Hoch über den Baumwipfeln des Schönbergs, am nordwestlichen Ausläufer der Schwäbischen Alb, ragt ein Aussichtsturm empor. Aus der Ferne gesehen, erinnert das Bauwerk mit seinen zwei Kegelhelmen an die Doppelturmfassade einer Kirche. Aus der Nähe indessen wirkt das 28 m hohe Gebilde durch seine glatten Mauern über dem Eingangsbereich und die rahmenlosen Fenster hoch oben im Querriegel wie eine überdimensionierte Plastik. Der Schönbergturm, 1905 von Theodor Fischer entworfen, ist das Tor zur Schwäbischen Alb wie auch das Eingangstor zur gebauten Moderne. Beauftragt vom Schwäbischen Albverein besteht das eigenwillige Gebäude aus zwei achteckigen Treppentürmen, die durch einen Sockelbau und in der Höhe durch eine breite, von einem Satteldach bekrönte Galerie verbunden sind. Die mit hellem Sichtbeton gestaltete Außenwand liefert einen starken Kontrast zur umgebenden Natur. Besonders innovativ für die Epoche ist die Stahlbetonskelett-Konstruktion.
Die Ansicht des Schönbergturms gehört zu einem Fotokonvolut von rund 400 Aufnahmen, welche die Fotografin Rose Hajdu 2016/2017 im Auftrag des Bildarchivs und aus Anlass der Publikation „Theodor Fischer. Architektur der Stuttgarter Jahre“ erstellt hat. Zusammen mit der Fotografin stellt der Kunsthistoriker Dietrich Heißenbüttel in der soeben bei Wasmuth erschienenen Monographie die bislang noch wenig erforschten Bauten vor, die Theodor Fischer während seiner Zeit als Professor an der Technischen Hochschule Stuttgart entwarf. Ergänzt werden die Neuaufnahmen von Rose Hajdu in unserer Verbunddatenbank Bildindex durch rund 600 historische Fotografien und fast 10.000 Digitalisate von Fischers Entwürfen und Plänen aus dem Architekturmuseum der TU München.
