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Qualifikationen 

(1) Die Abenteuer- und Erlebnispädagogik lässt sich in der beruflichen Praxis in verschiedenen Tätigkeitsfeldern, wie beispielsweise Schule, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung verorten. Diese Pluralität wird in der inhaltlichen Ausrichtung des Masterstudienganges aufgegriffen. Durch die vergleichende theoretische und praktische Durchdringung institutioneller Strukturen fördert und bedingt die interdisziplinäre Ausrichtung ein gesellschaftsanalytisches Denken. Beispielsweise lässt das Spannungsfeld zwischen offener Jugendarbeit und staatlich geregeltem Bildungsauftrag der Schule die Studierenden die politische Dimension potentieller Arbeitsbereiche erschließen. Gegenwärtige Strukturmerkmale der Gesellschaft müssen dabei auch vor dem Hintergrund historisch gewachsener Entwicklungen gedeutet werden. Das Studium der Abenteuer- und Erlebnispädagogik ermöglicht den Marburger Studierenden sowohl den Rück- als auch den Ausblick auf gesellschaftliche Veränderungen. Originär wird die Abenteuer- und Erlebnispädagogik in der Literatur häufig auf (schul-)systemkritische Ideen und Konzepte zurückgeführt. Während des Studiums können sich die Studierenden differenziert mit historischen Strömungen (u.a. Reformpädagogik, Jugendbewegung, Wandervogel) auseinandersetzen. Die Grundlagenveranstaltungen tragen außerdem zur kritischen Beurteilung gegenwärtiger Bestimmung von Gesellschaft bei, wie sie beispielsweise in den Arbeiten von Schulze (Erlebnisgesellschaft) und Beck (Risikogesellschaft) getroffen werden. Neben dieser historisch-soziologischen Perspektive werden ebenso sportpädagogische und entwicklungspsychologische Theorien berücksichtigt, durch welche sich Deutungsmuster für das risikio- bzw. wagnisreiche Handeln im Kindes- und Jugendalter erschließen lassen. Somit fließen im Marburger Studiengang Erkenntnisse verschiedener Fachgebiete ein, die bisher in der Abenteuer- und Erlebnispädagogik eher marginal behandelt wurden. Nicht zuletzt erschließen sich die Studierenden durch die internationale Ausrichtung des Masterstudienganges im Sinne einer peregrinatio academica die kulturellen Eigenarten anderer Gesellschaften und gewinnen Reflexivität gegenüber den soziotropisch bedingten Gewohnheiten der eigenen Kultur. 

(2) Situationsdiagnostische Verfahren werden im Studium insbesondere durch fallanalytische Besprechungen durchgeführter Praxisprojekte vermittelt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Biografieforschung, die sich die Studierenden methodisch und anwendungsorientiert erschließen.

(3) Die Pluralität der beruflichen Praxisformen erfordert in der Abenteuer- und Erlebnispädagogik die Ausbildung einer berufsethischen Orientierung und Haltung. Der Masterstudiengang legt hierfür einen zentralen Schwerpunkt auf die Reflexivität der eigenen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmuster. Normative Standpunkte werden durch geistige und leib-sinnliche Fremdheits- und Differenzerfahrungen irritiert. Die Studierenden werden unter anderem dazu angeregt, ein Tagebuch zu führen, um die persönliche Entwicklung während der Ausbildung zu reflektieren. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Professionalität ist Bestandteil des gesamten Studiums und wird in einzelnen Veranstaltungen explizit thematisiert. 

(4) Gesellschaftsanalytisches, situationsdiagnostisches und (selbst-)reflexives Denken bilden die zentralen Kompetenzen, welche das professionelle pädagogische Handeln in der Praxis flankieren. Der Anspruch einer wissenschaftlich fundierten Ausbildung geht damit weit über das rein intuitive, von Alltagstheorien durchdrungene Arbeiten hinaus. Die Studierenden erlangen innerhalb der zweijährigen Ausbildung eine Expertise, die sie zu professionellem pädagogischen Handeln befähigt und damit von nicht-akademischen Ausbildungsfeldern unterscheidet.