Hauptinhalt
Programm
Rechtsextremismus und Demokratiegefährdung – Herausforderungen für Arbeitsfelder der Pädagogik, Beratung und Sozialen Arbeit.
Ein Fachtag zu den Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Wissenschaftlichen Weiterbildung
28.11.2024 - 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr - Marburg
10:00 Uhr |
Begrüßung und Einführung Tina Dürr, Philipps-Universität Marburg |
10:15 Uhr |
Impulsvortrag - Potentiale der Wissenschaftlichen Weiterbildung Prof. Wolfgang Seitter, Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung an der Philipps-Universität Marburg |
10:30 Uhr |
Input und Diskussion 1. Zum Status Quo der Lehrkräftebildung zwischen Auftrag, Herausforderungen und Leerstellen in der Professionalisierung Prof. Susann Gessner und Philipp Klingler, Philipps-Universität Marburg 2. Kritische Perspektiven aus der und auf die Soziale Arbeit Prof. Wiebke Dierkes, HS Rhein-Main 3. Professionalisierung von Beratung in polarisierten, unsicheren Zeiten Dr. Reiner Becker, Demokratiezentrum Hessen, Philipps-Universität Marburg |
12:00 Uhr |
Zwischenfazit |
12:30 Uhr |
Mittagspause |
1. Workshop-Phase (13:30 - 15:00 Uhr)
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen A. Stark für Demokratie – Bedarfe, Potenziale und Ideen in der Lehrkräfte-Fortbildung (Prof. Susann Gessner, UMR / Philipp Klingler, UMR)
Insbesondere in der Lehrkräfte-Fortbildung, also nach dem Studium und nach dem Vorbereitungsdienst, liegen Potenziale für eine (wissenschaftliche) Weiterbildung für Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte und Schulleitungen. Im Workshop möchten wir aus der Perspektive der Teilnehmenden mit ihren jeweiligen Erfahrungen und Expertisen die Bedarfe und Potenziale artikulieren sowie Ideen und Ansatzpunkte für eine Verbesserung austauschen und diskutieren. Dabei interessieren uns vor allem Zugänge auf den drei Ebenen: (1) Inhalte, Themen, Methoden und Medien (2) die Gestaltung der sozialen Situation/ das Interaktionsgeschehen von Schule und Unterricht und (3) die (professionelle) Haltung von Lehrkräften/politischen Bilder*innen.
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen B. Beratung und die Frage nach Haltung: Mehr als systemische Perspektiven? (Dr. Reiner Becker, Demokratiezentrum Hessen, Philipps-Universität Marburg)
„Haltung“ ist ein zentraler Bestandteil von professionellen Handlungskompetenzen – auch in der Beratung. Neben dem fachlichen Wissen und methodischen, methodologischen Kenntnissen ist es die Frage nach den persönlichen, aber auch nach den professionellen Werten, die den normativen Rahmen für die Beratungsarbeit abstecken. Zugang zum Begriff der Haltung findet sich sowohl auf der berufsbezogenen, aber auch auf einer alltagssprachlichen Ebene als auch auf einer philosophischen Ebene wieder - ein inflationär gebrauchtes Buzzword, insbesondere im Themenkontext Rechtsextremismus. Der Workshop möchte dazu einladen, kritisch die Dimension „Haltung“ als Bestandteil einer professionellen Handlungskompetenz für die Beratung im Kontext Rechtsextremismus zu diskutieren.
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen C. Polizei im Auftrag der Gesellschaft – unsere Polizei: Wer soll sie gestalten und wie? Fragen an Aus- und Fortbildung (Conny Rotter, HÖMS Wiesbaden / Michael Sturm, Mobim Münster)
„Die Polizei, dein Freund und Helfer“ ist ein Slogan, der bereits in den 1920er Jahren geprägt wurde und mit der die Staatsmacht Bürgernähe sowie den Anspruch zum Ausdruck bringen wollte, der Gesellschaft in einem rechtsstaatlichen Sinne zu dienen. Diese Ziele werden nach wie vor in polizeilichen Leitbildern und Selbstdarstellungen formuliert. Gleichzeitig gerät die Polizei immer wieder in den Fokus gesellschaftlicher Kritik. Rechte Chatgruppen, Praktiken des Racial Profiling, mangelnde Sensibilität gegenüber Betroffenen extrem rechter Übergriffe und Bedrohungen sowie immer wieder laut werdende Klagen über überzogene Gewaltanwendung sind nur einige Vorwürfe, die in Teilen der Zivilgesellschaft die bürgernahen und grundrechteorientierten Ansprüche der Polizei fragwürdig erscheinen lassen. Doch was kann, was muss geschehen, dass die Polizei tatsächlich von allen Teilen der Gesellschaft als „Freund und Helfer“ wahrgenommen wird? Was sollte in der Aus- und Weiterbildung der Polizei geschehen? Wer soll zur Polizei gehen? Wie wird geworben? Was weiß die Zivilgesellschaft über die Anforderungen an die Polizei? Welche Möglichkeiten gibt es Dialogräume zwischen Polizei und Zivilgesellschaft zu schaffen und welche Ziele könnten sich daran knüpfen? Der Workshop thematisiert, was es bereits an Projekten gibt und welche Leerstellen und Herausforderungen nach wie vor bestehen im Hinblick auf „unsere Polizei“.
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen X. Rassismuskritische frühkindliche Bildung (Kita) und Grundschule: Wege zu einem diskriminierungssensiblen Handeln (Dr. Nkechi Madubuko, Philipps Universität Marburg)
In Deutschland ist das „soziale Wissen über Andere“ und die Sozialisation durchdrängt von rassistischen Botschaften. Studien und Praxiserfahrungen belegen, dass diese „Normalität“ rassistischer Unterscheidungspraxen sich auch in frühkindlicher Bildung (Kita) und Grundschule zeigt. Der Workshop beschäftigt sich mit der Frage: Wie zeigt sich Rassismus in frühkindlichen Bildungseinrichtungen und wie kann dies aufgedeckt und verändern werden? Beleuchtet werden neuere Ansätze einer rassismuskritischen Wissensbildung, die über reine Haltung hinausgehen. Im Zentrum steht der Diskriminierungsschutz. Es geht um 1. eine kritische Umgestaltung der Angebote der Institution mit einer Abkehr von rassistischen Ausgrenzungserfahrungen, 2. fachliches Wissen zu Wirkungsweisen von Rassismus auf Kinder, 3. die Bereitschaft angesprochen auf das Thema hinzuschauen und eigene Zuschreibungen, Kommentare und Verhaltensweisen zu reflektieren.
15:00 Uhr |
Kaffeepause |
2. Workshop-Phase (15:30 - 17:00 Uhr)
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen D. Herausforderungen für die Soziale Arbeit (Dr. Friedemann Bringt, Bundesverband Mobile Beratung e.V., Dresden)
Soziale Arbeit ist dreifach von Rechtsextremismus und Demokratiefeindlichkeit herausgefordert:
1. Sie hat bei der Prävention und Förderung von Resilienz gegenüber rechtsextremen Ideologien und in deren Folge rechter Gewalt als Solidaritäts-Instanz für vulnerable Gruppen eine zentrale Rolle.
2. Als Profession wird sie aufgrund dieser gesellschaftlichen Positionierung als Unterstützungsinstanz für Feindgruppen der extremen Rechten zur Zielscheibe extrem rechter Angriffe im politischen Raum.
3. Adressat*innen wie auch Professionelle der Sozialen Arbeit erfahren verbale Angriffe oder psychische Gewalt. Sie benötigen Hilfe und Beratung.
Im Workshop werden sich hieraus ergebende Bedarfe und Notwendigkeiten für eine reflexive Praxis in Institutionen und für die wissenschaftliche Weiterbildung Sozialer Arbeit am Beispiel der Zertifikatsweiterbildung „Beratung zu Rechtsextremismus“ an der ASH Berlin diskutiert.Inhalt ausklappen Inhalt einklappen E. Herausforderungsfeld Politische Bildung – Wie gelingt politische Bildungsarbeit? (Susann Peschel, NDC Sachsen, Chemnitz / Stefan Breuer, TU Dresden)
Schulen haben die Aufgabe demokratiebildend zu wirken. Ein hoher Anspruch, der sich nicht selten im Spannungsverhältnis mit den praktischen Gegebenheiten befindet. Insbesondere die gelingende Auseinandersetzung mit antidemokratischen Positionen und Einstellungen bildet hier nach wie vor eine große Herausforderung. Dies gilt für kurzfristige Interventionen als auch für die Etablierung geeigneter Strukturen für eine langfristigen Umgang mit antidemokratischen Tendenzen.
Das Feld außerschulischer Träger und Akteur*innen der politischen Bildungsarbeit verfügt über ein breites Expert*innenwissen, welches in Form von Workshops, Projekten, Schulungen uvm. vermittelt wird. Für die Nutzung dieses Potentials ist eine Verzahnung beider Systeme herausfordernd, aber zentral, um nicht etwa in die Rolle der "Feuerwehr" für akute Konfliktlagen gedrängt zu werden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Angebote der politischen Bildungsarbeit zunehmend Angriffen extrem rechter Akteur*innen ausgesetzt sehen.
Der Workshop ist als Austauschformat für Menschen aus Praxis und Wissenschaft konzipiert und lädt ein, gemeinsam Erfahrungen auszutauschen, Bestandsanalysen durchzuführen, Ansprüche an politische Bildung zu überprüfen und Ideen für die weitere Arbeit im Themenbereich zu generieren.Inhalt ausklappen Inhalt einklappen F. „Alter Wein in neuen Schläuchen“: Antisemitische Stereotype in Online-Inhalten erkennen – eine Herausforderung quer zu verschiedenen Professionen (Dr. Jan Krasni, TU Berlin / Philipps-Universität Marburg)
Wir beschäftigen uns mit traditionellen antisemitischen Stereotypen und deren Wiederverwendung in online Inhalten. Dabei geht es um nutzergenerierte Inhalten, also sowohl Posts auf sozialen Netzwerken (Twitter, Facebook, Instagram) als auch in Kommentarbereichen der Nachrichtenwebseiten, die sich auf aktuellen Ereignisse beziehen. Oft wird dabei eine ganze Palette von Abneigung bis Hassgefühle bespielt und verbreitet, also von einem impliziten, nicht immer bewussten bürgerlichen Antisemitismus bis hin zu aktivem Judenhass und Volksverhetzung. Das Thema ist deswegen relevant, weil der Großteil dieser Stereotype in deren impliziter Form und aus verschiedenen ideologischen Perspektiven heutzutage nicht so leicht zu erkennen ist. Trotzdem stellt die Verbreitung unter Nutzer:innen verschiedener Generationen eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland dar. Anhand ausgewählter Beispielen werden diese Inhalte aufgezeigt und entschlüsselt. Der Workshop wendet sich an verschiedene Professionen, wie Pädagog:innen, Multiplikator:innen, Sozialarbeiter:innen, die in ihrer täglichen Arbeit mit dem Phänomen konfrontiert sind.
Inhalt ausklappen Inhalt einklappen Y. Bedrohung von Kommunalpolitik und -Verwaltung begegnen: Herausforderungen und Handlungsoptionen (Nora Zado, Philipps Universität Marburg)
Zunehmend sind Kommunalpolitiker*innen Bedrohung und Beleidigungen ausgesetzt. Aber auch Mitarbeiter*innen der Kommunen können davon betroffen sein. In Bereichen wie Migration oder Gleichstellung spüren auch sie die Folgen von Desinformation und Hetze. Was können Kommunen tun, um Politiker*innen aber auch Verwaltungsmitarbeiter*innen besser zu schützen. Nora Marleen Zado ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Demokratiezentrum Hessen und forscht zur Bedrohungen und Anfeindungen von Kommunalpolitiker*innen. Sie untersucht dabei vor allem die Auswirkungen von Hass und Gewalt auf das politische Engagement und die Demokratie.
17:00 Uhr |
Plenum |
Die Tagung ist ausgebucht! Anmeldungen sind nicht mehr möglich.