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SePP (Sensibilisierung und Prävention sexualisierter Peer-Gewalt durch Partizipation)

Die Speak! Studien zum Thema „Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher“ kamen u.a. zu dem zentralen Ergebnis, dass jugendliche Gleichaltrige (Peers) einen großen Risikofaktor für sexualisierte Gewalt im Jugendalter darstellen. Auf der Basis dieser Befundlage wurde ein Präventionsprogramm entwickelt und durchgeführt, das auf die Haltungen aller schulischen Akteur:innen – von Lehrkräften, weiterem pädagogischen Personal wie auch Schüler:innen (ab der Jahrgangsstufe 8 bzw. ab dem 14. Lebensjahr) – zielt und insbesondere für das Thema sensibilisieren sollte.

SePP zielte dabei im Besonderen auf die Sensibilisierung und Prävention sexualisierter Peer-Gewalt durch Partizipation.

Wesentlich war dem Präventionsprojekt also ein partizipativer Ansatz, der eine Vielzahl schulischer Akteur:innen aktiv einbezog. Konkret bedeutete dies, die Perspektiven von Schüler:innen/Jugendlichen und Pädagog:innen im Rahmen von Gruppendiskussionen, der Pre- und Post-Befragung und über den Prozess der Entwicklung von Workshop-Programmen zu berücksichtigen.

Zentral für das Vorgehen von SePP war es, die Schulen darin zu unterstützen, Erfahrungsräume zu schaffen, die dem Wunsch der adoleszenten Schüler:innen nach Freiraum und Eigengestaltung nachkommen und zugleich Schutz und Sicherheit gewährleisten.

Die Ziele von SePP:

  1. Sowohl kurz- als auch langfristig sollen Jugendliche vor Viktimisierung und Täterschaft geschützt werden.
  2. Langfristig sollen alle Beteiligten – Schüler:innen wie Lehrkräfte – zu den Themengebieten der sexualisierten Gewalt, dem sensiblen Umgang mit Sprache, der Vermittlung von Rechten, Handlungskompetenzen und Wissen über sexualisierte Gewalt, der Wahrnehmung von Grenzen, sexuelle Bildung und eine Sensibilisierung für Geschlecht und Kultur, sensibilisiert werden.
  3. Außerdem sollen im Bildungs- und Sozialisationsraum Schule Angebote entwickelt werden, die auf Verstehen und Reflektieren basieren und die allen schulischen Akteur:innen Orientierung bieten. Im Vordergrund stand die Initiierung von Bildungsprozessen zur Förderung einer präventiven Haltung.

SePP – Die Karten

Aus dem SePP-Präventionsprojekt an den Schulen und den daraus abgeleiteten Erkenntnissen und Zielen heraus wurde 2021 an den Universitäten Gießen und Marburg ein Kartenset entwickelt.

Beim SePP-Kartenset handelt es sich um ein anpassungsfähiges, flexibles Präventionsangebot für schulische und außerschulische Institutionen. Es hat zum Ziel, Akteur*innen (Lehrkräfte und andere pädagogische Fachkräfte) bezüglich sexualisierter Gewalt, die von (jugendlichen) Gleichaltrigen ausgeht, zu sensibilisieren und zur Prävention beizutragen. Das Kartenset soll zur Diskussion, sowohl in pädagogischen Teams und Kollegien als auch zwischen pädagogischen Fachkräften und Jugendlichen anregen. Hierzu ist das Kartenset in verschiedene Module aufgeteilt:

WIBA: Hier steht die Vermittlung von Basis-Wissen im Vordergrund. Dieses wird beispielsweise mithilfe von Multiple-Choice Fragen vermittelt. Es geht um Informationen und Fakten zu sexualisierter Gewalt, aber auch Informationen zu digitaler (sexualisierter) Gewalt und weiteren Themen wie Sexismus, Heteronormativität, sexuelle Vielfalt und Phänomenen in digitalen Medien wie etwa Sexting, Grooming, Trolle und Shitstorm. Im Vordergrund steht die Vermittlung von Fakten, Begriffen und Phänomenen. Diese Wissensbasis soll verdeutlichen, was unter sexualisierter Peergewalt zu verstehen ist und warum Prävention dringend notwendig ist. 

 SENSI: Dieses Modul zielt darauf, für das Thema sexualisierte Gewalt zu sensibilisieren. Zum einen gibt es Illustrationen, die unterschiedliche Situationen darstellen und die mithilfe von Impulsen eingeschätzt werden sollen. Zum anderen werden beispielhafte Chatverläufe gezeigt, es gibt Übungen zu eigenen und fremden Grenzen, sowie Anregungen zur Reflexion von Vorurteilen, Normen und Stereotypen, wie beispielsweise Bodyshaming, Schönheitsideale, Challenges etc. Darüber hinaus finden sich auch O-Töne aus den SPEAK! Studien.

PRÄV: Ziel ist es, handlungsfähig(er) und sicherer im Umgang mit sexualisierter Gewalt zu werden. Zudem soll eine präventive Haltung gefördert werden, verbunden mit der Frage, wie sexualisierte Gewalt möglichst vermieden werden kann“ Dazu weisen die Karten konkrete Übungen und Aufgaben aus, die in (Klein-)Gruppen durchgeführt werden sollen, beispielsweise werden Schulerkundungen vorgeschlagen, Safety Maps erstellt oder Auseinandersetzungen mit Go‘s und No-Go‘s in Beziehungen und Flirts angeregt.

Das Kartenset bietet viele Impulse, wie etwa durch Fragen oder Anregungen. Außerdem sind viele Quellen, weiterführende Informationen und Hilfsangebote im Internet mit QR-Codes angegeben. Begleitet wird das Kartenset von den ERKLÄR-Karten, die viele Begriffe gesondert aufgreifen und erklären.

Ausführliche Informationen finden Sie im Buch: Maschke, S. & Stecher, L. (2022). „Ich habe sowas erlebt – und will es nie wieder.“ Sexualisierte Gewalt aus der Perspektive Jugendlicher: Fakten, Einordnungen und Prävention. Weinheim, Basel: Beltz

Sobald das Kartenset verfügbar ist, werden wir es hier veröffentlichen.