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Exemplarischer Verlauf

Um eine konkretere Vorstellung vom eigentlichen Seminarverlauf zu bekommen, wird nachfolgend das Seminar Darstellendes Spiel (stellvertretend für alle Seminare der Kulturellen Praxis) vorgestellt. Obwohl natürlich in den unterschiedlichen Seminarformaten der Felder Tanz, Film, Kreatives Schreiben, Theater, außerschulische Lernorte erkunden, Foto, Hörspiel und ästhetische Forschung die individuelle Konzeption des jeweiligen Handlungsfeldes differiert, werden die gemeinsamen, unsere Seminare konzeptionell verbindenden Bausteine zur „Exzellenz in der Lehre“ besonders hervorgehoben.

Verknüpfung von Theorie und Praxis

Alle Seminare arbeiten mit einer starken Verknüpfung von Theorie und Praxis. Im Seminar Darstellendes Spiel bedeutet dies neben der Kenntnis von spieltheoretischen Grundlagen und gruppendynamischen Prozessen vor allem auch die Erprobung der eigenen Person im Handlungsfeld. Hierdurch werden reflektive Prozesse angeregt, die sich nicht nur abstrakt auf „Theater“, sondern immer wieder auch auf die eigene Person und damit auf die Entwicklung der eigenen Profession im Kontext der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern beziehen.

Kulturelle Institutionen - Impulsgeber im gesellschaftlich relevanten Raum

Durch die Zusammenarbeit mit kulturellen Institutionen, wie zum Beispiel dem Städel Museum in Frankfurt/Main2, werden den Studierenden neue Handlungsfelder jenseits konventionellen Seminargeschehens erschlossen. Durch eine Qualitätsvereinbarung zwischen Museum und Universität wurde im Mai 2011 die gemeinsame inhaltliche Weiterentwicklung sichergestellt (FAZ-Campus vom 22.06.11). In unserem Beispiel wird Kunst als Impulsgeber erfahren, um daran persönliche, gesellschaftliche und geschichtliche Fragestellungen zu entwickeln und im Handlungsfeld Darstellendes Spiel reflektiv zu bearbeiten, um dadurch eine tiefere Art des Erkenntnisgewinns zu erreichen. Um eine Phasen verbindende Wirkung zu erreichen, nehmen die Klassenlehrer*nnen der Kooperationsschule an dem im Städel durchgeführten Impulstag teil und erweitern dadurch ihre eigenen Erfahrungen in direktem Kontakt mit den Studierenden.

Kreativen Feldern Raum geben - Synergien nutzen

Aufbauend auf der Erweiterung der didaktischen und methodischen Kompetenz, wenden die Studierenden ihr gewonnenes Wissen innerhalb einer eigenen Projektplanung an. An einem kompakten Blockwochenende werden zunächst die Klassenlehrer*nnen der Kooperationsschule zu einem gemeinsamen Workshop mit den Studierenden zum Thema Theater eingeladen. Hier wird eine gemeinsame Erfahrungsebene zwischen Studierenden und Lehrer*nnen für das Handlungsfeld „Theater“ hergestellt, die dann für ein tiefergehendes Verständnis bei der gemeinsamen Projektplanung sorgt. Aus diesen Erfahrungsräumen heraus (Impuls-Städel; Workshop-Theater) werden die Lehrer*nnen zu Mentoren für die Studierenden, die in einem über drei Tage geplanten Projekt mit 140 Schüler*nnen eines ganzen Jahrgangs eine gemeinsame Präsentation in Form einer Aufführung erarbeiten.

Nachhaltigkeit und Schulentwicklung

Durch die Kontinuität der Zusammenarbeit der AG „Kulturelle Praxis“ mit der Kooperationsschule wird die Ebene der Schulentwicklung der Kooperationsschule positiv beeinflusst: Die seit 2005 wie oben beschriebenen, kontinuierlich durchgeführten Projekteinheiten mit den Jahrgängen 5 und 6 führen zu einer Entwicklung des Schulprofils.

  • Alle Schüler*nnen der Kooperationsschule werden zweimal in ihrer Schulzeit mit dem Handlungsfeld in Berührung gebracht, was die Erschließung des eigenen kreativen Potentials fördert.
  • Alle Klassenlehrer*nnen partizipieren über den Zeitraum von sechs Jahren zweimal an dem Projektgeschehen. So erreicht diese Form der Lehrerfortbildung das ganze Kollegium und trägt zu einer Veränderung der Schulkultur bei.
  • Durch die kontinuierliche Projektdurchführung entwickelt sich an der Schule für die Öffentlichkeit erkennbar ein kulturelles Schulprofil, das ganzheitliche Lernprozesse als wichtige Bestandteile des Profils deutlich hervortreten lässt.

Reflexion und Supervision

Um den Professionalisierungsprozess der Studierenden positiv anzuregen, wird ihnen durch teilnehmende Beobachtung durch den Seminarleiter/die Seminarleiterin während der Projektphase selbst Rückmeldung zur eigenen Person, der gruppendynamischen Steuerung, wie auch zu den didaktisch-methodischen Phasen gegeben. In einer, jeden einzelnen Projekttag abschließenden Gruppensupervision verarbeiten die Studierenden ihre Erfahrungen gemeinsam und überdenken auf dieser Basis das eigene Handeln und die Projektplanung des nächsten Tages. In einem nach der Projektdurchführung schriftlich dargelegten Projektbericht betrachten die Studierenden im Kontext der Projektmethode ihre Projektplanung und -durchführung und reflektieren die gewonnenen Erfahrungen als Teil des persönlichen Professionalisierungsprozesses.

Werkstattabend - Erfahrungen weitergeben - Impulse empfangen

Am Semesterende veranstalten die Seminarleiter*nnen einen gemeinsamen Werkstattabend, an dem die verschiedenen Projekte sich präsentieren, wodurch sowohl ein umfassender Erfahrungsaustausch, wie auch ein informeller Rahmen für Gespräche geschaffen wird. Im Gespräch zwischen Studierenden und Seminarleiter*nnen gibt es hier Raum, um Zukunft zu planen, neue Konzepte zu entwickeln und persönliche Zielsetzungen im Kontext der Kulturellen Praxis zu formulieren. Daher schließt der Abend für alle Beteiligten die Projekte als „persönlich bedeutsam“ ab, motiviert aber andererseits zu einer persönlichen Weiterprofessionalisierung, so dass Studierende zu der Meinung kommen:

»...Ach ja, und last but not least wollte ich noch einmal sagen, dass ich den Werkstattabend wirklich sehr gelungen fand. Es gab viele tolle Beiträge und erst durch diese Vernetzung bekommt man einmal richtig mit, was eigentlich noch alles läuft (mehr als einmal hab ich gedacht "Da hätt ich auch gern mitgemacht..."). Schön war's!«