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Mittelalterliche Kunst im Bild

Grabplatte des Herzogs Widukind
© Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt

Mittelalterliche Kunstwerke wurden in Deutschland während des 16. und 17. Jahrhunderts erneuert, ergänzt, transportiert, umgesetzt, verkauft und neu inszeniert, aber auch in Bild und Beschreibung dokumentiert; all dies unterschiedlich motiviert, in repräsentativer Inanspruchnahme und inhaltlicher Umdeutung den Erhalt bewirkend, doch von der Forschung kaum beachtet und nicht übergreifend erfaßt. Man inszenierte hochmittelalterliche Ausstattungsstücke in Kirchenneubauten, verwendete gezielt hochgotische Figuren und Architekturteile zur Errichtung von Altären, versetzte, ergänzte und kopierte Grabmäler und Kirchenportale, ließ Goldschmiedewerke in Zeichnung und Gemälde abbilden. Den praktisch-künstlerischen Umgang mit den Monumenten begleitet häufig eine bisher wissenschaftlich unbemerkte, in Deutschland bereits lange vor Mabillons Initiativen einsetzende antiquarische Behandlung: Mittelalterliche Grabmäler wurden seit dem frühen 16. Jahrhundert beschrieben, gezeichnet, im Kupferstich reproduziert, hochmittelalterliche Kirchen und ihre Ausstattungstücke seit Anfang des 17. Jahrhunderts durch gedruckte Kirchenführer erschlossen, Skulpturenportale abgebildet, illuminierte Handschriften katalogisiert und faksimiliert. Motive, Intentionen und Methoden, historisch und konfessionell bedingte Unterschiede des kaum erforschten frühneuzeitlichen Umgangs mit mittelalterlichen Kunstwerken in Deutschland sollen in Beispielen analysiert und verglichen, Tendenzen und Veränderungen im größeren Vergleichskontext verfolgt und durch Abgleich mit gut erfaßten italienischen und französischen Exempeln bewertet werden. Praktischer Umgang mit und antiquarisch-gelehrte Behandlung von mittelalterlichen Kunstwerken im frühneuzeitlichen Deutschland sollen erstmals übergreifend erfaßt, vorgestellt und exemplarisch untersucht werden.

Die wichtigsten Zeugnisse werden in einer Datenbank zugänglich gemacht. Enthalten sind sowohl Schriftzeugnisse - antiquarische Texte, historische Beschreibungen etc. – als auch bildliche Darstellungen – Zeichnungen, Gemälde, graphische Darstellungen, Photographien - die Nutzung, Veränderung, Umbau, funktionale Umdeutung und inszenierende Repräsentation mittelalterlicher Werke während der frühneuzeitlichen Jahrhunderte dokumentieren. Auf diese Weise entsteht ein Arbeitsinstrument zur Erforschung mittelalterlicher Kunst, aber auch zur Beschäftigung mit der Vorgeschichte bildlicher sowie antiquarisch-beschreibender Dokumentation und Deutung mittelalterlicher Architektur, Ausstattung und Bildwerke.

Tagungsflyer

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Logo DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft)
Laufzeit: 01.01.2010 – 30.09.2013
Projektleitung und Durchführung: PD. Dr. habil. Arwed Arnulf
Koordination/Durchführung DDK: Angela Kailus M.A.
Kontakt: PD. Dr. habil. Arwed Arnulf