13.03.2018 Prof. Dr. Dr. Josef Krieglstein feiert seinen 80. Geburtstag!
Der emeritierte Pharmakologe Professor Dr. Dr. Josef Krieglstein, geboren 1938 in Pechgrün (Sudetenland) feierte am 10. März seinen 80. Geburtstag. Professor Krieglstein blickt auf ein außergewöhnlich produktives Wirken als Hochschullehrer und Wissenschaftler zurück. Er studierte an der Universität Erlangen-Nürnberg parallel Pharmazie und Medizin und promovierte dort auch in beiden Fächern kurz nacheinander in den Jahren 1965 zum Dr. rer. nat. und 1967 zum Dr. med.. Nach den erfolgreichen Promotionen wechselte Krieglstein im Februar 1967 nach Mainz auf eine Assistentenstelle bei Prof. Gustav Kuschinsky zur Erlangung der Habilitation. Seine wissenschaftliche Arbeit über die Plasmaproteinbindung von Arzneimitteln brachte Krieglstein dort ebenso zielstrebig wie erfolgreich voran und er habilitierte folgerichtig 1970 im Alter von nur 32 Jahren für das Fach Pharmakologie und Toxikologie. Als Privatdozent und außerplanmäßiger Professor führte er seine Forschungsarbeiten nicht einfach fort, sondern betrat neue Wege, die ihn später in die Hirnforschung führen sollten. Der Ruf auf den Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie an die Philipps-Universität Marburg folgte dann im September 1973. Hier gehörte er zu den ersten Hochschullehrern für das in der Pharmazie neu eingeführte Fach „Pharmakologie und Toxikologie“ und er prägte dieses Fach über 32 Jahre als Institutsleiter in Marburg.
Da die Professur und das Institut für Pharmakologie und Toxikologie in der Pharmazie völlig neu eingerichtet werden mussten, waren die Anfänge in Marburg zunächst mühsam. Es musste das alte Gebäude der Zoologie in der Ketzerbach umgebaut, neu eingerichtet und bezogen werden. Die Forschungsarbeiten wurden dennoch neben den Anstrengungen für die Aufbauphase in provisorischen Labor- und Diensträumen aufgenommen und das Interesse der Studierenden für das neue Fach „Pharmakologie“ war groß. So hatte Krieglstein sehr bald viele Anfragen für Doktorarbeiten und in wenigen Monaten neben den drei Assistenten aus dem Mainzer Labor zehn neue Doktoranden in der Arbeitsgruppe, die er vorwiegend aus Drittmitteln anstellen konnte. Überhaupt war Krieglstein als Pharmakologe von Anfang an überaus erfolgreich in der Einwerbung von Drittmittelprojekten, was aufgrund des vergleichsweise geringen Anteils seines Fachs am Budget des Fachbereichs auch nötig war, um die teuren Forschungsarbeiten weiter voranzubringen. Beflügelt durch den erfolgreichen, wenn auch mühevollen Start in Marburg und die überaus positive Resonanz der Studierenden auf das neu eingeführte Fach übernahm Krieglstein 1976-1977 das Amt des Dekans am Fachbereich Pharmazie. Zwei weitere Amtszeiten als Dekan folgten in den Jahren 1986/87 und 1995/96.
Zu den Schwerpunkten der wissenschaftlichen Arbeiten Krieglsteins zählen die Mechanismen des neuronalen Zelltods bei neurodegenerativen Erkrankungen, die Funktion von neurotrophen Wachstumsfaktoren sowie pharmakologische Strategien gegen den Schlaganfall. Unter anderem beschrieb er mit seiner Arbeitsgruppe als einer der ersten die neuroprotektive Wirkung von Memantine, das heute in der Alzheimertherapie angewendet wird. Nach seiner Emeritierung wirkte Krieglstein noch weitere vier Jahre als Gast- und Seniorprofessor an der Universität Münster, wo er wissenschaftliche Untersuchungen zur Rolle von Phosphatasen in Signalprozessen des neuronalen Zelltods und bei der Funktion von Wachstumsfaktoren durchführte sowie neue Erkenntnisse zur Pathophysiologie der Artherosklerose gewinnen konnte. Das wissenschaftliche Werk von Professor Krieglstein umfasst über 500 Publikationen in Form von Originalarbeiten, Reviews, Buchbeiträgen und Büchern, die insgesamt mehr als 12.000mal zitiert wurden. Er hat in seiner Zeit als Wissenschaftler etwa 120 Doktorarbeiten von Pharmazeuten und Medizinern angeleitet und auch drei seiner Mitarbeiter zur Habilitation gebracht. Seine Arbeiten wurden mehrfach in Form von nationalen und internationalen Forschungspreisen ausgezeichnet, im Jahr 2004 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Krieglstein bereicherte sein Forschungsgebiet nicht nur durch die eigenen Arbeiten, sondern war auch als Gutachter und Herausgeber zahlreicher internationaler Fachzeitschriften tätig und in vielen Fachgesellschaften, wissenschaftlichen und staatlichen Organen aktiv. Über 20 Jahre lang, von 1986 bis 2004 veranstaltete Krieglstein in Marburg regelmäßig internationale Fachtagungen zur Pharmakologie des Schlaganfalls. Dieses „Marburg Meeting“ der Schlaganfallforschung führte im zweijährigen Rhythmus Spitzenforscher aus aller Welt in Marburg zusammen, die dort ihre neuesten Erkenntnisse zu den Mechanismen und den therapeutischen Strategien der Schlaganfallbehandlung zur Diskussion stellten. Anlässlich seines 80. Geburtstags veranstaltet das Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmazie am 17. März ein Festsymposium in der Aula der Alten Universität in Marburg zum Thema „Advances in Research on Ischemic Brain Injury“, wo über die aktuellen Entwicklungen auf dem früheren Forschungsgebiet des Jubilars berichtet wird.
Im Jahr 2010 beendete Krieglstein seine wissenschaftliche Karriere. Ihm wurde bewusst, dass er sich künftig mit den Problemen der Pharmazie und der Medizin weniger befassen wollte, fand aber ein Gebiet, auf dem er sich inzwischen überaus aktiv betätigt. Sein bereits in der Schulzeit angelegtes Interesse für Malerei bot ihm ein völlig neues Feld für freie kreative Betätigung. Nach dem Motto „Jetzt male ich!“ hat Krieglstein einen radikalen Schnitt gewagt und sich voll und ganz der Malerei gewidmet – er malt inzwischen beinahe täglich und ist auf diesem Gebiet ungebrochen aktiv, so dass er inzwischen wohl über 1800 Gemälde geschaffen hat. Auch diese Arbeiten, die er mit viel Freude und kreativer Freiheit gestaltet, macht er in regelmäßigen Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich und freut sich, wenn auch andere Interesse und Gefallen an seinen Werken finden.
Professor Krieglstein blickt an seinem 80. Geburtstag auf ein ausgesprochen aktives und erfolgreiches Wirken als Wissenschaftler und Hochschullehrer zurück. Er hat sein Fach entscheidend geprägt und mit beispielhaftem Engagement erfolgreich vorangebracht. Dabei hat er viele Generationen von Doktoranden und auch Habilitanden hervorgebracht und für die Wissenschaft nachhaltig begeistert. Es ist sehr erfreulich zu beobachten, dass Professor Krieglstein auch nach Beendigung seiner wissenschaftlichen Aktivitäten in der Kunst ein neues Betätigungsfeld gefunden hat, in dem er ungebrochen kreativ tätig ist. Zum 80. Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche aus dem Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmazie und der Marburger Pharmazie, die verbunden sind mit den besten Wünschen für viele weitere Jahre in Gesundheit und für die begeisterte Fortsetzung der kreativen Aktivitäten.
Prof. Dr. Carsten Culmsee, Prodekan des Fachbereichs Pharmazie, Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmazie, Philipps-Universität Marburg
Symposium zum 80. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. Josef Krieglstein