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Dr. Feldbusch, Uwe
Aspekte selbstgesteuerten Lernens in der Weiterbildungspraxis
Das Weiterbildungssystem und die Organisation von Weiterbildung unterliegen einem ständigen Wandel und Veränderungsprozessen, die sich in der Gegenwart noch beschleunigt haben. Als Gründe hierfür sind u.a. die technische Entwicklung, die fortschreitende Mediatisierung der Gesellschaft, sowie politische Vorgaben zu nennen. Hieraus resultieren veränderte Qualitätsansprüche und eine erhöhte Anforderung an die selbstverantwortliche Steuerung des individuellen Lernprozesses, als wichtige Einflußgrößen in der Weiterbildung. Dies geschieht vor dem Hintergrund zunehmender Finanzierungsprobleme durch rückläufige öffentliche Zuwendungen. Die gewandelten Anforderungen werden das Kursgeschehen und damit das konkrete Lehr- und Lernverhalten unmittelbar verändern. Die Reaktion der Bildungspraxis auf diese Sachverhalte sind neue Lernarrangements. In den 1990er Jahren wurde in der Weiterbildung eine breite wissenschaftliche Auseinandersetzung über neue Lernkulturen geführt, zumeist ausgelöst durch den Trend, das individuelle Lernen sowie die Lernmöglichkeiten zu fokussieren. Als deutlicher Wandel für alle Bildungsbereiche zeichnet sich ab, daß die Didaktisierung nun über den Einsatz von neuen Medien, Projekt- und Teamarbeit sowie persönliche Lernberatung erfolgen soll. Neben den zahlreichen Konsequenzen und damit auch Veränderungen, die für die Lehrenden entstehen, hat dies auch Auswirkungen auf die Lernenden. Von ihnen wird erwartet, daß die größere Selbstbestimmung im Lernprozess und der bessere individuelle Zuschnitt der Lernsituation ihre Lernbereitschaft erhöhen. Angenommen wird, daß auf diese Art und Weise die Voraussetzung für permanentes Lernen geschaffen wird. Fakt ist allerdings, daß es zu den Anforderungen an neues Lehren und Lernen und den entsprechenden Erfahrungen aus der Praxis wenig gesicherte Erkenntnisse gibt. Neben der angemahnten Notwendigkeit, neue Lehr- und Lernkulturen zu implementieren, wird auch auf mögliche Schwierigkeiten, Problemfelder und Forschungsbedarfe hingewiesen: mögliche Lernwiderstände, Wissenszentrierung des Lernhandelns, Lehrhandeln als Entscheidungshilfe, Selbststeuerung und Lernziele. In der Arbeit wird untersucht, wie Teilnehmer/Innen von Bildungsangeboten der allgemeinen Erwachsenenbildung auf veränderte Formen von Lehrangeboten reagieren. Es wird von der These ausgegangen, daß vor dem Hintergrund der "Wissensgesellschaft" und den sich erhöhenden Anforderungen an Lernende, neue Kompetenzen ausgebildet werden müssen, um diesen gerecht zu werden. Diese These soll im ersten Teil der Arbeit aus bestehenden Überlegungen und vorliegenden Forschungsergebnissen entwickelt werden. Sämtliche, an der Diskussion um "selbstgesteuertes Lernen" beteiligten Protagonisten, verweisen auf "Anforderungskataloge", deren Inhalte sich Lernende anzueignen haben, um den erhöhten Anforderungen gerecht zu werden. Bislang liegen jedoch nur wenig Untersuchungen und Informationen darüber vor, wie Lernende diese Lernform eigentlich beurteilen und welche Vor- und Nachteile sie bei dieser Lernform wahrnehmen. Vor diesem Hintergrund steht der Hauptteil der Arbeit, die Untersuchung der Akzeptanz und der Möglichkeiten von neuen Lehr- und Lernformen. Zu diesem Zweck wird Lernenden an der Volkshochschule ein Angebot unterbreitet, daß durch eine Form der Selbstlernarchitektur mit stärkerer Betonung von Präsenzphasen und Integration kursorischer Elemente gekennzeichnet ist. Feste Begleitende Elemente sind das Lerntagebuch, Lernberatung, Lernpraktiken, die eine Verbindung von Wissensvermittlung und eine Steigerung der Lernreflexivität ermöglichen sollen. Durch qualitative Begleitforschung soll die Lernerperspektive auf die neuen Anforderungen herausgearbeitet werden, die sich durch das selbstgesteuerte Lernen ergeben.