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Die Populationsbiologie gefährdeter Pflanzenarten in stark gestörten Landschaften
Doktorand: Ronny Mrozek. Betreuung: Prof. Diethart Matthies, Dr. Guy Colling (Musée national d'histoire naturelle, Luxembourg)
Die Fragmentierung und Verschlechterung von Habitaten werden als Hauptursachen des Rückgangs der Populationen vieler Pflanzenarten angesehen. Nährstoffarme Kalkmagerrasen gehören heute zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen und kommen oft nur noch als Inseln in einer Matrix intensiv landwirtschaftlich genutzter Flächen vor. Während zahlreiche Studien den Rückgang von Populationen in fragmentierten Landschaften untersucht haben, gibt es nur wenige Untersuchungen zu den ökologischen und genetischen Prozessen während der Besiedelung neugeschaffener, nicht besetzter Habitatflecken. Die Fähigkeit neu geschaffene geeignete Habitate zu besiedeln könnte aber entscheidend für das langfristige Überleben vieler seltener und gefährdeter Arten in sich verändernden Landschaften sein. Um die Besiedlung nicht besetzter Kalkmagerrasen in Raum und Zeit zu untersuchen, haben wir alte Tagebauflächen im Süden Luxemburgs als Untersuchungsflächen ausgesucht. Nach einer langen Zeit der industriellen Ausbeutung wurden die kalkreichen und steinigen Böden der natürlichen Sukzession überlassen, was zu einer Vegetation ähnlich der von Mesobromion-Gemeinschaften geführt hat, mit einer großen Anzahl an seltenen Pflanzenarten. Als Modellarten wurden Anacamptis pyramidalis und Iberis amara ausgesucht. Die Orchidee hat sehr kleine Samen, die leicht über weite Distanzen durch den Wind verbreitet werden. Im Gegensatz dazu produziert I. amara Art schwere Samen mit keinen offensichtlichen Anpassungen an die Ausbreitung über lange Distanzen. Wir untersuchen die Populationsstruktur, Demographie und Populationsgenetik beider Arten. Unsere Studie wird zu einem besseren Verständnis der Prozesse der Ausbreitung über weite Distanzen und der Bedeutung von Gründungsereignissen beitragen und ist außerdem von Bedeutung für die Erhaltung und das Management der neu entstandenen Kalkmagerrasen auf den früheren Tagebauflächen.