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Kulturelle Praxis
Ästhetisch handeln – Kompetenzen entwickeln
Lehrer*innen von heute sehen sich einer großen Anzahl von Herausforderungen gegenüber. Nicht nur der Unterricht als solcher mit seinen Feldern Erziehen, Diagnostizieren, Fördern und Bewerten hat an Komplexität gewonnen, sondern auch das Innovieren von Schulentwicklung. Lehrkräfte sind heute in zunehmendem Maße als Berater*innen, Mentor*innen und Lernbegleiter*innen gefordert. Die Schulung fachlicher, sowie fachdidaktischer und pädagogischer, aber auch sozialer, kommunikativer und persönlicher Kompetenzen ist folglich unumgänglich.
Neben fachlichen und fachdidaktischen Aspekten muss der Professionalisierungsprozess der zukünftigen Lehrer*innen vor allem auch die Entwicklung von persönlichen und sozialen Kompetenzen umfassen. Zu diesen Kompetenzbereichen gehören z.B. emotionale Kompetenz, Selbstsicherheit, Reflexionsfähigkeit, körperliche und sprachliche Ausdrucksfähigkeit oder auch Kontaktfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit.
Spezifizierung
Auch die erste Phase der Lehrer*innenbildung muss sich auf diesen Wandel und die damit verbundenen Ansprüche einstellen. Der Wissenstransfer sollte durch eine wesentlich engere Theorie-Praxis-Verknüpfung geprägt sein, die den Studierenden zu einem sich Erprobenden und daraus, in Folge zu einem Reflektierenden macht. Dazu genügt es nicht, nur in einzelnen Fachinhalten zu verweilen, sondern Lehr- und Lernprozesse als ganzheitliche Prozesse zu begreifen.
AG „Kulturelle Praxis“
Gegenwärtig besteht die AG „Kulturelle Praxis“, die vor zwei Jahren gegründet wurde, aus sechs Kolleginnen und Kollegen (auch institutsübergreifend), welche das ästhetische Handeln in die Lehrer*innenbildung und in die fachlich damit verbundenen Bereiche mit einbringen.
Ausgangspunkt der Entwicklung war das Projekt „Schulprofilentwicklung Kulturelle Praxis“, das im Jahr 2009 mit dem bundesweiten „Zukunftspreis“ der PwC-Stiftung für die enge konzeptionelle Verzahnung von Lehrer*innenaus- und Lehrer*innenweiterbildung ausgezeichnet wurde. Anknüpfend an Olaf-Axel Burows Theorie versteht sich die „Kulturelle Praxis“ am Institut für Schulpädagogik der Philipps-Universität Marburg als ein die unterschiedlichen Synergiepartnerinstitutionen (Universität – Kulturinstitution – Schulen) mit einbeziehendes Kreatives Feld.
Der Titel der AG „Kulturelle Praxis“ weist bereits auf die unterschiedlichen, sich berührenden Felder hin:
- kulturell – als Hinweis auf das ästhetische Handlungsfeld im gesellschaftlichen Kontext, sowie auf interkulturelle Berührungspunkte
- Praxis – als Hinweis auf das Anwenden und persönliche Erleben im Seminar und das praktische Erproben in der Schule
»Hierdurch wird der Anspruch des Konzeptes deutlich, dass ästhetische Handlungsfelder grundlegender Bestandteil von Bildung sind, gesellschaftliche Teilhabe fördern und dadurch als relevanter Teil der Lehrer*innenbildung verstanden werden müssen. «
Zu allen ästhetischen Handlungsfeldern wie z.B. Theater, kreatives Schreiben, Tanz oder die Arbeit mit Medien gehört die Förderung ästhetischer Wahrnehmungsprozesse durch Verlangsamung, Beschleunigung, bewusstes Schauen, Perspektivwechsel, Verfremdung oder Irritation. Sie unterstützen z.B.:
Lehrer*innenkompetenz
- Erproben gruppendynamischer Prozesse
- Fächerübergreifende Erschließung
- Ausbau und Anwendung eines fächerübergreifenden Methodenrepertoires
Persönliche Kompetenzen
- Wahrnehmungskompetenz
- Persönliche Reflexion der eigenen Person
- Entwicklung kreativen Potentials
- Präsentation der eigenen Person
Gesamtgesellschaftlicher Kontext
Die Mitglieder der AG „Kulturelle Praxis“ des Instituts für Schulpädagogik arbeiten im Kontext ihrer lehrer*innenbildenden Seminare neben Schulen auch bewusst mit anderen Institutionen zusammen. Sie verknüpfen damit die Lehrer*innenbildung phasenübergreifend (universitäre Aus- und Lehrerfortbildung) und nutzen die Schule und die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern als Erprobungs- und Reflexionsfeld. Auf einer dritten Ebene kooperieren sie mit kulturellen Institutionen und erzeugen so einen Impuls für den kreativen Prozess im Seminar und für die Unterrichtsentwicklung. Damit vernetzen wir Universität und Gesellschaft, fördern eine lebensnahe, praxisrelevante Ausbildung der Studierenden, die dann eine direkte Auswirkungen und Anwendbarkeit auf Schule und Unterricht hat.
AG „Kulturelle Praxis“ in der Lehrerausbildung
Eine eng verzahnte Zusammenarbeit zwischen den Seminarleiter*innen der AG „Kulturelle Praxis“ öffnet ein weiteres Kreatives Feld, in dem konzeptionelle Überlegungen zur didaktisch-methodischen Gestaltung der Seminare diskutiert werden, und so die Möglichkeiten dieser unterschiedlichen ästhetischen Handlungsfelder immer wieder neu die eigene Seminararbeit bereichern und verbessern. Dabei wird durch einen gemeinsamen Werkstattabend die Vernetzung zwischen den Seminaren durch Ergebnispräsentationen und gemeinsames exemplarisches Praktizieren für die Studierenden erfahrbar.
Vielfalt im Wirkungsgefüge unseres vernetzten Seminarangebotes
Die Seminare der Kulturellen Praxis unterscheiden sich von anderen Angeboten, durch die enge Zusammenarbeit der Seminarleiter*nnen und durch die vielfältigen Handlungsebenen...
»Hier wird gefilmt, erprobt, diskutiert, gestaltet, vertont, gezeichnet, dargestellt, getanzt, geschrieben, fotografiert, erforscht, beobachtet, reflektiert und ausgewertet.«
Mehr zum Thema unter Exemplarischer Verlauf!