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Über den Nachlass
Zur Bestandsgliederung
Die Nachlassdatenbank „Behring-Nachlass digital“ bietet den freien Zugang zum Nachlass des Mediziners und Nobelpreisträgers Emil von Behring (1854–1917). Bei dem Bestand handelt es sich um einen erweiterten Nachlass. Die Sammlung wurde durch Behrings Ehefrau Else von Behring, durch Ankäufe von Briefen aus Antiquariaten und vermutlich auch durch die damaligen Archivare Alexander von Engelhardt (1865-1960) und Joseph Stärk angereichert. Else von Behring hatte in Vorbereitung einer wissenschaftlichen Biografie ihres Mannes verschiedene Korrespondenzpartner Behrings oder Institutionen wie das Mečnikov-Museum mit der Bitte um Abschriften der Briefe Behrings angeschrieben. Die auf diese Weise erhaltenen Abschriften sind auch in den Bestand des Behring-Archivs übergegangen.
Der Marburger Bestand umfasst den umfangreichsten Teil des Nachlasses. Weitere Teilbestände befinden sich im Archiv des Deutschen Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München, in der Münchener Stadtbibliothek, in der Staatsbibliothek zu Berlin, in der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Frankfurt am Main, sowie in der Universitätsbibliothek Regensburg (vgl. Kalliope). Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften hat dem Behring-Archiv Marburg drei Kopien von Originalbriefen Behrings, die sich im Nachlass von Wilhelm Ostwald befinden für die Digitalisierung zu Verfügung gestellt. Die jeweiligen Datensätze enthalten einen entsprechenden Vermerk.
Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten-Projektes „Erschließung, Digitalisierung und Bereitstellung des Nachlasses von Emil von Behring im Internet“ wurde der Nachlass Behrings digitalisiert. Es wurden etwas 13 000 Scans erstellt, die nun frei über das Internet abrufbar sind. Es sind nur die beschriebenen Seiten digitalisiert worden. Zu jedem Digitalisat wurden Katalogdaten erstellt, welche die formale und inhaltliche Beschreibung der Dokumente enthalten. Die Werkskorrespondenz der Behringwerke wird erst im Herbst 2012 digitalisiert. Da das Projekt erst im Februar 2013 abgeschlossen sein wird, handelt es sich im Moment noch um eine dynamische Datenbank, die ständigen Änderungen unterliegt.
Der Nachlass wurde zu Projektbeginn in säurefeste Mappen und Archivkartons umgebettet und in fünf Bestandsgruppen unterteilt. Zudem fand eine neue Signaturvergabe statt, die sich an der Bestandsgliederung orientiert.
Im Folgenden wird die Gliederung des Bestandes erläutert. Zur Bestandsübersicht und somit zur systematischen Suche gelangen sie hier.
Bestandsgruppen
Werke
Die Bestandsgruppe Werke enthält Manuskripte, Entwürfe, Aufzeichnungen, handschriftliche Notizen zum wissenschaftlichen Werk, Exzerpte, Vortragsentwürfe, Versuchsprotokolle u. ä. sowie die bei diesem Bestand vorgefundene Korrespondenz.
Da die Werke zu Beginn des Projektes noch nicht inhaltlich erschlossen waren, sondern wie die meisten Dokumente mit einer kurzen Beschreibung (etwas 1-3 Sätze oder auch nur stichwortartig) versehen waren und auf den ersten Blick auch keine schlüssige tiefere Erschließung ersichtlich war, gliedert sich diese Bestanstandsgruppe nur in die folgenden Kategorien: „Versuche“, „Manuskripte, Arbeiten und Studien“ und „Vorlesungen (Manuskripte, Notizen)“. Hinzu kommt die Tatsache, dass Behring seine Notizen häufig nicht thematisch geordnet hat, sondern in seinen Labortagebüchern unterschiedlichste Themengebiete behandelt hat. Dadurch wird ebenso eine schlüssige tiefere Systematik der Werke verhindert. Innerhalb der Unterordnungen sind die einzelnen Werke chronologisch geordnet.
Näheres zur Beschreibung und Erläuterung der Werke siehe in dem Artikel "Behrings nachgelassene Manuskripte und Tagebücher"
Korrespondenz
Innerhalb der Bestandsgruppe Korrespondenz sind die Briefe gegliedert nach „An Emil von Behring“ (2.1) und von „Emil von Behring“ (2.2). Die Notation 2.2.1 „SchreiberInnen A-Z“ enthält, alphabetisch geordnet, alle Korrespondenzpartner Behring. Die Dankesschreiben (2.1.2) und die Glückwunschschreiben zum 60. Geburtstag (2.1.3) wurden gesondert, ebenfalls alphabetisch, geordnet. Die Systemstelle 2.3 „Briefe Dritter an Dritte“ unterteilt sich in die Kondolenzschreiben (2.3.1), die alle an Behrings Ehefrau Else von Behring gerichtet sind, und die „Briefe Dritter an Dritte A-Z“ (2.3.). Die Institutionen und Sachkonvolute sind unter der Notation 2.4 zusammengefasst. Der Briefwechsel mit den Farbwerken vormals Lucius, Meister und Brüning (2.4.2). sowie die Werkskorrespondenz der Behringwerke (2.4.1) enthalten aufgrund ihres Umfangs eine Sonderstellung in der Systematik. Dieser Korrespondenzbestand beinhaltet nicht nur Briefe von und an Behring, sondern auch von den Mitarbeitern, Direktoren und Aufsichtsratmitgliedern der Firmen. Zusätzlich zu den Briefen befinden sich auch Verträge, Notizen, Sonderdrucke etc. in diesem Bestand. Alle weiteren Institutionen / Körperschaften sind dem Punkt „Sonstige Institutionen“ zugeordnet.
Bei den Sachkonvoluten (2.3.4) handelt es sich um eine geheftete Mappe zum Thema Milchkonservierung, die zwar überwiegend Briefe, aber ebenso auch Verträge, Drucke u. ä. enthält, sowie um zwei Mappen mit Korrespondenz zum Thema Tuberkulosetherapie und –behandlung. Die Familienkorrespondenz (2.5) enthält u. a. die Liebesbriefe von Emil von Behring und seiner angehenden Ehefrau sowie den Briefwechsel Emil von Behring mit seiner Mutter Augustine Behring.
Vgl. hierzu auch den Artikel "Behring als Briefeschreiber"
Lebensdokumente
Die Lebendsdokumente konnten sehr tief gegliedert werden. Es existierte bereits eine Ordnung mit zahlreichen thematischen Kategorien, an der sich die jetzige Systematik orientiert. Bei den Fotografien ist es besonders schwierig gewesen zu differenzieren, was zum echten Nachlass gehört und was nachträglich hinzugefügt worden ist. Else von Behring und vielleicht auch von Alexander von Engelhardt versuchten, das biographische Lebensumfeld zu rekonstruieren. So hat Else von Behring im Todesjahr ihres Mannes für wahrscheinlich jedes Kind ein Fotoalbum zu Weihnachten anfertigen lassen, in dem sich viele Erinnerungen an den Vater und die Familie befinden. Es existieren auch viele Fotos von Mitarbeitern und wissenschaftlichen Kollegen Emil von Behrings. Hierbei handelt es sich teilweise um Widmungsexemplare, die persönlich an Behring gerichtet sind, aber auch um viele Kopien, die anderen Quellen entnommen wurden. Um aber diesen historisch gewachsenen Nachlass nicht auseinander zu reißen und wegen des Umstands, dass man in vielen Fällen gar nicht erkennen kann, ob es sich um ein Original von Behring oder um ein nachträglich hinzugefügtes Dokument handelt, wurde die aufgefundenen Ordnung teilweise übernommen und auch offensichtlich nicht in den Nachlass gehörige Dokumente mit in die Bestandssystematik integriert. Streng genommen müsste man sagen, dass es sich um den Nachlass von Emil und Else von Behring handelt. Dies bezieht sich aber überwiegend auf die Notation 3.1 Fotografien. Dem stehen Zeugnisse und Schul- bzw. Kolleghefte aus Behrings Studienzeit, Urkunden über Mitgliedschaften, Verträge, Gästebücher, Vollmachten und Erbangelegenheiten gegenüber etc., die eindeutig als Lebensdokumente zu identifizieren sind. Bei den Urkunden über Behrings Mitgliedschaften sind die Kopien digitalisiert worden, da sich die Originale hinter Glas in den ehemaligen Behringwerken befinden.
Sammlung / Varia
Die Bestandsgruppe „Sammlung“ ist sehr heterogen. Sie beinhaltet die Sonderdrucksammlung Behrings, die Privatbibliothek Behrings sowie Karikaturen, Zeitungsausschnitte über Emil von Behring und diverse andere Dokumente, die dem Nachlass vermutlich nachträglich hinzugefügt worden sind. Die Sonderdurcksammlung ist nicht digitalisiert worden. Sie umfasst mehrere tausend Aufsätze, die Behring zeitlebens sammelte und die heute thematisch in Einbänden zusammengebunden sind. Bisher sind etwa 400 Sonderdrucke von zwei studentischen Hilfskräften in der HANS-Datenbank erfasst worden. Einige Sonderdrucke enthalten auch eigenhändig Widmungen der Verfasser.
Die Privatbibliothek Behrings besteht aus über 1000 Bänden. Davon werden derzeit 170 von der Universitätsbibliothek Marburg digitalisiert. Diese sind über den OPAC der Universitätsbibliothek abrufbar. Zusätzlich werden die exemplarspezifischen Merkmale erschlossen (Provenienzerschließung). Hinweise zur Recherche finden Sie hier.
Nachlass Else von Behring und Söhne
Neben dem Nachlass Emil von Behrings befinden sich auch Briefe Else von Behrings betreffend die von Heinz Zeiss und Richard Bieling verfasste Behring-Biographie im Archiv. Dazu kommen Briefe Hans von Behrings und Dokumente, welche die Familiengeschichte von Else von Behring dokumentieren. Dieser Bestand, der zwei Archivkartons umfasst, ist nur teilweise digitalisiert worden; es wurden nur die Briefe Else von Behrings katalogisiert.
Zur Signaturvergabe
Jede Signatur besteht aus drei Ordnungseinheiten. Die erste Ordnungseinheit kennzeichnet den gesamten Bestand. Das Bestandskürzel lautet für alle Signaturen „EvB (für Emil von Behring). (Nur bei der Sonderdrucksammlung werden alle Buchstaben großgeschrieben (EVB); dies hat aber keine Auswirkungen auf die Suche.) Die zweite Ordnungseinheit bildet das Kürzel für die Bestandsgruppe („W“ für „Werke“, „B“ für „Briefe“, „L“ für Lebensdokumente, „S“ für „Sammlung“ und „F“ für „Nachlass Else von Behring und Söhne“, bei der Sonderdrucksammlung ist die vorhandene Signatur übernommen worden, hier steht in der zweite Ordnungseinheit ein „A“).
Bei den Briefen erhält jeder Absender eine Zahl. Bei allen Briefen Emil von Behrings lautet die zweite Ordnungseinheit „B 1“. Alle weiteren Briefschreiber erhalten nach der alphabetischen Abfolge eine fortlaufende Nummer. (B 2 entspricht Christian Wilhelm Allers und B 160 Robert von Zedlitz-Trützschler). Den Dankesschreiben, Glückwunschschreiben zum 60. Geburtstag, Kondolenzschreiben und Sachkonvoluten wird nur eine Nummer zugewiesen. Auch jede korrespondierende Körperschaft erhält eine Nummer. Innerhalb der dritten Ordnungseinheit werden die Dokumente nach Numerus Currens durchgezählt. (z. B. EvB/B 1/10 = zehnter Brief, den Emil von Behring geschrieben hat). Bei Dokumente, die aus mehreren Untereinheiten bestehen, spiegelt sich diese Gliederung auch in der Signatur wieder (z. B. L 1/ 30 bezeichnet das 30. Foto innerhalb eines Fotoalbums).