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„Das Staatsarchiv Marburg als Central Collecting Point“ – Eine Ausstellungskooperation des Hessischen Staatsarchivs Marburg und des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg
Marburg im April 1945: Der amerikanische Kunstschutzoffizier Walker Hancock inspiziert die hessische Universitätsstadt auf der Suche nach nationalsozialistischem Raubgut und um den Zustand bedeutender Bauwerke zu begutachten. Nachdem bereits ein großes Kulturgüterdepot in einem Bergwerkstollen bei Siegen und weitere in Mitteldeutschland entdeckt worden waren, entschloss sich die amerikanische Militärregierung, zur Sicherung dieser Objekte im Marburger Staatsarchiv eine Sammelstelle einzurichten, die etwas mehr als ein Jahr Bestand hatte.
In dieser Zeit wurden nach und nach Kunstgegenstände aus verschiedenen Depots in das Staatsarchiv eingeliefert. Die militärische Spezialeinheit nannte sich „Monuments, Fine Arts, and Archives Section“ (kurz MFA&A). Ihre Kunstschutzoffiziere wurden aufgrund ihrer Tätigkeit informell als „Monuments Men“ bezeichnet. Die Einheit sollte die Kulturgüter, die von deutschen Einheiten aus den besetzten Ländern geraubt worden waren, zusammentragen und sie ihren ursprünglichen Besitzern wieder aushändigen. Zuvor waren die „Monuments Men“ schon der amerikanischen Frontlinie gefolgt und hatten die vor Ort befindlichen Kunst- und Kulturgüter zu schützen versucht. Im Marburger „Central Collecting Point“, der als Vorbild für weitere in Wiesbaden und München fungierte, wurden die Kunstgegenstände katalogisiert, wenn nötig restauriert und vor allem in Kooperation mit den Mitarbeitern des Kunsthistorischen Instituts und des Bildarchivs Foto Marburg unter der Leitung von Richard Hamann fotografiert (zum Bestand).
Die Ausstellung, die als Kooperation mit dem Deutschen Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg vom 21. April bis 12. September 2021 im Staatsarchiv Marburg gezeigt wurde, beleuchtete die Gründungsumstände des „Marburg Central Collecting Point“ im Kontext des militärischen Kunstschutzes sowie die weitere Entwicklung der Sammelstelle. Sie verdeutlichte die politischen aber auch wirtschaftlichen Schwierigkeiten einer letzten Endes erfolgreichen deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit inmitten der von großem Mangel geprägten frühen Nachkriegszeit. Auf anschauliche Weise legte sie dar, inwieweit Marburg und die dort angesiedelten Institutionen mit ihren Akteuren in welthistorisch relevante Prozesse involviert waren – von Mai 1945 bis August 1946.
Begleitend zur analogen Ausstellung gibt es eine digitale Präsentation auf dem Portal der Deutschen Digitalen Bibliothek (zur Online-Ausstellung).
Ort: Hessisches Staatsarchiv Marburg, 21. April - 12. September 2021
Beteiligte: Dr. Marco Rasch, Dr. Sonja Feßel (DDK), Susanne Dörler M. A. (DDK), Dr. Katrin Marx-Jaskulski (HStAM) und Dr. Eva Bender (HStAM)