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Erfahrungen aus Klagenfurt
Klagenfurt (Wintersemester 2023 und Sommersemester 2024)
Organisatorisches:
Vom 28.09.2023 bis 01.10.2024 absolvierte ich einen zwei-semestrigen Auslandsaufenthalt an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (Österreich). Die Orga, Durchführung und Nachbereitung eines Studienaustausches mit Erasmus+ Förderung kann für jeden von euch eine Bereicherung sein. Studierende mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung haben häufig gewisse Bedarfe, die bei der Planung und Durchführung ihre Berücksichtigung finden. Ich bin gesetzlich blind und arbeite am Notebook sowie am Smartphone mit Screenreader und Braillezeile. Ein Screenreader ist ein Bildschirmausleseprogramm, das mir bestimmte Textpassagen nach individueller Anforderung vorliest. Die Braillezeile ist ein haptisches Lesegerät. Die in ihr integrierten Braille-Module (Metall-Stifte) ermöglichen mir das Lesen individueller Textpassagen mit den Fingern. Im öffentlichen Raum bewege ich mich mit der Hilfe meines Blindenstockes fort. Gleichwohl gibt es Situationen, wo Hilfsmittel nicht mehr ausreichen und eine Assistenz erforderlich wird: Fachliteratur und Skripte sind zwar in den meisten Fällen digital verfügbar. Enthält ein Text allerdings viele Abbildungen, oder ist dieser mehrspaltig geschrieben, kann die Hilfsmitteltechnologie die Dokumentenstruktur nicht mehr im erforderlichen Umfang verarbeiten. Abhilfe kann entweder eine Vorleseassistenz oder eine spezielle Lehr- und Lernmitteladaptierung durch ein Blindenfachzentrum wie dem BliZ der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen schaffen.
Das Einüben neuer Wegstrecken (z. B. der Weg vom Studierendenwohnheim zur Universität, zur Mensa, zum Einkaufen, zur Post oder zu Freizeitaktivitäten) kann ebenfalls Thema für eine Assistenz sein. Hier kommt es auf die individuelle Situation sowie auf die Möglichkeiten vor Ort an. Im Folgenden möchte ich euch einladen, meinen Erasmus+ Auslandsaufenthalt in Klagenfurt revue passieren zu lassen.
Zunächst möchte ich der Frage nachgehen, warum ich mich für einen Aufenthalt in
Österreich entschieden habe. Einerseits wollte ich neue Sitten und Bräuche kennen lernen. Doch – was fällt euch dazu ein, wenn ihr an Österreich denkt? Österreichs Landschaft ist geprägt von Bergen, vielen Wanderwegen und Ski-Gebieten. Traditionell erfreut sich Volks- und Schlagermusik großer Beliebtheit. Bekannte Sänger*innen wie Christina Stürmer, Josh-oder Melissa Naschenweng sind regelmäßig auf Österreichs bühnen für Schlager und Austria Pop vertreten. Speziell in Kärnten, dessen Hauptstadt Klagenfurt am Wörthersee ist, wird Auslandsbericht Klagenfurt häufig Obergreiner Volksmusik gelebt. Es handelt sich hierbei um einen Mix aus kärntnerishen und slowenischen Gesängen, Trachten und Volkstänzen.
Neben kultureller Motive wollte ich andererseits Studien- und Arbeitserfahrungen in einem Gastland der EU sammeln. Da ich in Mittelfranken im Bundesland Bayern aufgewachsen bin, interessierten mich ganz speziell die Gepflogenheiten und Feinheiten in der Studien- und Arbeitswelt zwischen meinem Herkunftsort und Kärnten. Um sowohl Studien- als auch Arbeitserfahrungen zu sammeln, habe ich mich für einen Studienaufenthalt nebst einemstudienbegleitenden Pflichtpraktikum bei den Pfadfinder*innen entschieden. Gleichzeitig war es mir ebenso ein Anliegen, aus der bekannten „Marburger Bubble“ zeitweise zu entfliehen. Viele Marburger Studierende sind finanziell, kulturell oder sozial bedürftig.
Andere befinden sich in einer besonderen Lebenslage. Für die Forschung und Lehre an der Uni Marburg heißt das, die Sichtweisen der angesprochenen Personengruppen in den Fokus zu stellen. Der absolvierte Aufenthalt in Österreich sollte folglich der Frage nachgehen, aus welcher Perspektive speziell an der AAU gelehrt und geforscht wird. In wieweit stehen bestimmte marginalisierte Gruppen im Fokus? Oder werden Lehrinhalte aus der Perspektive unterschiedlicher Personengruppen vermittelt? Wie gestaltet sich das internationale Umfeld am Campus der AAU? Auf diese Fragen sollte ich alsdann eine Antwort finden. Nun aber möchte ich euch den Weg von meiner Bewerbung bis zum Studienplatz aufzeigen.
Das Bewerbungsverfahren lässt sich in vier Teilschritte skizzieren: Zunächst reichte ich meine Bewerbungsunterlagen über das universitätseigene Mobility Online-Portal ein. Neben meinen persönlichen Daten lud ich ein Anschreiben, einen Lebenslauf sowie die aktuelle Immatrikulationsbescheinigung hoch. Anschließend erhielt ich eine Zusage von der Partnerhochschule. Diese bat mich ebenfalls um die Einreichung von Unterlagen. Im dritten Schritt wählte ich die Kurse und Seminare für mein Erasmus+ Studium aus. Hier gilt es einerseits das Vorlesungsverzeichnis der Gasthochschule nach geeigneten Modulen zu durchstöbern. Im Idealfall können euch die Erasmus+ Koordinator*innen an der Heimat- bzw. an der Gasthochschule weiterhelfen. Zum Zeitpunkt meines Erasmus+ Aufenthaltes gab es viele Erasmus+ relevante Veränderungen technischer als auch personeller Art. Folglich musste ich bei der Erstellung des Learning Agreements (Lernvereinbarung zwischen Heimat- und Gasthochschule sowie Erasmus+ Teilnehmer*in) mehrere Anläufe nehmen. Dabei stieß ich immer wieder auf die Tatsache, dass Lehrveranstaltungen bereits überbucht oder aus hochschulvertraglichen Gründen nicht belegt werden durften. Hinzu kamen technische Fragestellungen zur Aktualität eingespielter Vorlagen und Formulare. Letztendlich konnte eine gute Lösung erzielt werden, wenngleich das Learning Agreement bis zum Ende meines Aufenthaltes regelmäßig fortgeschrieben werden musste.
Der vierte Schritt beschreibt die Bewerbung um einen Wohnheimplatz. Die AAU ist eine Campus-Universität mit umliegenden Studierendenheimanlagen. Über das Online-Portal housing.oead.at habe ich mich für das nächst gelegene Wohnheim beworben. Dieses befindet sich im Nautilusweg 11 direkt gegenüber der Campus-Anlage. Eine Studienassistenz konnte ich über den Anbieter BMKZ gGmbH organisieren. Die BMKZ gGmbH versteht sich als Vermittlungs- und Abrechnungsdienstleisterin für Assistenzkräfte. Das bedeutet, dass mir von der BMKZ Assistenzkräfte vorgeschlagen wurden. Es lag aber in meiner Verantwortung, die Bewerber*innen zu Vorstellungsgesprächen zu laden. Hier hätte sich im Nachgang eine noch frühere Anreise nach Österreich angeboten, was jedoch organisatorisch nicht realisiert werden konnte. Letztendlich konnte ich unter den besonderen Umständen eine geeignete Assistenzkraft für alltägliche Dinge wie Wege einüben, Formulare ausfüllen oder Briefe adressieren finden. Studienrelevante Literatur wurde hingegen vom BliZ in Gießen Auslandsbericht Klagenfurt barrierefrei aufbereitet, da hierfür besondere Fachkenntnisse erforderlich sind. Die An- und Abreise konnte ich problemlos mit der Bahn organisieren. Von München fahren mehrmals täglich EuroCity-Verbindungen umsteigefrei bis Klagenfurt. Für die Anmeldung meines Wohnsitzes in Klagenfurt brauchte ich neben meinem Personalausweis eine Aufenthaltserlaubnis, die ich bei der Stadt Klagenfurt beantragen konnte. Die meisten Örtlichkeiten in Klagenfurt konnte ich mit den Stadtbus-Linien erreichen. Für Menschen mit Behinderung lohnt sich bei regelmäßiger ÖPNV-Nutzung das Kärnten-Ticket der Kärntner Linien. Zum Zeitpunkt meines Aufenthalts war die Jahresfahrkarte für 199 € zu haben. Damit können nicht nur alle Buslinien in Klagenfurt, sondern auch alle Regional- und Fernzüge innerhalb Kärntens genutzt werden. Menschen mit Behinderung benötigen dennoch öfter ein Taxi. Die Stadt Klagenfurt bietet einen rabattierten Taxi-Tarif. Man zahlt den vollen Fahrpreis beim Fahrpersonal und bekommt 80% des Fahrpreises (bis maximal 44 € pro Monat) nachträglich retour. Dazu muss zunächst ein Antrag bei der Stadt gestellt werden. Im Nachgang müssen die Taxirechnungen am Monatsende bzw. im nächsten Monat vorgelegt werden. Die Abwicklung dieses Services hat in meinem Fall gut funktioniert.
Als Fazit zu den organisatorischen Vorbereitungen meines Erasmus+ Aufenthaltes kann
festgehalten werden: Eine frühzeitige Planung des Erasmus+ Aufenthaltes kann Unannehmlichkeiten ersparen. Gleichzeitig habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, dass viele Informationen von den kooperierenden Unis erst kurzfristig publiziert wurden. Dies kann im Einzelfall zu Stress und Frustration führen. Wichtig ist es auch, in den restlichen Wochen und Monaten bis zur Ausreise telefonisch als auch per E-Mail erreichbar zu sein. Das heißt aber auch, dass ein Freizeiturlaub vor einem Erasmus+ Aufenthalt zumindest für Menschen mit Behinderung schwer zu realisieren ist, da häufig kurzfristig und möglichst zügig plötzlich auftretende Fragen geklärt werden müssen. Das Phänomen, jederzeit erreichbar zu sein, kann sich bis zum Abschluss des Aufenthaltes und der Nachbereitung dessen hinziehen. Im folgenden Kapitel erfahrt ihr, warum sich dieser Aufwand für mich gelohnt hat.
Studieren, Leben und Lernen an der AAU:
Als Stadt im Süden von Österreich gelegen kommt in der Tat Urlaubsfeeling auf, sobald man aus dem Zug steigt und sich in den Bus zur Universität begibt. Während die Altstadt einige historische Monumente wie den Lindwurm behaust, findet man westlich gelegen ein rurales Campus-Areal mit dem umliegenden Lake Side Park und dem angrenzenden Wörthersee vor. Ringsherum um das Lake Side Areal gelegen gibt es kleinere Geschäfte sowie Bars und Restaurants. Man fühlt sich auf den ersten Blick wie in Italien oder Griechenland. Doch – wie habe ich nach einem Jahr den Alltag in dieser Urlaubsregion wahrgenommen? Zunächst möchte ich den Studienalltag an der AAU näher beleuchten.
Wie in Deutschland gibt es ein Online-Verzeichnis mit allen Lehrveranstaltungen und Seminaren. Wenn ihr euch für eure Wunsch-LVs bei der AAU angemeldet habt und ihr zugelassen wurdet, bekommt ihr über die Lernplattform Moodle Zugang zu den Online-
Kursmaterialien. Dabei ist auch der Welcome Day (Einführungstag) eine mit einem ECTS-AP dotierte Lehrveranstaltung, wo zum Zeitpunkt meines Aufenthalts ein Online-Test über das Thema „Studieren und Arbeiten an der AAU“ angefertigt wurde. Aber keine Panik. Der Auslandsbericht Klagenfurt Multiple Choice-Test ist spielend leicht zu schaffen und soll euch eine Merkstütze sein. Die Infos übers Campusleben werden dabei nicht nur am Einführungstag im Oktober vermittelt.
Zwei Wochen vor Studienbeginn wurde ein Einführungskurs mit Lernvideos auf Moodle freigeschaltet, wo ihr euch über die Service-Einrichtungen an der AAU vorab informieren konntet. Der Welcome Day war frequentiert besucht und ich fühlte mich ein bisschen lost.
Das International Office bot ebenfalls eine Info-Veranstaltung zum Kennenlernen der AAU und zum Vernetzen mit Studierenden aus aller Welt. In der ersten Woche gab es zudem noch eine Rallye, ein Campus-Spaziergang und diverse Abendveranstaltungen. Bereits in der ersten Woche wurde mir klar, dass Studieren an der AAU etwas anders sein dürfte. Im nahe gelegenen Lake Side Park befindet sich ein Gewerbegebiet mit mehr oder minder namhaften Unternehmen. Ansässige Firmen wie Microsoft oder Infinion sind auf diesem Areal vertreten.
In Gesprächen mit anderen Studierenden wurde deutlich, dass Arbeit und Studium in
Klagenfurt zusammen gehört, und dass neben den gewählten LVs zumindest ein Praktikum absolviert werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt war mein Learning Agreement noch nicht in trockenen Tüchern und ich stellte mir die Frage nach den für mein Studium richtigen LVs. Wie schon im ersten Abschnitt meines Berichts erwähnt, waren die meisten für mich relevanten LVs überbucht. Nach etwas Recherche und nach Gesprächen mit meiner Heimathochschule und der AAU entschied ich mich für LVs mit dem Fokus auf Beratung, Kommunikation, Handlungstheorien für die pädagogische Professionalisierung sowie darstellendes Spiel als anthropologischer Zugang zu qualitativer Forschung. Als Praktikumsbetrieb entschied ich mich für die Österreichischen Pfadfinder*innen, da ich gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeite und hinter die Kulissen der pädagogischen Angebotsplanung blicken wollte.
Die Lehrmethodik ist vergleichbar der an deutschen Fachhochschulen. Die meisten
Dozierenden arbeiten mit zwei bis drei Standard-Lehrwerken. Gegebenenfalls werden zusätzliche Unterlagen auf Moodle hochgeladen. Die meisten LVs werden in einem dreieinviertel-stündigen Block abgehalten und finden einmal alle zwei bis drei Wochen statt. Andere LVs wie das Seminar zum Darstellenden Spiel wurden über vier darauffolgende Tage hinweg als Ganztagesveranstaltung abgehalten. An der AAU gibt es grundsätzlich eine Anwesenheitspflicht. Die Mitarbeit fließt in die Prüfungsnote mit ein. Ein Seminar umfasst allermeist 4 ECTS-AP und schließt mit einer Hausarbeit ab. Bei LVs, die über vier Tage hintereinander stattfinden, gibt es häufig auch modifiziertere Leistungen wie ein Essay oder eine mündliche Prüfung. Ihr seht, dass der Workload sehr unterschiedlich ausfallen kann. Während ihr beispielsweise in Seminar A eine mündliche Prüfung ablegt, müsst ihr in Seminar B ein 15-seitiges Portfolio einreichen. Praktischerweise werden die meisten Seminare so organisiert, dass ihr das Portfolio bereits während des Semesters anfertigen könnt, da die darin vorkommenden Themen den Seminarablauf wiederspiegeln. Studierende mit Sehbehinderung sind mit der Situation fehlender Zugänglichkeit von Unterlagen immer wieder konfrontiert. Wie an den meisten deutschen Unis können in diesem Fall Absprachen getroffen werden wie beispielsweise die Verlängerung der Abgabefristen. Hierfür gibt es übrigens an der AAU keine gesetzlichen Vorgaben. Für alle Fragen zur Seminargestaltung und Prüfungsleistung ist die jeweilige LV-Leitung (also der*die Dozierende) zuständig. In der Praxis geben AAU-Studierende häufig unterschiedlich lange Hausarbeiten ab, da es hierfür meist keine Seitenobergrenze gibt. Dies ermöglicht zwar ein Thema intensiver zu vertiefen.
Gleichwohl kann dies den Studienverlauf negativ begünstigen. An der AAU gibt es beim Schreiben von Hausarbeiten Unterstützung durch diverse studentische Tutorien, die freiwillig besucht werden können. Dieses Angebot habe ich sehr gerne in Anspruch genommen. In den Settings haben wir nicht nur an unseren Arbeiten geschrieben, sondern bekamen auch Tipps, Auslandsbericht Klagenfurt wie effektives Lernen und Arbeiten geschehen kann. Darüber hinaus gibt es als Anlaufstelle noch das Schreib-Center und eine Peer Group, wo sich Studierende mit psychischen Belastungen regelmäßig in Präsenz austauschen können. Für Studierende mit psychischen Beeinträchtigungen gibt es zusätzlich noch die Psychologische Studierendenberatung. Diese bietet nicht nur Einzelgespräche, sondern für alle Interessierten Seminare zu Lern-, Arbeits- und Entspannungstechniken an. Termine bei Psycholog*innen lassen in Deutschland manchmal lange auf sich warten. An der AAU habe ich erlebt, dass Termine innerhalb von zwei Wochen vergeben wurden. Teilweise waren angebotene Seminare schwach nachgefragt.
Dennoch ist die Psychologische Studierendenberatung eine wichtige Anlaufstelle für Klagenfurt. In einem pulsierenden Studierendenleben vor Ort, wo Studium und Arbeit aufeinandertreffen, treten häufig persönliche Fragen in den Hintergrund des Geschehens. Auch habe ich wahrgenommen, dass der zwischenmenschliche Kontakt unter vielen Studierenden zum Teil auf der Strecke bleibt, weil die individuelle Arbeitsbelastung sehr hoch sein kann. Dennoch habe ich viele internationale Studierende kennen gelernt. Das Wohnheim direkt gegenüber dem Campus bot hierfür die optimale Ausgangsposition. Ich hatte nicht nur ein 25 m^2 großes Zimmer mit Bad und Balkon. Die Gemeinschaftsküche bot einen Raum, wo ich Menschen aus Europa, Asien, Afrika und den USA kennen lernen durfte. Man sollte allerdings eine Nachteule sein. Durch die Verzahnung von Studium und Arbeit haben viele Studies erst nach 22:00 Uhr Freizeit. Das Nachtleben beschränkt sich in Klagenfurt auf das Wesentliche. Die Restaurants und Bars entlang des Campus-Areals schließen bis Mitternacht. Mehrere Bars und Clubs gibt es dafür in der Innenstadt. Meine Lieblings-Location ist McMullins eine irische Bar im Stadtzentrum. Hier könnt ihr bei einem Glas Bier viele International Studies treffen.
Ab und an gibt es Mottoabende wie Karaoke. Wer sich politisch an der AAU engagieren möchte, findet in der Österreichischen Hochschüler*innenvertretung möglicherweise den Platz dafür. Die ÖH ist – wie ihr Name sagt – eine Österreich-weite Institution, die die Interessen von Studierenden lokal als auch bundesweit vertritt. In Deutschland ist die Studierendenvertretung etwas autonomer geregelt. Hierzulande unterhält bekanntlich jede Hochschule eigene Institutionen. Teilweise sind sie gut untereinander vernetzt - teils auch nicht. An der AAU gibt es grundsätzlich keine Studiengebühren. Ihr zahlt normalerweise nur den ÖH-Beitrag von knapp 22 € pro Semester. Studiert ihr allerdings über der Regelstudienzeit plus ggf. Toleranzsemester, werden zusätzliche Studiengebühren erhoben. Anders als in Deutschland gibt es an der AAU kein Semesterticket. Das Leben in Klagenfurt kann ansatzweise etwas teurer sein – muss es aber nicht. Wer gerne vegetarische oder vegane Mahlzeiten zu sich nimmt, zahlt in der nahe gelegenen Mensa zwischen 5,00 € und 7,00 €. Bei Fleischgerichten wird es etwas teurer. Die Mensa wird nicht nur von Studierenden gerne genutzt. Viele Familien und Senior*innen nehmen dort gerne eine warme Mahlzeit ein. Auch Tourist*innen aus dem nahe gelegenen Gästehaus finden ebenso den Weg in die Mensa. Für Studierende gibt es ein mehrstufiges Rabattsystem auf die Gerichte. Hierzu gibt es auf www.mensen.at nähere Infos. Für den kleinen Hunger sowie für den alltäglichen Bedarf finden sich Einkaufsläden in fußläufiger Nähe – vom Supermarkt über eine Drogerie bis zur Post.
Übrigens: Falls ihr in Österreich Bargeld benötigt, empfehle ich euch das Konto bei der DKB. Damit könnt ihr im Klagenfurter Hauptbahnhof gebührenfrei mit der Visa abheben.
Geldabheben sollte man jedoch nicht bei der Sparkasse, der Volksbank oder der Bank99. An diesen Automaten fallen Gebühren von bis zu 4,00 € an. Weitere gebührenfreie Automaten Auslandsbericht Klagenfurt gibt es am Baumbachplatz (erreichbar mit der Buslinie 9 ab der Haltestelle Minimundus) sowie an „Neuer Platz“ in der Innenstadt. Prepaid-Karten zum Telefonieren und Surfen sind in Österreich sehr preiswert. Allerdings rate ich von einem Tarif im Netz von Drei.at ab, da dieses Netz häufig überlastet ist. Empfehlen kann ich hingegen die Wertkarten Yesss.at (nutzt das Netz von A1) sowie Hot.at (im Netz von Magenta). Beide Anbieter haben einen 50 GB-Tarif und österreichweite Freiminuten/SMS für knapp unter 10 €/Monat im Angebot. Telefonflats gibt es in Österreich bisher nicht. Einziger Nachteil bei Yesss.at: Grundsätzlich ist eine kostenfreie Guthabenauszahlung bei nicht
verbrauchten Restbeträgen ausgeschlossen – selbst wenn man nach dem Aufenthalt den Wegzug aus Österreich beim Anbieter anzeigt. Über die österreichische Verbraucherschlichtung konnte ich eine kostenfreie Guthabenauszahlung erreichen, was
allerdings recht auffwendig war. Bei Hot.at wird hingegen das Restguthaben kostenlos ausgezahlt.
Die Post habe ich in Klagenfurt als zuverlässig wahrgenommen. Pakete von Deutschland nach Österreich brauchten zwei bis vier Tage. Auf dem Rückweg nach Deutschland kamen sie bereits nach zwei Tagen beim Empfänger an. Wer größere Pakete aufgeben möchte, dem empfehle ich aus praktischen Gründen die Post am Hauptbahnhof. Sie ist von der AAU mit Bus C oder Bus 6 direkt erreichbar, sodass kein Auto benötigt wird.
In Klagenfurt habe ich sehr gerne ORF Radio Kärnten gehört. Auf dieser Welle werden
traditionelle Austria Pop-Songs, Kärntner Volksmusik und Evergreens gespielt. Für Kinder gibt es an einigen Abenden die Sendung „Knorzel“. Die Stimme der Figur erinnert mich an Pumukel. Gleichwohl bekommen Kinder von Knorzel nicht nur Geschichten und Rätsel auf die Ohren. Der ORF möchte die kleineren Zuhörer*innen auch für Politik, Gesellschaft und Theater begeistern. Wichtige Geschehnisse werden in den Kindersendungen entsprechendaufbereitet.
Das Praktikum bei den Österreichischen Pfadfinder*innen war für mich mehr als nur eine Einsatzstelle. Neben der Vorbereitung und Durchführung von Gruppenstunden, dem Mitorganisieren von Freizeiten sowie dem Einstudieren eines Tanzes mit den Kids lernte ich Österreich in seiner Vielfalt kennen. Indem ich mit auf Lager fuhr, machte ich mich vertraut mit hügeligen Landschaften, einem Wald mit märchenhaftem Schloss oder auch mit dem, was unter „Kärntner Schmee“ verstanden wird. Nicht zuletzt lernte ich neue
Wortbedeutungen kennen wie beispielsweise Paradeiser für Tomaten, Bankomat für Geldautomat oder schlichtweg den Genuss eines Kärntner Reindlings kennen – ein süßes Hefe-Gebäck mit Zimtzuckerglasur und Sultaninen.
Als Fazit kann gesagt werden: Forschung und Lehre geht mit unternehmerischen Interessen zumindest mittelbar einher. Die meisten Studierenden haben zumindest eine halbe, wenn nicht sogar eine ganze Stelle, neben ihrem Studium. Neben der fachlichen und psychologischen Betreuung punktet Klagenfurt ebenso in Sachen Lebensqualität: vom nahe gelegenen Wörthersee, über die Restaurants und Bars bis hin zu seinen städtischen Monumenten. Klagenfurt spricht folglich Studierende mit Berufserfahrung jeden Alters an. Es finden Studierende aller gesellschaftlicher Milieus den Weg an die Klagenfurter Uni. Auslandsbericht Klagenfurt
Abschließende Bewertung:
Wenngleich die Organisation meines Aufenthaltes viel Kraft bedeutete, habe ich mich in Klagenfurt sehr wohlgefühlt. Von den in Klagenfurt erfahrenen Habitussen nehme ich mit, dass Pünktlichkeit dort eine stärkere Gewichtung hat wie es an der Uni Marburg der Fall ist. Damit deckt sich der Habitus im Wesentlichen mit dem der mittelfränkischen Landbevölkerung. Für internationale Studierende gibt es durch die vielen Unternehmen gute Chancen, um sich in Österreich mittel- bis langfristig zu satteln. Gleichzeitig ist auch festzustellen, dass das Angebot an englischsprachigen Informationen deutlich verbessert
werden müsste. Viele International Studies haben sich mit dem Klagenfurter Leben (und das aufgrund fehlender Informationen auf Englisch oder einer anderen Sprache) etwas überfordert gefühlt. Für mich persönlich hat Klagenfurt vieles zu bieten gehabt: Ein ganzes Jahr lang durfte ich in Österreich studieren und arbeiten. Hervorzuheben ist das Praktikum bei den Pfadfinder*innen. Die Mitarbeiter*innen, Kinder und Jugendlichen sind mit mir sehr offen umgegangen und ich habe mich dort bald wie zuhause gefühlt
Eylem (Sommersemester 2023)
Mit einem Auslandssemester verbinden viele Menschen in der Regel meistens in ein Land zu gehen, in dem Sprache, Kultur, Essen und vieles mehr, eher fremd für einen selbst sind. Aus diesem Grund sind Personen immer wieder überrascht, wenn ich ihnen mitteilen, dass mich mein Auslandssemester nach Österreich geführt hat. Ja, Österreich, wo sich Sprache, Kultur und das Essen nicht allzu stark von Deutschland unterscheiden. Hier sind ein paar meiner Gründe, warum ich mich für die Alpen-Adria Universität (AAU) entschieden habe:
- Die Studieninhalte an der AAU haben mein Interesse geweckt, da sie zum Teil unterschiedliche Themeninhalte umfassten, die ich persönlich sehr spannend finde.
- Ich wollte gerne in ein Land, wo ich gute Reisemöglichkeiten habe. Klagenfurt bot exakt das an. Die Stadt liegt im Süden von Österreich und grenzt an Italien und Slowenien, bis nach Kroatien, Ungarn und in die Slowakei ist es auch nicht weit. Sogar mit dem Flugzeug ist man in weniger als 3 Stunden in Spanien (Klagenfurt besitzt einen Flughafen, in dem auch Ryanair Flüge anbietet).
- Mein letzter Punkt war mehr ein Bonus - etwas, dass ich sehr schön gefunden hätte, aber mein Fokus nicht explizit darauf lag - und zwar irgendwo zu sein, was nah am Wasser liegt. Das Meer wurde es leider nicht, dafür aber der wunderschöne Wörthersee. Jeden Tag die Möglichkeit zu haben von der Uni aus paar Minuten zu Fuß zum See zu laufen, war etwas sehr Schönes.
Good to Know:
- Da das Semesterticket weder ein Nah- oder Fernverkehrsticket beinhaltet, lohnt es sich, sich ein Busticket zu holen. Sie kontrollieren einen auch regelmäßig in Bussen. Ich habe mir die Semesterkarte von Kärnten Linien gekauft und kann sie weiterempfehlen.
- Meldet euch frühzeitig für ein Zimmer in einem Wohnheim an. Ich selbst habe in einer WG im Stadtzentrum gewohnt und kann das auch sehr empfehlen, da die Busverbindungen zur Universität sehr gut waren. Von den Erfahrungen der Menschen, die ich kennengelernt habe, kann ich die beiden Nautilusheime sowie das Studentendorf Klagenfurt empfehlen. Vom Mozartheim habe ich nur Schlechtes gehört und das Studentenhaus Concordia ist sehr weit von der Uni und dem Stadtzentrum entfernt. Es lohnt sich auch auf das digitale Schwarze Brett der Uni-Homepage zuschauen, da dort oft Wohnanzeigen veröffentlicht werden.
- Generelle Empfehlung ist auch im Allgemeinen auf der AAU-Homepage vorbeizuschauen, denn da findet ihr neben dem Schwarzen Brett auch viele weitere nützliche Informationen.
- Das ESN Klagenfurt (Erasmus Student Network) bietet viele und unterschiedliche Angebote an, durch die ihr die Möglichkeit bekommt, euch mit anderen (internationalen) Studierenden zu vernetzen und die Region kennenzulernen.
- Die Veranstaltungen an der AAU finden nicht immer fest im 2-Stunden-Takt statt, sondern können je nach Lehrveranstaltungen auch zeitlich variieren. Darüber hinaus gibt es auch viele Blockseminare.
- In den Seminaren herrscht Anwesenheitspflicht, weshalb sich bei einer bestimmten Abwesenheit eure Note verschlechtert oder ihr sogar durchfallen könnt.
- Es gibt keine Studienleistungen, sondern nur Prüfungsleistungen. Erschreckt euch nicht, denn viele der Prüfungsleistungen bestehen oftmals aus vielen einzelnen Teilleistungen, welche aber machbar sind.
Mein Fazit:
Fast alle der Lehrveranstaltungen, die ich besucht habe, haben mir thematisch und von der Vortragsweise der Dozent*innen und Professor*innen sehr gut gefallen und gaben mir einen neuen und interessanten Blickwinkel auf den Studiengang Erziehungs- und Bildungswissenschaft. Meine Zeit an der AAU und generell in Klagenfurt habe ich in sehr positiver Erinnerung und kann es jedem nur weiterempfehlen!
Ich wünsche euch viel Spaß! 😊
- Eylem


