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Was ist COPD und welche Ziele verfolgt PerMed-COPD?
COPD, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (englisch: chronic obstructive pulmonary disease), forderte im Jahr 2015 ca. 3,2 Millionen Menschenleben und ist damit die weltweit dritthäufigste Todesursache. Daraus ergibt sich sowohl mit Blick auf jede*n einzelnen Patienten als auch, z. B. finanziell, mit Blick auf die Gesellschaft eine hohe Belastung, die aufgrund der alternden Bevölkerung in Zukunft weiter ansteigen wird. Schätzungen gehen davon aus, dass die jährlichen Kosten, die durch die Behandlung sowie die Minderung der Arbeitskraft und der Lebensqualität entstehen, in Deutschland jährlich bei bis zu 37.000 € pro Patient*in liegen. In Europa entstehen so Kosten von schätzungsweise 48 Milliarden € jährlich.
COPD ist gekennzeichnet durch chronische Entzündungen insbesondere der kleinen Atemwege, die zu einer dauerhaften Verengung der Atemwege und der Zerstörung von Lungengewebe (Ausbildung eines Lungenemphysems) führen. Vor allem die Ausatmung ist erschwert, Kurzatmigkeit oder Atemnot sind die Folge. Auch über Müdigkeit als Begleiterscheinung berichten COPD-Patient*innen häufig. COPD mindert somit stark die Lebensqualität der Betroffenen, beeinträchtigt ihre Funktionstüchtigkeit, führt zu Krankenhausaufenthalten und erhöht die Mortalität. Die Krankheit tritt typischerweise bei Personen über 40 Jahren auf. Insbesondere Personen mit starkem Tabakkonsum oder unter dem Einfluss anderer Formen von Verbrennungsprodukten organischer Substanzen oder von Feinstaub sind betroffen. Auch die genetische Veranlagung spielt eine deutliche Rolle. Die Entstehung und Entwicklung der COPD sind komplex, häufig wird ihr Auftreten von anderen Erkrankungen begleitet und dadurch verschleiert. Aufgrund des komplexen Krankheitsbildes stellen eindeutige Diagnosen sowie individuell passende Behandlungsansätze häufig eine große Herausforderung dar. So bleiben etwa die Hälfte der COPD Erkrankungen, insbesondere in den frühen Stadien, unentdeckt.
Wir wollen herausfinden, wie sich in der klinischen Praxis die Diagnostik und Klassifizierung von COPD durch die Einbeziehung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse verbessern und letztlich zur Entwicklung wirksamer individueller Behandlungsmethoden nutzen lassen. Im Rahmen der Plattform für die personalisierte Behandlung der COPD – PerMed-COPD – bilden wir ein multidisziplinäres Forschungsteam aus Universitätskliniken, experimentellen Wissenschaften, Computerwissenschaften, Patientenvertreter*innen und einem mittelständischen Unternehmen. Dabei unterstützt uns das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem DLR als Projektträger.
Aufbauend auf abgeschlossenen Forschungen und unter Einbeziehung eines bereits vorliegenden umfangreichen Datenmaterials, das im Verlauf unserer Studie zunächst an fünf klinischen Standorten ausgebaut und verfeinert wird, verfolgen wir mit unseren Arbeiten insbesondere folgende Ziele:

Klinische Studie
Wir bewerten eine klinische Entscheidungshilfe, die in vorherigen Forschungsarbeiten entwickelt wurde. Hier kommen eine klinische Studie und eine ökonomische Auswertung zum Einsatz. Sowohl die Prognose von Krankheitsverläufen als auch von Therapieerfolgen sollen mit Hilfe diagnostischer Bewertungsmarker, z. B. bildgebende Verfahren (Computertomographie), verbessert werden.

Molekulare Biomarker
Durch den Einsatz modernster molekularer Verfahren, z. B. der Auswertung von Genomdaten oder von Transportvehikeln, definieren wir klinisch relevante Untergruppen der COPD Erkrankung und entwickeln innovative ganzheitliche Analysetools. So können wir neue Hypothesen aufstellen, welche Details der Krankheitsmechanismen, die Entstehung und auch den Verlauf der Krankheit sowie Therapieverfahren in den Fokus nehmen.

Klinische Entscheidungshilfe
Wir entwickeln, implementieren und optimieren kontinuierlich eine innovative und nutzerfreundliche klinische Entscheidungshilfe für sachkundige Mediziner*innen.

Personalisierte Behandlungsstrategien
Wir entwickeln in einem neuartigen ganzheitlichen Ansatz unter umfassender Einbindung unterschiedlichster Datenquellen (z. B. aus klinischen Befunden, bildgebenden Verfahren sowie molekularen Analysen) personalisierte, das heißt für Patient*innen jeweils individuell zugeschnittene, sog. personalisierte, Behandlungsempfehlungen.