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Nach dem 2. Weltkrieg: Sog. Trümmerkampagne des Bildarchivs Foto Marburg zur Dokumentation zerstörter Städte in Bayern 1946/47
Im März 1946 erhielt das Bildarchiv Foto Marburg vom „Office of Military Government for Bavaria, Monument and Fine Arts Department“ den Auftrag, zerstörte Städte in Bayern und Franken zu dokumentieren. Als Grundlage diente eine von der Abteilung Kunstschutz der amerikanischen Besatzungsregierung erstellte „List of protected Monuments“, die nach kunsthistorischen Gesichtspunkten in Marburg noch erweitert wurde. In Orientierung an historischem Bildmaterial sollten beschädigte Baudenkmäler möglichst vom gleichen Standpunkt fotografiert werden wie vor dem Krieg. Die Auswahl der eingesetzten Fotografen sowie die gesamte Organisation der Kampagnen inkl. Materialbeschaffung wurde Foto Marburg übertragen.
Ab April 1946 wurden drei Fotografen-Teams gebildet, die als Gruppe München, Gruppe Nürnberg und Gruppe Würzburg schwerpunktmäßig in diesen schwer getroffenen Städten fotografierten. Darüber hinaus wurden in über zweihundert Orten der umgebenden Kunstlandschaften zerstörte, aber auch intakte Baudenkmäler dokumentiert. Bis März 1947 entstanden so 7500 Schwarz-Weiß-Aufnahmen, ein Drittel davon als großformatige Glasplatten, die anderen im Kleinbild-Format.
Die von kunsthistorisch versierten Fotografen wie Carl Albiker oder Max Hirmer unter wissenschaftlicher Begleitung angefertigten Aufnahmen sind unverzichtbare Bilddokumente der unmittelbaren Nachkriegszeit. Unter schwierigsten Bedingungen entstanden, zeigen die Fotografien eindrucksvoll den Umfang der Kriegszerstörungen an einzelnen Bauwerken und ganzen Städten dieser reichen Kunstlandschaft.
Das im Herbst 1946 entstandene Foto der Würzburger Peterskirche erfasst die verheerenden Bombenschäden an diesem bedeutenden Barockbau, der trotzalledem 1953–54 wiederaufgebaut wurde. Wie sämtliche Kampagnenaufnahmen ist diese Fotografie eine wichtige Quelle für Forschungen zur Bedeutung und Ikonografie fotografischer Bilder der Trümmer- und Aufbaujahre. Darüber hinaus wird wichtiges Material für architekturgeschichtliche, denkmalpflegerische und städtebauliche Forschungen geboten.