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Glasplattenbestand der Kunsthandlung Fritz Gurlitt in Berlin
Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK) beherbergt seit 1937 rund 1 500 Glasplattennegativen der Berliner Kunsthandlung Fritz Gurlitt. Der Bestand kam als Schenkung durch Wolfgang Gurlitt, Sohn des Gründers Fritz Gurlitt und damaliger Inhaber der Galerie, ans DDK. Die Fotografien dokumentieren überwiegend Kunstwerke – ältere wie auch zeitgenössische –, die dort ausgestellt und/oder über die Kunsthandlung gehandelt wurden. Die Fotografien dienten der Dokumentation, als Reproduktionsvorlagen in Publikationen, aber auch zu Zwecken der Vermarktung. Schwerpunkte bilden Künstler der klassischen Moderne und des deutschen Expressionismus, aber auch ethnologische Objekte wurden fotografiert. Die Glas-Negative haben drei Formate: 24 Platten à 24 x 30 cm, zehn Aufnahmen à 13 x 18 cm, das Gros der Negative hat das Format 18 x 24 cm. Sie sind vermutlich ca. 1914 bis 1928 entstanden. Ein Fotograf ist nicht überliefert.
Eine erste Phase der Erschließung erfolgte 1939 bis 1942. Etwa die Hälfte der Werke konnte damals jedoch nicht identifiziert werden. Trotz der teilweise überaus bekannten Motive, wurden die Fotografien der identifizierten Werke erst in den späten 1970er, frühen 1980er Jahren systematisch in die Marburger „Bildbände“, ein frühes, aus beschrifteten Abzügen bestehendes Katalogsystem, aufgenommen und in der zweiten Folge des Marburger Index – Inventar der Kunst in Deutschland (Mikrofiche) unter dem Schlagwort „Berlin, Privatbesitz, Gurlitt“ publiziert. Die Angabe „Berlin, Privatbesitz, Gurlitt“ ist jedoch irreführend, da nicht die abgebildeten Werke, sondern die fotografische Sammlung aus dem Besitz von Wolfgang Gurlitt stammt. Aus den fotografischen Reproduktionen einzelner Kunstwerke lässt sich keinesfalls schließen, dass diese einst Teil der privaten Sammlung von Wolfgang Gurlitt waren. Die im Hause Gurlitt hergestellten Reprofotografien bringen dennoch die Werke mit der Kunsthandlung eindeutig in Verbindung – sei es nur mit dieser als zeitweiligen Verwalter.
Mit Hinblick auf die Bedeutung des Bestands für die Provenienzforschung werden derzeit auch die restlichen Negative inklusive zerbrochener Glasplatten und möglicher Dubletten digitalisiert und nach und nach über den Bildindex der Kunst und Architektur der Forschung zugänglich gemacht. Wurden die Aufnahmen in der Mikrofiche Publikation Marburger Index auf die Motive der abgebildeten Werke beschnitten, so werden nun stets die vollständigen Negative inklusive Plattenrand und Randnotizen gezeigt. Zudem werden auch solche Werke gezeigt, für die die Urheberrechte nicht geklärt werden konnten. Mögliche Nachkommen betroffener Künstlerinnen oder Künstler mögen sich gegebenenfalls bitte beim Service von Foto Marburg melden.
Lesen Sie mehr zum Glasplattenbestand der Kunsthandlung Fritz Gurlitt Berlin im Rundbrief Fotografie, Vol. 23 (2016), No. 3, S. 8–22.
Literatur:
- Nicolaas Teeuwisse: Vom Salon zur Secession. Berliner Kunstleben zwischen Tradition und Aufbruch zur Moderne 1871–1900, Berlin 1986, S. 106–109.
- Birgit Gropp: Studien zur Kunsthandlung Fritz Gurlitt in Berlin 1880-1943. Diss. Berlin 2000 (Microfiche).
- Michael Wladika: Leopold Museum-Privatstiftung. LM Inv. Nr. 653: Egon Schiele: Selbstbildnis mit hochgezogener nackter Schulter. Dossier "LM Inv. Nr. 653". Provenienzforschung mb:ukk – LMP. 16. Januar 2012
- Sonja Feßel: Fotografie zwischen Kunstmarkt und Wissenschaft. Zum Glasplattenbestand der Kunsthandlung Fritz Gurlitt, Berlin, im Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg. In: Rundbrief Fotografie. Vol. 23 (2016), No. 3, S. 8–22.
Fundstellen:
83.412 - 83.435 &
131.545 - 131.825 &
141.991 - 141.420 &
145.001 - 145.234
146.130