum Sekundärstoffwechsel von Pflanzen. Hier interessierten ihn insbesondere Substanzen, die dem Shikimat- und Phenylpropanstoffwechsel entstammen, wie zum Beispiel Flavonoide und Cumarine oder Acridonalkaloide. Prof. Matern betreute unzählige Dissertationen und zwei Habilitationen. Seine oft bahnbrechenden Forschungen wurden im Jahr 2008 mit dem Phytochemistry Pioneer Award der Phytochemical Society of North America und 2012 mit der Ehrendoktorwürde der Université de Lorraine gewürdigt. Auch nach seinem Ende als aktiver Forscher blieb Prof. Matern stets an Pflanzen und ihren Naturstoffen interessiert; die letzte seiner etwa 120 Publikationen mit seinem Namen als (Mit-)Autor stammt aus dem Jahr 2018.

In den letzten Jahren hatte Prof. Matern leider mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, hatte aber immer Freude an seinen drei Enkelkindern. Wir trauern mit seiner Familie um einen inspirierenden Wissenschaftler und warmherzigen Menschen. „Der Tod ist das Tor zum Licht am Ende eines mühsam gewordenen Weges (Franz von Assisi)“ steht unter seiner Todesanzeige – wir wünschen ihm, dass er jetzt in diesem Licht weilen darf.

 

Im Namen des Fachbereichs Pharmazie der Philipps-Universität Marburg

Prof. Dr. Shu-Ming Li

Prof. Dr. Maike Petersen

Prof. Dr. Michael Keusgen

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