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Central Collecting Point in Marburg, 1945-1946
Bereits 1943 hatten die USA die Monuments, Fine Arts, and Archives Section (MFA), eine Militäreinrichtung zum Schutz des Kunstguts in den umkämpften Gebieten des Zweiten Weltkriegs eingerichtet. Nach Kriegsende war es die vordringliche Aufgabe der dort tätigen Kunstschutzoffiziere, der Monuments Men, die zum Schutz vor Zerstörung in Depots ausgelagerten Kunstwerke ausfindig zu machen und zu bergen. In vier zentralen Sammelstellen, sogenannten Central Collecting Points, in München, Marburg, Wiesbaden und Offenbach, wurden die sichergestellten Kunstwerke gelagert, inventarisiert, fotografiert und zur Restitution an die Besitzer vorbereitet.
ZDa die Stadt Marburg, bereits im März 1945 befreit und verkehrsgünstig im amerikanischen Sektor gelegen, mit dem Gebäude des Hessischen Staatsarchivs über moderne, weitgehend unzerstörte Depoträume verfügte, wurde hier einer der ersten Collecting Points eingerichtet.
Unter der Leitung der Monuments Men Walter Hancock, Sheldon Keck und Francis W. Bilodeau wurden von Mai 1945 bis August 1946 über 3.400 ausgelagerte Kunstwerke aus rund einem Dutzend Depots in den Räumen des Staatsarchivs zusammengetragen, von Angehörigen des Kunsthistorischen Seminars der Philipps-Universität Marburg katalogisiert und – wenn möglich – an die zuständigen Museen zurückgegeben. Anders als in München handelte es sich bei den in Marburg gesammelten Kunstschätzen nicht um Raubkunst der Nationalsozialisten, sondern um aus Gründen der Kriegsgefährdung evakuierte Werke aus deutschen Museen. Ausgewählte Meisterwerke wurden seit Dezember 1945 dem staunenden örtlichen Publikum wiederholt in Ausstellungen im Marburger Universitätsmuseum und im Staatsarchiv präsentiert, die nach dem Willen der Besatzungsbehörde zur Hebung der Moral von Bevölkerung und Truppe beitragen sollten. Bereits im Herbst 1946 wurde der Central Collecting Point Marburg aufgelöst. In der Folge wurden die verbliebenen Kunstwerke nach Wiesbaden überführt.
Da sowohl in Marburg als auch in Wiesbaden Fotografen der dem Preußischen Forschungsinstitut für Kunstgeschichte zugehörigen Einrichtung Photo Marburg mit der fotografischen Dokumentation der gesicherten Stücke beauftragt waren, hat sich im heutigen Bildarchiv Foto Marburg ein umfangreicher Fotobestand zum Central Collecting Point erhalten. Neben rund 4.000 großformatigen Dokumentationsaufnahmen der sichergestellten Kunstwerke existiert auch eine Reihe von Kleinbildfotografien, die die beteiligten Monuments Men und ihre deutschen Mitarbeiter bei der täglichen Arbeit im Collecting Point Marburg zeigen und so einen Blick auf die ersten gemeinsamen Schritte zur Wiederbelebung des kulturellen Lebens im Deutschland der Stunde Null erlauben.