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Forschungsschwerpunkte des Fachbereichs Erziehungswissenschaften

Der Fachbereich Erziehungswissenschaften kann den Großteil seiner Forschungsaktivitäten in folgende vier Forschungsschwerpunkte bündeln, die perspektivisch vertieft werden:

  • Heterogenität, Inklusion, Teilhabe
  • Kulturelle Praktiken und Bildung
  • Organisation, Profession und professionelles Handeln
  • Diagnostik und Intervention

Diese Schwerpunkte lassen sich jeweils in einem weiten bzw. in einem engen Verständnis beschreiben und ausdifferenzieren. Dabei existieren vielfach Übergänge und Schnittmengen zwischen den vier Feldern wie etwa die inklusive Gestaltung von (pädagogischen) Organisationen oder die Nutzung diagnostischer Verfahren als spezifische Formen professionellen Handelns.

I. Heterogenität, Inklusion, Teilhabe

Ein weites sozialwissenschaftliches Verständnis fokussiert Inklusion und Teilhabe mit Blick auf unterschiedliche Heterogenitätsdimensionen (Geschlecht, soziale Herkunft, Migrationshintergrund, Alter, etc.). Entsprechende Forschungsaktivitäten behandeln Themenfelder wie vorurteilsbewusste Erziehung, Extremismusprävention und Beratung, Interkulturalität und Mehrsprachigkeit oder die Konstruktion von Geschlechterverhältnissen.

Ein enges Verständnis von Inklusion und Teilhabe schließt an die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen an, die Behinderung als ein wechselseitiges Bedingungsverhältnis von individueller Beeinträchtigung und gesellschaftlichen Barrieren begreift. Dabei werden allerdings andere Ausgrenzungstatbestände und Differenzkategorien, z. B. Armut oder Migrationshintergrund, weitgehend ausgeblendet. Entsprechende Studien fokussieren Bereiche wie kognitive Beeinträchtigung oder Sinnesbeeinträchtigung im Kontext von Bildung, Erziehung und Bewegung auf individueller, organisationaler oder kommunaler Ebene.

II. Kulturelle Praktiken und Bildung

In einem weiten Verständnis geht es in diesem Forschungsschwerpunkt um biographie-, bewegungs-, körper- oder medienbezogene kulturelle Praktiken, die in einer praxistheoretischen Perspektive auf ihre bildungs- und lernbezogenen Herstellungs- und Performanzdimensionen hin ausgelegt werden. Entsprechende Forschungsaktivitäten fokussieren Formen von Bewegung und Körperlichkeit als kulturelle Praxis, Formen des unterrichtlichen Lehren und Lernens, biographiebezogene Selbstinszenierungspraktiken, symbolisch-kulturelle Ordnungen im MINT-Bereich oder Digitalität und Bildung.

In einem engen Verständnis werden unterschiedliche Formen kultureller Bildung und ästhetischer Praxis in schulischen und außerschulischen Handlungsfeldern betrachtet. Forschungsfelder sind u.a. Kulturelle Bildung und Schulentwicklung, Handlungsräume und Wirkungen kultureller Kinder- und Jugendarbeit oder kulturelle Bildungsforschung im Tanz.

III. Organisation, Profession und professionelles Handeln

In einem weiten Verständnis betrachtet dieser Forschungsschwerpunkt die lernbezogene Entwicklung von Organisationen sowie die Ausgestaltung pädagogischer Rollensegmente bei Personal in nicht-pädagogischen Einrichtungen (Betriebe, Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesen, Behörden, etc.). Ein besonderer Fokus der Forschungsaktivitäten liegt dabei auf der Zusammenarbeit von pädagogischen und nicht-pädagogischen Einrichtungen und Professionellen (Kooperationen, Netzwerke, Interprofessionalität).

In einem engen Verständnis geht es um die wechselseitigen Konstellationen von Organisationsentwicklung und professionellem Handeln in pädagogischen Einrichtungen durch pädagogisches Personal. Entsprechende Forschungsaktivitäten untersuchen Formen organisationsintegrierten pädagogischen Handelns (Unterricht, Beratung, Programmplanung), Modi von organisationsbezogener Professionalitätsentwicklung (bei Lehrerinnen und Lehrern, Kursleitenden, Programmplanenden, Bewegungspädagoginnen und -pädagogen, Sozialpädagoginnen und -pädagogen, etc.) oder die Implementierung und Verstetigung neuer pädagogischer Angebotssegmente (wissenschaftliche Weiterbildung an Hochschulen) mit entsprechenden Qualifizierungsnotwendigkeiten des pädagogischen Personals.

IV. Diagnostik und Intervention

In einem weiten Verständnis fokussiert der Forschungsschwerpunkt unterschiedliche Varianten von Begleit- und Interventionsforschung, aber auch historischer und gesellschaftlicher (De-)Konstruktion diagnostischer Zuschreibungen und deren Auswirkungen. Im Mittelpunkt stehen (Forschungs-)Aktivitäten zur Entwicklung und Evaluation feldbezogener Präventions- und Beratungskonzepte (Präventionskonzept für schulische Akteure zum Schwerpunkt sexualisierte Gewalt, beratungsNetzwerk Hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus), zur historischen Dekonstruktion von Andersheit oder zur Schulleistungsforschung.

In einem engen Verständnis geht es in diesem Forschungsschwerpunkt um die
Entwicklung, Anwendung und Evaluation diagnostischer Verfahren sowie Interventionen im Feld der Physiologie und Sportmedizin, der Trainings- und Bewegungswissenschaft, der Psychomotorik und Motologie, der Sozial- und Rehabilitationspädagogik, der unterrichtsbezogenen Lernstandserhebung sowie der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention.