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Verantwortliche Wissenschaft
Welche Verantwortung soll Wissenschaft für die Gesellschaft und deren zukünftige Entwicklung tragen? Unser Forschungsprojekt untersucht aktuelle Diskurse in Wissenschaftsorganisationen zu dieser Frage - und wie sich diese über Wissenschaftler*innengenerationen hinweg verändert.
Projekttitel: “Verantwortliche Wissenschaft? Zur diskursiven und alltagspraktischen Konstituierung wissenschaftlicher Verantwortung in akademischen Generationenverhältnissen”
Finanzierung: Gefördert wird das Projekt durch eine Sachbeihilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG; Projektnummer: 457876539)
Laufzeit: 01.07.2023 - 30.06.2026
Projektnummer: 457876539
Team:
Vorstellung des Projekts:
Gegenstand, Forschungsfrage und Design
Das Forschungsprojekt zielt auf die Rekonstruktion der diskursiven und praktischen Hervorbringung gesellschaftlicher Verantwortung von Wissenschaft aus einer organisationspädagogischen Perspektive.
Was ist der Hintergrund des Projekts?
Gegenwärtige Umbruchs- und Krisensituationen, die verstärkte öffentliche politische Einbindung der Wissenschaft als gesellschaftliche Instanz der Wissensgenerierung, aber auch neue, politisierte Formen der Intervention durch Wissenschaftlerinnen – etwa im Rahmen der Scientists for Future-Initiative – legen einen Wandel wissenschaftlicher Verantwortungspraktiken nahe. Dies bleibt nicht ohne Folgen für das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft, für die Subjektivierung verantwortungsvoller Wissenschaftlerinnen, aber auch die wissenschaftliche Alltagspraxis, d.h. für die Produktion wissenschaftlicher Erkenntnis.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Daher fragt das Forschungsvorhaben nach den Formen der diskursiven Hervorbringung wissenschaftlicher Verantwortung sowie der Subjektivierung ‚verantwortlicher Wissenschaftlerinnen‘* und erforscht darüber hinaus, wie die Wissenschaftsorganisation Universität eine derartig auf Verantwortung zielende Subjektivierung organisational ermöglicht.
Was ist unter ‘Verantwortung’ zu verstehen?
Verantwortung wird im Rahmen des Forschungsprojekts als ein praktisches Konzept aufgefasst, das für die Wissenschaft zentral ist, da es einerseits die Möglichkeitsräume wissenschaftlichen Denkens, Wahrnehmens und Handelns normativ strukturiert, andererseits aber auch ein wesentliches handlungsleitendes und organisatorisches Prinzip zur Koordination explorativen, kreativen und somit ergebnisoffenen Arbeitens darstellt.
Dabei ist davon auszugehen, dass die Frage, was eine verantwortliche Wissenschaft ausmacht, durchaus verschiedene Antworten zulässt. Diese werden innerhalb und zwischen Wissenschaftsorganisationen sowie verschiedenen Öffentlichkeiten diskursiv hervorgebracht und in den jeweiligen wissenschaftsorganisationalen Kontexten von Wissenschaftlerinnen in spezifischer Form angeeignet. Diese Dynamik ist wesentlich dafür, dass die unterschiedlichen Modi wissenschaftlicher Verantwortungspraxis auch einem historischen Wandel unterliegen, der sich nicht zuletzt auch über Wissenschaftlerinnengenerationen hinweg vollzieht.
Wie soll dieser Zusammenhang untersucht werden?
Um diese Prozesse empirisch rekonstruieren zu können, nutzt das Forschungsprojekt zwei empirisch-analytische Zugänge: einerseits soll die diskursive Hervorbringung der gesellschaftlichen Verantwortung von Wissenschaft an Universitäten analysiert werden, andererseits sollen Gruppendiskussionen mit Wissenschaftler*innen durchgeführt werden, um die Subjektivierung verantwortungsvoller Wissenschaft rekonstruieren zu können.
Schließlich werden in einem weiteren Analyseschritt beide Zugänge miteinander verschränkt, um die Verflechtung zwischen unterschiedlichen subjektiven Verantwortungsorientierungen und der diskursiven organisationalen Hervorbringung wissenschaftlicher Verantwortung in Universitäten herauszuarbeiten.
Welche Ergebnisse kann das Projekt liefern?
Das Forschungsprojekt leistet einen Beitrag zur empirischen Erforschung der gegenwärtigen Produktionsbedingungen wissenschaftlicher Erkenntnisse. Es setzt an aktuellen gesellschaftlichen Debatten an und eröffnet einen Reflexionshorizont über die unterschiedlichen und vielleicht auch konkurrierenden Vorstellungen einer verantwortlichen Wissenschaft. Insbesondere für die Wissenschaft selbst, aber auch für die Wissenschaftspolitik ergeben sich hieraus auch steuerungsrelevante Erkenntnisse. Schließlich trägt das Projekt in seinem spezifischen fachlichen Zugang zur Weiterentwicklung einer diskurs- und praxistheoretischen Perspektive der Organisationspädagogik bei.
Kontakt:
Publikationen & Präsentationen:
Anstehende Vorträge
Elven, J. (2024). Kompromissobjekte und Infrastruturen der Verantwortung. Erziehungswissenschaftliche Positionen in hochschulorganisationalen Aushandlungsprozessen. Vortrag, DGfE-Kongress 2024, 10.-13. März 2024, Halle.Elven, J. & Hofbauer, S. (2023). How to STS? Research on Educational Research, Organisation and Practices. Workshop, ECER 2023, 24. August 2023, Glasgow.
Elven, J. & Schwarz, J. (2024). Verantwortung für was? Verantwortung für wen? Zur Positionierung der Erziehungswissenschaft in aktuellen Diskursen zur Verantwortung der Wissenschaft. Arbeitsgruppe, DGfE-Kongress 2024, 10.-13. März 2024, Halle.
Schwarz, J. (2024). Responsibilität in der Krise? Zur Verhandlung gesellschaftlicher Verantwortung der Erziehungswissenschaft in Zeiten globaler Transformationserfordernisse. Vortrag, DGfE-Kongress 2024, 10.-13. März 2024, Halle.
Vorträge und Projektpräsentationen
Elven, J. & Schwarz, J. (2023). Verantwortliche Wissenschaft? Posterpräsentation auf dem Tag der Forschung des Instituts für Erziehungswissenschaft, Philipps-Universität Marburg, 31.Mai 2023, Marburg.Publikationen und Vorträge aus der Antrags- bzw. Vorbereitungsphase des Projekts
Elven, J. (2021). Varieties of ethics in academia. Rationalities of scientific responsibility in the (german) march for science. Knowledge Cultures, 9(1), 21–34. https://doi.org/10.22381/kc9120212Elven, J. (2022). The Negotiation of Social Responsibility in Academia. An Analysis of Ethical Discourses on the March for Science at German Universities. Zeitschrift Für Diskursforschung, 10(1).