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Aus aktuellem Anlass...
Die Macht der Karten
Unter diesem Titel zeigt der Historiker Mateusz Fafinski in einem Gastbeitrag vom 11. März 2022 im Medienmagazin Übermedien auf, welchen Einfluss kartographische Darstellungsmittel und Formulierungen in der Legende auf die Kartenaussage haben. Als Beispiele dienen unter anderem Karten zum Krieg in der Ukraine aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Neuen Züricher Zeitung und dem Tagesspiegel.
Weitere Karten zum Krieg in der Ukraine
Russischer Angriff auf die Ukraine
(Quelle: katapult 2022, CC BY-NC-ND 4.0)
Kritik:
Es ist üblich, die verschiedenen Intensitätsstufen der Herrschaftsausübung durch die Intensitätsabfolge der Farben zum Ausdruck zu bringen. Allerdings wäre es dann logisch, dem Gebiet, das Russland am stärksten beherrscht, die kräftigste Farbe zu geben (Russland selbst), dem am wenigsten kontrollierten Gebiet die schwächste Farbe (verbliebene Ukraine).
Nachvollziehbar ist das Anliegen, Putins Ansprüche plakativ zum Ausdruck zu bringen und daher die verbliebene Ukraine im kräftigsten Rot einzufärben.
In der nebenstehenden Karte ist jedoch nicht nur die Farbfolge umgekehrt, sie entspricht auch nicht der Intensitätsabfolge russischer Herrschaftsausübung in der Ukraine.
Die Rangfolge der russischen Herrschaftsausübung lautet:
"möchte Putin noch besetzen" (am schwächsten) – "von Russland besetzt" (präziser: "Vormarschgebiete russischer Truppen") – "Separatistengebiete" – "Krym von Russland 2014 annektiert" (am stärksten)
Die Rangfolge gemäß den Farben ist dagegen:
"möchte Putin noch besetzen" (kräftigste Farbe) – Krim / Separatistengebiete (Schraffur aus Farben der verbliebenen Ukraine und der Vormarschgebiete) – "von Russland besetzt" (präziser: "Vormarschgebiete russischer Truppen", hellste Farbe auf ukrainischem Gebiet)
Länge der russischen Grenze ...und Länge der Grenzen, an denen die NATO Russland "bedroht"
(Quelle: katapult 2022, CC BY-NC-ND 4.0)
Unterschiedliche Grenzlinien bei Google Maps 2016
(Quelle: katapult 2021, CC BY-NC-ND 4.0)