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Nachbildung des Kameo vom Elisabethschrein geschenkt
Das Mineralogische Museum besitzt nun eine Edelsteinnachbildung des Kameo
Nachbildung des Kameo
Das Original des um 1810 vom Elisabethschrein entwendeten Kameo wird in der Bibliothèque nationale de France im Cabinet des médailles aufbewahrt. Mit Hilfe von Sponsoren war es nun möglich, eine Original getreue Nachbildung des vor mehr als 2000 Jahren in höchster Vollendung geschaffenen Kameos anfertigen zu lassen. Der Kameo ist ein Meisterwerk antiker Steinschneidekunst. Sein Relief zeigt zwei hintereinander gestaffelte Köpfe. Justi erinnerte sich an zwei jugendliche Helden, als er den verlorenen Kameo 1824 aus dem Gedächtnis beschrieb. Bei näherem Hinsehen zeigt sich nun, dass der vordere Kopf die Göttin Athena darstellt. Sie ist an ihrer charakteristischen Bewaffnung mit einem Helm und einem geschuppten, mit Schlangen besetzten Brustpanzer, der sog. Ägis, zu erkennen. Im Hintergrund ist ein zweiter ähnlicher Kopf mit einem Helm zu sehen, dessen Benennung noch Rätsel aufgibt.
Dank der Unterstützung von Prof. Dr. Rudolf Allmann, Dr. Udo und Isabella Becker, ASK Chemicals in Hilden, vertreten durch Dipl. Ing. Ulrich Kopp, und dem Freundeskreis des Marburger Mineralogischen Museums, vertreten durch den 1. Vorsitzenden Reinhard Balzer konnte Manfred Wild beauftragt werden. Wild, Inhaber der Fa. Emil Becker in Kirschweiler bei Idar-Oberstein und weltweit bekannter Edelsteinschleifer, hat bei der Nachbildung eine faszinierende Präzisionsarbeit geleistet. Manfred Wild hatte bereits im Jahr 2002 das alte Siegel der Philipps-Universität Marburg in Achat nachgeschnitzt, das am 8.12.2002 von Reinhard Balzer der damaligen Universitätsspitze überreicht worden ist.
PD Dr. Rita Amedick, Prof. Dr. Peter Masberg, Reinhard Balzer (Freundeskreis des Marburger Mineralogischen Museums), Ulrich Kopp (ASK Chemicals), Isabella Becker
Für die Nachbildung des Kameos war es zunächst schwierig, den passenden Lagenachat zu finden, da die alte Fundstelle des verwendeten Rohsteins nicht genau bekannt ist. So mussten die Dicke des Steins, die Dicke der einzelnen Lagen sowie die Farben der einzelnen Lagen weitestgehend mit dem Original übereinstimmen. Sodann wurde die Kopie nach Fotoaufnahmen und nach einem Gipsabdruck in Kirschweiler angefertigt.
Die dem Museum durch die Sponsoren überreichte Nachbildung ist ab dem 29. Juni2007 im Rahmen der Elisabethausstelllung der Öffentlichkeit zugänglich und wird nach dem Ende am 21. November 2007 in die Dauerausstellung des Mineralogischen Museums integriert werden.
Das Original wurde erst kürzlich wieder entdeckt und war bis zum 26. Juni 2007 im Mineralogischen Museum der Philipps-Universität am Firmaneiplatz im Rahmen der Ausstellung „Juwelen für eine Heilige der Armen – Gemmen von Schrein der Hl. Elisabeth in Marburg zu sehen. Von hier ist er per Kurier nach Eisenach zur 3. Thüringer Landesausstellung Elisabeth von Thüringen – Eine europäische Heilige „gepilgert“, wo er vom 7.7. bis zum 19.11.2007 zu sehen ist.
Bevor dieser Kameo an den Elisabethschrein kam, dürfte er zum Schatz des Stauferkaisers Friedrich II. gehört haben. Denn Gemmen dieser Qualität wurden in der Regel in ununterbrochener Folge von der Antike bis ins Mittelalter in fürstlichen Schatzkammern weitergereicht. Die Eigentümer wechselten manchmal durch Raub, manchmal auf dem Weg diplomatischer Geschenke. Friedrich II. war 1236 zur Erhebung der Gebeine der hl. Elisabeth nach Marburg gekommen, dabei soll er ihrem Haupt eigenhändig eine Krone aufgesetzt haben – wohl nicht seine einzige fromme Gabe, wie der wieder entdeckte Kameo zeigt.