23.05.2023 Bildung für Demokratie transformieren
Europäisches Forschungsprojekt entwickelt ästhetische und Körper-basierte Lernansätze für mehr demokratische Teilhabe
Das EU-Projekt „Transforming Education for Democracy through Aesthetic and Embodied Learning, Responsive Pedagogies and Democracy-as-becoming“ (AECED) ist am 01.April 2023 in seine 3-jährige Projektlaufzeit gestartet. Beteiligt sind neben der Phillipps-Universität Marburg 5 europäische Partner-Universitäten: University of Lapland (Finnland), University of Hertfordshire (UK), Riga Technical University (Lettland), University of Zagreb (Kroatien), Universidade Alberta (Portugal). Projekt-Ziel ist es, durch ästhetische und Körper-basierte Lernansätze neue Impulse für Demokratiebildung zu setzen. Kompetenz- und Wissens-orientierte Zugänge zu Demokratielernen werden durch neue Methoden für Primär- und Sekundarstufe, sowie Universitäts- und Erwachsenenbildung erweitert. Im Rahmen partizipativer Aktionsforschung werden insgesamt 19 Fallstudien durchgeführt, die sowohl visuelle und narrative als auch Bewegungs-basierte und sinnlich-ästhetische Methoden erproben.
Derzeit liegt der Fokus in der Demokratiebildung oftmals auf kognitiven Lernprozessen, sowie dem Erwerb von interaktiven Kompetenzen. Den nicht-kognitiven Dimensionen wird nur wenig Beachtung geschenkt. Diese Lücke möchte das AECED-Projekt schließen und konzentriert sich gezielt auf ästhetische und Körper-basierte Lernzugänge. Ästhetisches und Körper-basiertes Lernen für Demokratie heißt kollaboratives Lernen durch ästhetische oder körperliche Erfahrungen, sowie durch Kunst-basierte Zugange. Diese können die Grundlage für ein aktives demokratisches Miteinander formen. Das Verständnis von Demokratie ist hierbei ein prozessuales: Demokratie wird als offener, lebendiger Prozess verstanden, ohne konkreten Zielpunkt; ein Prozess, in dem uns demokratische Erfahrungen transformieren und stärken können.
Projektstart in Marburg
Mit dem partizipativen Forschungsdesign des Projekts werden die Fallstudien in enger Zusammenarbeit mit den Beteiligten durchgeführt, reflektiert und weiterentwickelt. Ziel ist es, die Methoden-Toolbox für pädagogische Fachkräfte open-acces bereitzustellen, welche darauf ausgelegt ist, lebendiges, kritisches und lokal spezifisches Lernen anzuregen und demokratisches Engagement zu fördern. Die Fallstudien werden in den sechs Partnerländern in unterschiedlichen pädagogischen Institutionen und Altersgruppen durchgeführt und später transnational analysiert, um sowohl die lokale und nationale Spezifik von Demokratien einzubeziehen als auch die Anliegen und Impulse der Teilnehmenden zu berücksichtigen. Aus diesem fortwährendem methodischen Reflexions- und Analyseprozess werden die Methoden zusammengetragen und der europäischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Weber wird das deutsche Team zum einen die Dimension gemeinwohl-orientierten Handelns betrachten, in dem „Commoning“ als demokratische Form der Selbstorganisation und sozialen Transformation im Zentrum steht. Das Kartenset zur “Mustersprache des Commoning” soll hierbei als Methodologie zur Ermöglichung von Demokratisierungsprozessen dienen.
Zum anderen werden theater- und bewegungsbasierte Methoden als Erprobungsformen politischen Handelns und sozial-ökologischer Transformationsprozesse entwickelt. Die Fallstudien sind dabei in den Bereichen Hochschul- und Erwachsenenbildung verortet.
Alle weiteren Infos findet ihr hier.
In der ersten Aprilwoche kam das Marburger Team zum ersten Mal zusammen um den Start des EU-Projektes zu zelebrieren. Es ging um ein gegenseitiges Kennenlernen und den Austausch über die unterschiedlichen Bezüge zum Projektinhalt, sowie die ganz individuellen Motivationen. Darüber hinaus wurde der Zeit- und Projektplan konkretisiert und sich mit den Arbeitspaketen auf EU-Ebene vertraut gemacht.
Neben der Abstimmung mit den europäischen Partner*innen und dem Start der eigentlichen Projektarbeit plant die Forschungsgruppe auch den gemeinsamen Besuch der „Floating University“ in Berlin, sowie der Ausstellung “Democracy in Progress” im Berliner Futurium wie auch die Teilnahme an der Tagung Forschung für nachhaltige Entwicklung mit Focus auf Hochschulentwicklung in Berlin.
EU-Auftakttreffen
Am 18. und 19. April fand das Online-Auftakttreffen mit allen 6 Partner-Universitäten statt. Nach einem interessanten Vortrag von Dr. Edda Sant zum Thema: “Bildung für Demokratie - eine Navigation durch die Gefängnisse unserer Möglichkeiten”, beleuchteten zwei Vertreter*innen von “Horizon Europe” die Rahmenbedingungen der EU-Förderung.
Das finnische Team übernimmt sowohl die Projektleitung, als auch die Koordination der Prototyp-Entwicklung. Das deutsche Team entwirft einen methodologischen Forschungsrahmen für die gemeinsame Datenanalyse. Während die portugiesischen Kolleg*innen für Design & Fertigstellung der pädagogischen Handreichungen zuständig sind, koordinieren die britischen Kolleg*innen Kommunikation & Verbreitung. Das Online-Treffen war - ganz im Sinne des Projekt-Vorhabens – ergänzt durch die Erprobung von Körper- und Wahrnehmungsübungen, welche im Projekt der ästhetischen Transformation eine große Rolle spielen sollen.