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Nachlass Reinhart Kosellecks (1923-2006) zur Politischen Ikonographie und Ikonologie

© Bildarchiv Foto Marburg

Seine Fotografien seien zwar qualitativ nicht die besten, gelegentlich wohl aber die „originelleren“, schreibt Reinhart Koselleck 2002 im Zusammenhang einer Publikationsvorbereitung. An die 30.000 Bilder zur politischen Ikonographie und Ikonologie im Allgemeinen und zum gewaltsamen Tod im Speziellen, darunter insbesondere Krieger- und Reiterdenkmäler im In- und Ausland sowie Holocaust-Gedenkstätten, haben ihren Platz in der Bildsammlung Kosellecks gefunden. Mitnichten handelt es sich dabei aber um eine rein ikonographische Motivsammlung. Vielmehr bezeugen vor allem Kosellecks eigenhändige Fotografien das kritische Potential einer politischen Ikonologie. Politische Ikonologie ist dabei wohl auch eine Sache des Standpunkts und der Perspektive: Das ausgewählte Foto ist in London um 1980 entstanden. Es zeigt das Wellington Tor mit Quadriga, perspektivisch gebrochen und dabei gewissermaßen bildlich „auf den Boden der Tatsachen geholt“, an die Seite eines “Unbekannten Soldaten“ (Vgl. auch Koselleck, Reinhart: „Der Unbekannte Soldat als Nationalsymbol im Blick auf Reiterdenkmale“, in: „Vorträge aus dem Warburg-Haus“, Bd. 7, 2003).

Im Frühjahr 2009 hat das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg den Bildnachlass des 2006 verstorbenen Historikers Reinhart Koselleck übernommen, der schriftliche Nachlass ging an das Deutsche Literaturarchiv Marbach. In Kooperation erschließen beide Institutionen die Bestände und machen sie für die Forschung zugänglich. Vom 18. – 20. November 2010 wird nun erstmals eine Tagung in Marburg zum Thema „Reinhart Koselleck - Politische Ikonologie“ erste Forschungsergebnisse präsentieren und im weiteren interdisziplinären Rahmen diskutieren.