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Zur Erweiterungsstudie „Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher“ (Speak!) – Befragung an Förderschulen

Foto: AG Maschke

Die Phillips Universität Marburg (Prof. Sabine Maschke) führt in Kooperation mit der JLU Gießen (Prof. Ludwig Stecher) eine hessenweite, repräsentative Studie zum Thema „Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher“ an allgemeinbildenden Schulen durch. Den Auftrag zur Studie hat das Hessische Kultusministerium erteilt. In einem ersten Schritt wurden hessenweit bereits rund 2.700 SchülerInnen der Jahrgänge 9 und 10 an Haupt- und Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen befragt. In diese Erweiterungsstudie sollen nun hessenweit FörderschülerInnen ab dem 14. Lebensjahr einbezogen werden.

Barrierefreie Befragungsinstrumente

Um den Ausdrucksmöglichkeiten von SchülerInnen mit unterschiedlichen Behinderungen gerecht zu werden, bedarf es barrierefreier Befragungsinstrumente. Dies folgt der Entwicklung/Verwendung barrierefreier und standardisierter Erhebungsinstrumente für SchülerInnen mit unterschiedlichen sonderpädagogischen Förderbedarf. Dazu zählen:

  • Standardisierte Fragebögen in leichter Sprache: Der bestehende Fragebogen wird überarbeitet und gekürzt insbesondere mit Blick auf FörderschülerInnen mit dem Schwerpunkt Lernen. Verwendet werden vereinfachte Skalen; Items mit Bildern werden eingesetzt, wenn eine visuelle Unterstützung zum Verstehen beiträgt. Ebenso kann eine Vorleseunterstützung des Fragebogens gewählt werden.
  • Geplant sind weiterhin z.B. hör- bzw. vorlesegestützte Versionen für SchülerInnen mit dem Förderschwerpunkt Sehen/Blinde (Erstellung eines Fragebogens, der Screenreader-kompatibel ist).
  • Vorgesehen ist in besonderen Fällen, z.B. dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung, auch die Assistenz (face-to-face-Befragung) beim Ausfüllen des Fragebogens. Dazu werden unsere Erhebungsteams besonders geschult.

Befragungssituation

In den Klassen werden die SchülerInnen wie auch weitere schulische Akteure (z.B. LehrerInnen, Betreuungspersonal) auf die anstehende Befragung vorbereitet. In Zusammenarbeit mit Wildwasser e.V. Gießen werden Gespräche mit den Zuständigen vor Ort geführt, um die Schulleitungen und LehrerInnen auf die Befragungssituation vorzubereiten.

PsychologInnen der Schulämter sind AnsprechpartnerInnen für die Erhebungsteams wie auch LehrerInnen und Schulleitungen.

Um den jeweiligen Ansprüchen an die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsphasen der SchülerInnen gerecht zu werden, werden diese flexibel gehandhabt. Je Befragungseinsatz werden zwischen ein bis zwei Stunden eingeplant.

Erhebungsteams

Im Rahmen der Befragung von FörderschülerInnen werden durch Wildwasser e.V. und mit Unterstützung von Fachleuten aus der Heil- und Förderpädagogik die einzusetzenden Erhebungsteams intensiv geschult.

Die Erhebungsteams werden im Vergleich zur ersten Studie auf drei - in Einzelfällen auf vier - Personen pro Befragungseinsatz erhöht. Ziel ist eine Erhebung, die – auf der Basis einer vertrauensvollen Beziehung – allen Belangen der Befragten gerecht wird.

Partizipativer Studienansatz – vor und nach der Befragung

Die gesamte SPEAK! Studie folgt einem partizipativen (Forschungs-)Ansatz. Dieser zielt darauf, möglichst viele Akteure, die vom Thema sexuelle Gewalt betroffen bzw. damit betraut sind, einzubeziehen:

  • In den gesamten Prozess der Vorbereitung der Studie (Entwicklung von barrierefreien Befragungsinstrumenten, Information und Sensibilisierung aller Beteiligten),
  • die Durchführung (Unterstützung in der Gestaltung der Befragungssituation durch Beratungsstellen, Verbände und Elternvertretungen),
  • die Auswertung (Umsetzung der Studienergebnisse: Welche Maßnahmen sind abzuleiten?) und insbesondere die Nachbereitung (Entwicklung von geeigneten Maßnahmen zur Intervention, Prävention; Erarbeitung von Empfehlungen der SchülerInnen vor Ort; Vernetzung von SchülerInnen, LehrerInnen und Schulleitungen mit regionalen und überregionalen Beratungsangeboten; Etablierung eines runden Tisches „SPEAK!“).
  • Zudem sollen im Anschluss an die Erhebungs- und Auswertungsphase die beteiligten Schulen und LehrerInnen die Gelegenheit erhalten, an einer professionellen Fortbildung durch eine Beratungsstelle zum Thema sexuelle Gewalt teilzunehmen.