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Demokratiebildung transformieren
Projekttitel: „Transforming Education for Democracy through Aesthetic and Embodied Learning, Responsive Pedagogies and Democracy-as-becoming“ (AECED)
Finanzierung: Gefördert wird das Projekt mit 2.1 Mio Euro durch das EU-Förderprogramm ”Horizon Europe” sowie durch 630 000 Euro durch die UK Research and Innovation (UKRI)
Laufzeit: 01.04.2023 - 31.03.2026
Projektleitung EU: Prof. Dr. Susan Meriläinen(University of Lapland)
Projektleitung Marburg: Prof. Dr. Susanne Maria Weber
Team:
Vorstellung des Projekts
Das EU-Projekt ”AECED” ist am 01.April 2023 in seine 3-jährige Projektlaufzeit gestartet. Beteiligt sind neben der Phillipps-Universität Marburg 5 europäische Partner-Universitäten: University of Lapland (Finnland), University of Hertfordshire (UK), Riga Technical University (Lettland), University of Zagreb (Kroatien), Universidade Alberta (Portugal). Projekt-Ziel ist es, durch ästhetische und Körper-basierte Lernansätze neue Impulse für Demokratiebildung zu setzen. Kompetenz- und Wissens-orientierte Zugänge zu Demokratielernen werden durch neue Methoden für Primär- und Sekundarstufe, sowie Universitäts- und Erwachsenenbildung erweitert. Im Rahmen partizipativer Aktionsforschung werden insgesamt 19 Fallstudien durchgeführt, die sowohl visuelle und narrative als auch Bewegungs-basierte und sinnlich-ästhetische Methoden erproben.
Demokratie als wesentlicher Bestandteil freiheitlicher Gesellschaften sollte eigentlich fest in der europäischen Kultur verankert sein. Die letzten Jahre haben jedoch gezeigt, dass sich repräsentative Demokratien mit immer größeren Herausforderungen konfrontiert sehen. Unter anderem durch Demokratie-feindliche Gruppierungen, welche in ganz Europa die staatliche Verfasstheit in Frage stellen, polarisieren und somit die öffentliche Debatte beeinflussen. Um eine Demokratie des Miteinanders zu befördern bzw. zu bewahren, ist es wichtig, Bewusstsein und Verständnis für soziale Diversität zu entwickeln, die Wichtigkeit von Dialog über Unterschiedlichkeiten hinweg anzuerkennen und eine gemeine Entscheidungsfindung zu stärken. Solche sozialen Prozesse können innerhalb der Bildung für Demokratie erfahrbar gemacht und gefördert werden.
Derzeit liegt der Fokus in der Demokratiebildung oftmals auf kognitiven Lernprozessen, sowie dem Erwerb von interaktiven Kompetenzen. Den nicht-kognitiven Dimensionen wird nur wenig Beachtung geschenkt. Diese Lücke möchte das AECED-Projekt schließen und konzentriert sich gezielt auf ästhetische und Körper-basierte Lernzugänge. Dadurch kann Demokratie als vielschichtig und etwas Persönliches erlebt werden und die individuelle Wahrnehmung von demokratischen Prozessen verändern: z.B. als Teil des alltäglichen Lebens erlebt werden, anstatt als weit entfernte administrative Abhandlungen. Ästhetisches und Körper-basiertes Lernen für Demokratie heißt kollaboratives Lernen durch ästhetische oder körperliche Erfahrungen, sowie durch Kunst-basierte Zugange. Diese können die Grundlage für ein aktives demokratisches Miteinander formen. Das Verständnis von Demokratie ist hierbei ein prozessuales: Demokratie wird als offener, lebendiger Prozess verstanden, ohne konkreten Zielpunkt; ein Prozess, in dem uns demokratische Erfahrungen transformieren und stärken können.
Mit dem partizipativen Forschungsdesign des Projekts werden die Fallstudien in enger Zusammenarbeit mit den Beteiligten durchgeführt, reflektiert und weiterentwickelt. Ziel ist es, bis 2026 eine Methoden-Toolbox für pädagogische Fachkräfte open-acces bereitzustellen, welche darauf ausgelegt ist, lebendiges, kritisches und lokal spezifisches Lernen anzuregen und demokratisches Engagement zu fördern. Die Fallstudien werden in den sechs Partnerländern in unterschiedlichen pädagogischen Institutionen und Altersgruppen durchgeführt und später transnational analysiert, um sowohl die lokale und nationale Spezifik von Demokratien einzubeziehen als auch die Anliegen und Impulse der Teilnehmenden zu berücksichtigen. Aus diesem fortwährendem methodischen Reflexions- und Analyseprozess werden die Methoden zusammengetragen und der europäischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Teilprojekte
Unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Weber wird das deutsche Team zum einen die Dimension gemeinwohl-orientierten Handelns betrachten, in dem „Commoning“ als demokratische Form der Selbstorganisation und sozialen Transformation im Zentrum steht. Das Kartenset zur “Mustersprache des Commoning” soll hierbei als Methodologie zur Ermöglichung von Demokratisierungsprozessen dienen. Zum anderen werden theater- und bewegungsbasierte Methoden als Erprobungsformen politischen Handelns und sozial-ökologischer Transformationsprozesse entwickelt. Die Fallstudien sind dabei in den Bereichen Hochschul- und Erwachsenenbildung verortet.
Körperbasiertes & Ästhetisches Lernen
Gemeinsam mit ImaginAction werden im Zeitraum 2023-2024 zwei Fallstudien durchgeführt, in denen körper-basierte Settings erprobt und analysiert werden. ImaginAction ist eine global agierenden Organisation, welche Kurse für Sozialen Wandel anbietet. Die untersuchten Kurse greifen Zugänge des Social Presencing Theatre (SPT) auf, welche vom Presencing Institute entwickelt wurden, und kombinieren dabei körper-basierte Zugänge, Achtsamkeit und Social-System-Thinking sowie Ansätze des “Theater der Unterdrückten”, welches von Augusto Boal entwickelt wurde. In beiden Zugängen werden sowohl Einzelne als auch Gruppen dabei unterstützt, komplexe soziale Prozesse zu verstehen und innovative Lösungen für politische Handlungsfähigkeit und Solidarität zu entwickeln. Die partizipative Aktionsforschung findet zum Teil als digitale Ethnongraphie als auch durch den kollaborativen Austausch mit dem Projektpartner statt, um kursübergreifend das Potential für Demokratielernen zu reflektieren. Die Ergebnisse der Analysen werden sowohl mit ImaginAktion geteilt als auch in die Entwicklung von ästhetischen, körper-basierten Lern-Methoden im Rahmen des EU-Projekts einfließen.
Mustersprache des Commoning
Commoning heißt: Menschen organisieren sich auf Augenhöhe, um miteinander selbstbestimmt Nützliches und Sinnvolles für sich und andere herzustellen. Es beinhaltet, dass die Beteiligten gemeinverantwortlich darüber entscheiden, was sie brauchen und wie sie Vermögenswerte (gemeinsame Ressourcen, Zeiten und Räume) bewirtschaften, gestalten und verteilen.
Commoning, das steht (vor allem in der westlichen Welt) für eine gesellschaftliche Utopie - eine Vision für alle, die den Kapitalismus überwinden möchten. Auf der anderen Seite gibt es weltweit seit jeher gelebte und gut funktionierende Commons: Menschen, die sich zusammenschließen und selbstbestimmt, nach ihren eigenen Regeln um die Ressourcen kümmern, die sie zum Leben brauchen.
Muster des Commonings dienen im gemeinsamen Handeln als Organisations- und Reflektionswerkzeuge, sie beinhalten Erfahrungswissen über gelingendes soziales Miteinander, Selbstorganisation auf Augenhöhe und befürdnisorientiertes Wirtschaften.
Seit 2021 existiert das Kartenset "Commoning oder wie Transformation gelingt. Auftakt einer Mustersprache" basierenden auf dem Werk von Silke Helfrich & David Bollier "Frei, Fair & Lebendig. Die Macht der Commons".Im Teilprojekt des EU-Projektes AECED möchte sich das Forschungsteam mit der Frage auseinandersetzen, inwieweit die Musterkarten helfen können, sowohl Lernprozesse als auch Bildungseinrichtungen demokratischer zu gestalten. Wie kann ein Lernen für mehr Demokratie durch den Einsatz der Karten unterstützt werden?
Kontakt:
Weiterführende Links:
This project has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under the grant agreement no 101094052.