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»WISSENSCHAFTSGESCHICHTE DER KUNSTGESCHICHTE«
Grenzen und Möglichkeiten eines Rahmenwechsels
Im Zuge kultur- und bildwissenschaftlicher Ausweitungstendenzen der 80er/ 90er Jahre haben sich die wissenschaftshistorische und die kunsthistorische Forschung gleichermaßen für interdisziplinäre Dialoge geöffnet und neue Perspektiven erprobt. Daraufhin entwickelte Ansätze haben eine Reihe folgenreicher Wechselwirkungen möglich gemacht, die in verschiedenen Fächern aufgegriffen und weiterentwickelt wurden. Wenn auch (jüngere) Untersuchungen der Kunstgeschichte davon profitieren konnten, zeigen sich große Bereiche der kunsthistorischen Fachgeschichte diesbezüglich nach wie vor verschlossen: das Interesse an fachhistorischen Zusammenhängen, die Aufmerksamkeit für die historischen und methodologischen Hintergründe der Formation von Erkenntnisinteressen und Forschungsprozessen haben im Gebiet der Kunstgeschichte auch tendenziell eine gewisse Verselbständigung der eigenen Fachgeschichte nach sich gezogen.
Die Konfrontation dieser auf „Autonomie“ bedachten Fachgeschichte mit den neuen Überlegungen aus dem Feld der Wissenschaftsgeschichte soll anlässlich dieses Forums als Herausforderung begriffen und zur Diskussion gestellt werden. Thesen und Tendenzen der kunsthistorischen Wissenschaftsgeschichte sollen in einem erweiterten Kontext diskutiert werden, um mit Blick auf jüngste wissenschaftshistorische und wissenschaftstheoretische Positionen neu befragt bzw. hinterfragt zu werden. Nachdem auf breiter Front mit Nachdruck an einer „Ausrahmung“ der Kunstgeschichte in Richtung einer allgemeinen oder speziellen Bildwissenschaft, „Visual“ oder „Culture Studies“, Bildanthropologie etc. gearbeitet wurde, wäre insbesondere über Grenzen und Möglichkeiten eines Rahmenwechsels für die Wissenschaftsgeschichte der Kunstgeschichte zu diskutieren. Ein möglicher Ausgangspunkt der Diskussion wäre somit die noch näher zu bestimmende Diskrepanz zwischen Thesen und Tendenzen aus dem Kontext der kunsthistorischen Wissenschaftsgeschichte auf der einen Seite, und dem theoretischen, kritischen Instrumentarium bildwissenschaftlicher Fragestellungen und kunsthistorischer Begriffe bzw. Methoden auf der anderen Seite. Als produktives Spannungsverhältnis verstanden, vielleicht auch als wechselseitige Einflussbeziehung, soll diese Konstellation Anlass zu einer Standortbestimmung und Neuorientierung geben.
Das Forum Wissenschaftsgeschichte der Kunstgeschichte möchte dieses Gespräch eröffnen und unterstützen. Kanonische sowie stärker in der Peripherie agierende Entwürfe sollen aus diesem Anlass gezielt zusammengeführt werden, um mit der Positionsbestimmung auch den Austausch innerhalb der zum Teil sehr unterschiedlichen und weit auseinander liegenden Bereiche der kunsthistorischen Wissenschaftsforschung zu fördern.
Konzeption und Organisation:
Prof. Dr. Hubert Locher, Lena Bader, M.A.
Weitere Informationen:
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg
KUNSTGESCHICHTE. Open Peer Reviewed Journal
Kanon – XXX. Deutscher Kunsthistorikertag Universität Marburg, 25 – 29. März 2009
Bericht zum DFG-Rundgespräch Wissenschaftsgeschichte der Kunstgeschichte