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„SPEAK! Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher"

Foto: AG Maschke
Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Maschke (Philipps-Universität Marburg), Prof. Dr. Ludwig Stecher (Justus-Liebig-Universität Gießen)

Was ist Speak! und worum geht es?

Anlass der Studie. Wir alle, die wir mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, wünschen uns, dass sie in einer sicheren Umgebung aufwachsen und positive Erfahrungen machen, die sie in ihrer Entwicklung stärken. Schulleitungen und Lehrer/innen sind bemüht, Gewalt unter Schüler/innen zu verhindern. Trotz aller Bemühungen machen einige Kinder und Jugendliche Erfahrungen mit sexueller Gewalt in und außerhalb der Schule – und die psychischen Folgen für die Betroffenen wiegen oft schwer. Das ist für uns Anlass zu einer intensiven Auseinandersetzung mit diesem Problem.

Die Studie folgt dem Hessischen Aktionsplan. Darin wird beschrieben:

„Häufig wird in der einschlägigen Literatur ein Mangel an Studien beklagt, die das Vorkommen sexueller Gewalt in Institutionen quantitativ belegen und qualitativ analysieren. Um in Zukunft gezielter gegen sexuelle Gewalt vorgehen zu können, bedarf es sog. Dunkelfeldstudien, die durch gezielte Erhebungen wie z.B. repräsentative Umfragen Aufschluss über Art und Häufigkeit sexueller Gewalt in Institutionen sowie über die Erfahrung mit Beratungs- und Hilfsangeboten auch speziell in Hessen liefern können. Vor dem Hintergrund der Dunkelfeldstudien kann dann das Angebot von Beratungs- und Hilfseinrichtungen bewertet und gezielt erweitert werden.“

Ziel der Studie Speak! Um wirksam gegen sexuelle Gewalt vorgehen zu können – dazu zählen Hilfsangebote für Betroffenen ebenso wie Präventionsmaßnahmen z.B. in der Schule (siehe dazu das Kartenset SEPP) –, müssen wir mehr darüber in Erfahrung bringen, wie häufig sie vorkommt, wer unter welchen Bedingungen zum Ziel sexueller Gewalt wird, wo sexuelle Gewalt verübt wird, wie wir ihr Auftreten erklären können oder welche Folgen sexuelle Gewalt für die Betroffenen hat. Diese Fragen wollen wir mit einer schriftlichen Befragung von Jugendlichen beantworten.

Die Studie hat nicht zum Ziel, Schulen zu evaluieren. Rückschlüsse auf konkrete Einzelschulen und Klassen sind nicht möglich.

Informationen zu den Studien:

  • Wer nahm an den Studien teil?

    Im Jahr 2016 nahmen an der ersten Befragung 53 hessische Haupt-, Real- und Gesamtschulen und Gymnasien teil. Befragt wurden 2.718 Schüler:innen der Jahrgänge 9 und 10.

    In der ersten Erweiterungsstudie wurden daraufhin 30 Förderschulen befragt. An der Befragung nahmen 264 Schüler:innen in hessischen Förderschulen mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten teil. Die meisten Befragten waren zwischen 14 und 16 Jahren alt. Die Befragung dauerte jeweils eine Doppelstunde für jede befragte Klasse. Durchgeführt wurde die schriftliche Befragung im Zeitraum Juni 2017 bis Februar 2018.

    In der zweiten Erweiterungsstudie haben ca. 50 hessische berufliche Schulen teilgenommen. An jeder Schule wurden zwei bis drei Klassen in die Befragung einbezogen. Befragt wurden 1.118 Schüler:innen im Alter von (mehrheitlich) 16 bis etwa 19 Jahren. Die Befragung selbst dauerte für jede der befragten Klassen jeweils eine Doppelstunde. Durchgeführt wurde die Befragung im Zeitraum von November/Dezember 2019 bis März/April 2020 von eigens dafür geschulten Interviewer:innen in den jeweiligen Klassenverbänden. Die Schulung wurde von Wildwasser Gießen e.V. durchgeführt.

  • Durchführung der Studien

    Uns ist bewusst, dass es sich bei sexualisierter Gewalt um ein sensibles Thema handelt. Uns ging es nicht darum, jede mögliche Form sexualisierter Gewalt detailliert zu erfragen; vielmehr gaben wir den Schüler:innen die Möglichkeit, selbst entscheiden zu können, ob sie sich bei sensiblen Fragen mit eigenen Worten schriftlich äußern wollen. Bei den Frageformulierungen haben wir auf eine sachliche Sprache geachtet. Begleitet wurde die Befragung von einem Interview-Team, das für diesen Einsatz speziell geschult wurde (von Wildwasser Gießen e.V.). Während der Befragung war für alle Beteiligten eine psychologische Beratungshotline freigeschaltet.

  • Anonymität und Datenschutz

    Durchgeführt wurden schriftliche Befragungen mit einem Fragebogen. Selbstverständlich wurde die Anonymität aller Beteiligten gewahrt. Wir verzichteten in den Fragebögen auf Angaben zur jeweiligen Schule oder zur konkreten Klasse; auch die Namen der Schüler:innen wurden an keiner Stelle erfasst.

  • Aufbau und Inhalt des Fragebogens

    Der Fragebogen war in drei Teile gegliedert. Der erste Teil beschäftigte sich mit allgemeinen Fragen zu Geschlecht, Alter, Schulklima, Gesundheit, zu freiwilligen sexuellen Erfahrungen etc. Im zweiten Teil drehten sich die Fragen um sexualisierte Gewalterfahrungen, Beobachtungen und Auswirkungen. Im dritten Teil des Fragebogens wollten wir etwas darüber erfahren, ob sexualisierte Gewalt im Unterricht oder in der Clique ein Thema ist und ob die Jugendlichen sich ausreichend darüber informiert fühlen etc. Es wurden Fragebogenversionen verwendet, die auf die Bedürfnisse der jeweils zu Befragenden eingingen. Das Interviewer:innen-Team bot bei Bedarf individuelle, anonyme Assistenz bei der Bearbeitung des Fragebogens.

  • Ethikgutachten, Datenschutz und Unterstützer

    Zu allen drei Studien liegen positive Ethikgutachten der Philipps-Universität Marburg vor. Zudem wurde das jeweilige Verfahren vom Hessischen Datenschutzbeauftragten sowie vom Hessischen Kultusministerium genehmigt. Der Landeselternbeirat von Hessen gehörte zu den Studien-Befürwortern, ebenso bat das Hessische Kultusministerium die Schulen um Mitwirkung an den Studien.

Veröffentlichungen, Tagungen und Rezensionen

  • Veröffentlichungen

    Maschke, S. & Stecher, L. (2022). „Ich habe sowas erlebt – und will es nie wieder.“ Sexualisierte Gewalt aus der Perspektive Jugendlicher: Fakten, Einordnungen und Prävention. Weinheim, Basel: Beltz ISBN 978-3-407-25892-2

    Maschke, S. & Stecher, L. (2022): Sexualisierte Gewalt an Förderschüler*innen. Impulse zu einer präventiv wirkenden Professionalisierung von Lehrkräften. In Urban, M., Wienholz, S. & und Khamis, C. (Hrsg.): Sexuelle Bildung für das Lehramt (S. 205-224). Gießen: Psychosozial Verlag

    Maschke, S. & Stecher, L. (2022) Sexualisierte Peergewalt und Mobing in der Schule. Trauma & Gewalt, 4/2022, S. 280-292.

    Maschke, S. & Stecher, L. (2021). „Speak!“ Die Studie. Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher. Erweiterungsstudie Berufliche Schulen. Kurzbericht. Wiesbaden: Hessisches Kultusministerium.

    Maschke S. (2020). Sexualisierte Gewalt Peer-to-Peer - Reflexionen über die Bedeutung der Peers aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive. In T. Fuchs, A. Schierbaum & A. Berg (Hrsg.), Jugend, Familie und Generationen im Wandel. Erziehungswissenschaftliche Facetten (S. 83–102). Wiesbaden, Germany: Springer VS.

    Maschke, S. (2019). Sexual Violence Peer to Peer – Its Significance in (Extended) Education Contexts. In M. Schüpbach & N. Y. Lilla (Hrsg.). Extended Education from an International Comparative Point of View. WERA-IRN Extended Education Conference Volume (S. 139–153). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.

    Maschke, S. & Stecher, L. (2019): "Begrapschen gilt fast als normal!" Mädchen als Betroffene sexualisierter Gewalt. SCHÜLER (Themenheft: Mädchen), S. 96-97.

    Maschke, S. & Stecher, L. (2019). Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt in der Jugendphase. Deutsche Jugend, 67(9), S. 367-378.

    Maschke, S. & Stecher, L. (2019). Sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen. Zentrale Ergebnisse aus den Speak!-Studien. Hessische Jugend(3), S. 7-9.

    Maschke, S., & Stecher, L. (2018). Erfahrungen jugendlicher Förderschüler/innen mit sexualisierter Gewalt - die Studie(n) Speak!. Kinder und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis. Kinder und Jugendhilfe inklusiv. 63. Jahrgang, 3. Quartal, S. 118.

    Maschke, S., & Stecher, L. (2018). Jugendliche und ihre Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt. BZgA Forum 2-2018, Sexualaufklärung und Familienplanung. S. 30 – 33.

    Maschke, S., & Stecher, L. (2018). Erfahrungen jugendlicher Förderschüler/innen mit sexualisierter Gewalt - die Studie(n) Speak!. Kinder und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis. Kinder und Jugendhilfe inklusiv. 63. Jahrgang, 3. Quartal, S. 118.

    Maschke, S., & Stecher, L. (2018). Jugendliche und ihre Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt. BZgA Forum 2-2018, Sexualaufklärung und Familienplanung. S. 30 – 33.

    Maschke, S., & Stecher, L. (2018). Lernen in non-formalen und informellen Kontexten im Kindes- und Jugendalter. In A. Lange, H. Reiter, S. Schutter, & C. Steiner (Hrsg.). Handbuch der Kindheits- und Jugendsoziologie (S. 149 – 163). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

    Maschke, S. & Stecher, L. (2018). Handeln ist angesagt! Zum Umgang mit sexuellen Gewalterfahrungen Jugendlicher. Zeitschrift der GEW Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung, Heft 1/2, Jan./Feb. 2018, S. 8-9.

    Maschke, S. & Stecher, L. (2018). Müssen und dürfen wir Jugendliche so etwas fragen?“ Ergebnisse und Erfahrungen aus der repräsentativen Studie "Speak!" zu sexualisierter Gewalt. Zeitschrift für Pädagogik, 64. Beiheft, S. 81- 95.

    Maschke, S., & Stecher, L. (2018). Sexualisierte Gewalt durch Gleichaltrige in der Jugend. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 38(2), S. 118-135.

    Maschke, S. & Stecher, L. (2018). Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher. Erweiterungsstudie Förderschulen. Öffentlicher Kurzbericht. Wiesbaden: Hessisches Kultusministerium.

    Maschke, S., & Stecher, L. (2018). „Sexuelle Gewalt: Erfahrungen Jugendlicher heute“. Weinheim, Basel: Beltz.

    Maschke, S. & Stecher, L. (2017). „Sexualisierte Gewalt in der Erfahrung Jugendlicher“, Öffentlicher Kurzbericht.

  • Tagungen

    Tagung am 12.04.2018 im Technologie- und Tagungszentrum Marburg: Am 12. April 2018 fand in Marburg ganztägig eine Tagung zur Studie SPEAK! als gemeinsame Veranstaltung der Justus-Liebig Universität Gießen und der Philipps-Universität Marburg statt.
    Die Ergebnisse der Studie SPEAK! wurden präsentiert und in Workshops bearbeitet. Das SPEAK!-Team hat sich sehr über die 130 Teilnehmer*innen aus den unterschiedlichsten Professionen (Schulleitungen, Schulsozialarbeiter*innen, Lehrkräfte der Schulen und andere Interessierte) gefreut. Wir danken dem Hessischen Kultusminister Herrn Prof. Dr. R. Alexander Lorz für die Grußworte und seine Teilnahme an der Podiumsdiskussion.

  • Rezensionen

    Die Rezension zum Buch auf socialnet von Dr. Klamp-Gretschel

Kontakt:
Philipps-Universität Marburg
Prof. Dr. Sabine Maschke
FB 21 -Erziehungswissenschaft
Bunsenstraße 3
35032 Marburg

E-Mail Frau Prof. Dr. Maschke:

Telefon Sekretariat: 06421 - 28 24 816