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Fotografen
[in Bearbeitung]
Abdullah Frères
Neben dem Studio Sébah das wichtigste Fotostudio der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Istanbul. Die aus Armenien stammenden Christen eröffneten bereits 1858 ein Atelier und wurden 1862 zu Hoffotografen des Sultans Abdülaziz. Neben Porträtaufnahmen spezialisierten sie sich vor allem auf Architekturaufnahmen für den touristischen Markt. Mehr…
Fratelli Alinari:
Alinari, Leopoldo
* 1832 Florenz (It); † 1865 Florenz (It)
Alinari, Romualdo
* 1830 Florenz (It); † 1890 Florenz (It)
Alinari, Giuseppe
* 1836 Florenz (It); † 1890 Florenz (It)
Das Atelier Fratelli Alinari in Florenz, eines der ältesten noch bestehenden fotografischen Unternehmen der Welt, trug in den letzten 150 Jahren eine einzigartige Bilddokumentation der Kunst- und Kulturgüter Italiens zusammen. Im Jahr 1852 gründete Leopoldo Alinari mit finanzieller Unterstützung seines Lehrmeisters, dem Kupferstecher Giuseppe Bardi, ein kleines Fotoatelier in der Via Corvina (heute Via del Trebbio) in Florenz und spezialisierte sich auf Reproduktion von Kunstwerken. Seit 1854, als die beiden Brüder Romualdo und Giuseppe als Partner einstiegen, nannte sich das Unternehmen Fratelli Alinari, Fotografi-editore. Das Fotolabor wandelte sich in ein fotografisches Atelier, das sich auf Porträts und Fotografien von Kunstwerken sowie antiken Denkmälern und Milieudarstellungen (z.B. Einblicke in Werkstätten und Krankenhäuser) ausgerichtet hatte. International bekannt wurde die Firma Fratelli Alinari im Jahr 1855 durch die Pariser Weltausstellung, wo sie mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Der Verkaufskatalog umfasste zu diesem Zeitpunkt bereits 84 Titel mit Ansichten von Florenz, Pisa, Siena und anderen italienischen Orten. Um 1860 erhielten die Fratelli Alinari erstmals den Auftrag, bedeutende Kunstschätze der Uffizien zu fotografieren. 1863 zog man in ein größeres Fotostudio in der Via Nazionale 8. Wichtigen Aufträgen, wie beispielsweise die Aufnahme der Fresken von Santa Croce in Florenz oder die der Fresken Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle, folgte 1864 die umfassende Reproduktion der Gemälde Raffaels in Wien, Venedig und Florenz. Als Leopoldo Alinari 1865 im Alter von 33 Jahren unerwartet starb, übernahm sein Sohn Vittorio die Leitung der Firma und beschäftigte sich fortan stärker mit der Landschaftsfotografie. Der Betrieb expandierte und zählte 1870 in Florenz und in den Filialen in Rom und Neapel mehr als 100 Beschäftigte. Im Jahr 1920 verkaufte Vittorio das Unternehmen samt Fotoarchiv mit 62.000 Platten und die Marke Fratelli Alinari für 2,5 Millionen Goldlire an eine Gruppe von Adeligen, Intellektuellen und Unternehmern. Da keiner der Gesellschafter eine Mehrheitsbeteiligung hatte, wurde das erste öffentliche Kulturunternehmen Europas, das Fratelli Alinari IDEA S. p. A. (IDEA = Istituto di Edizioni Artistiche – Institut für Kunstpublikationen) gegründet.
Auch heute noch ist das Unternehmen als Bildagentur tätig. Zusätzlich betreibt es ein Museum für historische Fotografie, einen Verlag und ein Archiv, das nach der Übernahme der Sammlung einiger anderer führender Fotoateliers wie Edizione Brogi und James Anderson knapp 120.000 Abbildungen aus der Frühzeit der Fotografie bereithält. Mehr…
Anderson, James
* 1813 Blencarn (Gb); † 1877 Rom (It)
James Anderson wurde 1813 geboren. Sein eigentlicher Name war Isaac Atkinson. 1835 ging er nach Paris, um sich der Aquarellmalerei zu widmen und nahm sein erstes Pseudonym, William Nugent Dunbar, an. 1838 lebte er in Rom, beteiligte sich mit seinen Gemälden an Ausstellungen und änderte seinen Namen erneut – nun in James Anderson. Spätestens seit 1845 beschäftigte er sich, vermutlich unter Anleitung des Daguerreotypisten Philibert Perraud, mit der Fotografie und eröffnete 1851 schließlich ein eigenes Fotostudio. Seit 1853 fotografierte Anderson vorwiegend antike Skulpturen und Ansichten der Stadt Rom, die von der deutschen Buchhandlung Joseph Spithöver vertrieben wurden.Mit seinem Sohn Domenico fertigte er Gemäldereproduktionen und fotografierte in Sammlungen im In- und Ausland. James Anderson starb 1877 in Rom. Das Atelier Anderson wurde von Domenico und dessen Söhnen bis zur Auflösung in der Mitte des 20. Jahrhunderts weitergeführt und auf über 40.000 Glasplatten erweitert. Um 1960 gelangten sämtliche Negative und Abzüge in den Besitz des Grafen Vittorio Cini und wurde mit den Beständen der Firmen Fratelli Alinari und Brogi in Florenz zu einem der bedeutendsten Fotoarchiven vereinigt.
Baldus, Édouard Denis
* 05.06.1813 Grünebach/Rheinland-Pfalz (De); † 22.12.1889 Paris (Fr)
Baldus war Gründungsmitglied der Pariser Société Héliographique und war im Auftrag der franzöischen Regierung an der Mission Héliographique beteiligt. Er gilt als einer der herausragenden Architektur- und Landschaftsfotografen des 19. Jahrhunderts und schuf zahlreiche Fotografien historischer Baudenkmäler, unter anderem in den Städten Paris und Fontainebleau, sowie in Burgund, dem Rhônetal, Midi und der Auvergne. Ferner dokumentierte Baldus zwischen 1854 und 1858 den neuen Flügel des Louvre in insgesamt 1500 Detailaufnahmen im Maßstab 1:10. Baldus war einer der ersten Fotografen, die auf derart systematische Weise arbeiteten. In seiner langjährigen fotografischen Tätigkeit leistete Baldus immer wieder entscheidende Beiträge zur technischen Weiterentwicklung des Mediums, etwa mit der Erfindung eines eigenen Papiernegativ-Verfahrens (um 1849) sowie Experimenten mit Kollodium-Glasnegativplatten. Seine intensiven Forschungen zur der Entwicklung der Heliogravüre führten jedoch im Jahre 1887 zu seinem finanziellen Ruin.
Bedford, Francis
* 1816 in England; † 1894 London (Gb)
Der ursprünglich als Lithograph ausgebildete Francis Bedford ließ sich 1850 in London als Fotograf nieder und gewann mit seinen Fotografien englischer Kathedralen und Landschaften große Anerkennung. 1853 zählte er zu den Mitbegründern der Royal Photographic Society. Von Queen Victoria zum offiziellen Reisefotografen des Prince of Wales ernannt, begleitete er den jungen Thronfolger 1862 mit seiner Kamera auf eine Expedition durch den Nahen Osten. Im Zuge dieser Reise entstanden insgesamt 200 großformatige Aufnahmen von denen 176 nach der Rückkehr mit der Genehmigung der englischen Krone in Galerien ausgestellt und erstmals 1863 in einem prächtigen Mappenwerk veröffentlicht wurden. Mehr...
Bisson Frères:
Bisson, Auguste Rosalie
* 01.05.1824 Paris (Fr); † 22.04.1900 Paris (Fr)
Bisson, Louis Auguste
* 21.04.1814 Paris (Fr); † 12.05.1876 Paris (Fr)
Unter dem Namen Bisson Frères gründeten die Brüder 1852 in Paris ein gemeinsam geführtes Fotounternehmen, das rund zehn Jahre lang zu den größten seiner Art zählte. Bis zur Insolvenz im Jahre 1863 unterhielten sie ein dreigeschossiges Atelier in dem sie alle Arbeitsvorgänge von der Präparation bis zur Entwicklung ihrer Fotografien selbst ausführen konnten. Obwohl der ältere Bruder Louis Auguste der Société Héliograpique beitrat, waren sie beruflich nie im Rahmen der der Mission Héliographique tätig. Ihre großartigen Architekturfotografien zeichnen sich durch üppige Formate und hohe technische Qualität aus. Der jüngere Bruder Auguste Rosalie erwies sich dabei stets als künstlerisch freier im Umgang mit neuen Perspektiven. Zwischen 1855 und 1858 unternahmen sie Reisen durch die Provinzen Frankreichs sowie ins Ausland. Im Zuge dieser Unternehmungen entstanden wichtige fotografische Alben wie Les Reproductions photographiques des plus beaux types d'architecture et de sculpture (ca. 1853-1863) oder Les principaux monuments de Rouen (um 1856).
Braun, Adolphe
* 1812 Besançon (Fr); † 1877 Dornach (A)
Braun war Textildesigner und Fotograf und gilt als ein Pionier auf dem Gebiet der fotografischen Reproduktion von Kunstwerken. Zunächst arbeitete er als Zeichner und Designer von Stoffmustern in einer Kattundruckerei in Mulhouse im Elsass. 1850 gründete Braun ein Atelier für Stoffdesign in Dornach. Bereits drei Jahre später begann er sich mit der Fotografie zu beschäftigen, um „eine Sammlung von Studien für Künstler, die Blumen als dekorative Motive benutzen“ anzulegen. Teile dieser Sammlung erschienen im Jahr 1854 in großformatigen Abzügen unter dem Titel Album de Fleurs und wurden 1855 mit großem Erfolg auf der Weltausstellung in Paris vorgestellt. 1858 erschien ein Album mit Landschafts- und Architekturaufnahmen aus dem Elsass. In Zusammenarbeit mit anderen Fotografen entstanden großformatige, teils in Panoramatechnik fotografierte Aufnahmen der Alpen und anderer Regionen. Weltweit Anerkennung erhielt Adolphe Braun durch seine umfassenden, hochwertigen Reproduktionen von Kunstwerken aus bedeutenden, europäischen Sammlungen und Museen. 1866 hatte er sich die französischen und belgischen Rechte an dem ursprünglich von Louis-Alphonse Poitevin entwickelten Pigmentdruckverfahren (Kohledruck) gesichert und schuf damit zahlreiche Galeriewerke europäischer Sammlungen, die sich nicht nur durch technische Brillanz, sondern auch durch eine fachlich fundierte Auswahl der Exponate auszeichneten. 1868 betrug die Tagesleistung seiner Druckerei in Dornach 1500 Drucke. Im gleichen Jahr eröffnete Braun ein zweites Atelier in Paris, das 1877 sein Sohn Gaston übernahm. 1889 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und nannte sich Braun, Clément et Cie, später ab 1910 dann Braun et Cie.
Edizioni Brogi
Brogi, Giacomo
* 06.04.1822 Florenz (It); † 29.11.1881 Florenz (It)
Brogi, Carlo
* 1850 Florenz (It); † 1925 Florenz (It)
Die Edizioni Brogi gehört im 19. Jahrhundert neben den Fratelli Alinari zu den berühmtesten Fotoagenturen Italiens. Der Lithograf Giacomo Brogi eröffnete 1866 am Lugarno alle Grazie in Florenz sein erstes Fotostudio, nachdem er Anfang der 60er Jahre eine Druckerei am Corso dei Tintori betrieben hatte. Zunächst wurde das Fotostudio für seine Portraitaufnahmen berühmt, bald kamen auch Stadtansichten und Reproduktionen von Kunstwerken hinzu. Das Wirken Brogis als Fotograf wurde schon in dem Katalog der Florentiner Ausstellung von 1861 verzeichnet. Giacomo Brogi gehörte zu den ersten professionellen Fotografen, die sich der systematischen Erfassung der Kunstschätze Italiens widmeten und erhielt 1878 den Titel des Hoffotografen. Ein großer Teil seiner Portraitaufnahmen fiel jedoch der Arnoüberschwemmung von 1866 zum Opfer, lediglich ca. 1000 Bilder bekannter Zeitgenossen werden heute im Alinari-Archiv in Florenz aufbewahrt. Brogi widmete sich gleichzeitig aber auch dem klassischen Repertoire der damaligen Berufsfotografen, der Veduten- und Kunstreproduktionsfotografie.1869 publizierte er mit dem Album della Palestina eine der ersten fotografischen Dokumentationen des Heiligen Landes. Neben Palästina bereiste er auch Ägypten und Syrien mit der Kamera. Nach dem Tod Giacomos übernahm sein Sohn Carlo das Atelier. Er beschäftigte bis zu 80 Mitarbeiter und eröffnete zwei weitere Filialen in Rom und Neapel. Außerdem zählte er zu den Gründungsmitgliedern der Società Fotografica Italiana und setzte sich schon früh für den Urheberrechtsschutz der Fotografen ein.
Du Camp, Maxime
* 08.02.1822 Paris (Fr); † 09.02.1894 Paris (Fr)
Vor dem Hintergrund einer wachsenden Orientbegeisterung beauftragte die französische Regierung Du Camp im Jahr 1849 mit einer groß angelegten Expedition entlang des Nils. Bevor er zu seiner Ägyptenreise aufbrach, nahm Du Camp bei dem bedeutenden Fotografen Gustave Le Gray Unterricht. 1851 kehrten Du Camp und sein Begleiter, der Schriftsteller Gustave Flaubert, mit über 220 Papiernegativen nach Frankreich zurück. Du Camp ließ sich als freier Schriftsteller in Paris nieder. Neben Gedichten und Romanen entstanden – als Auswertung der Expedition – mehrere fotografische Werke über Afrika und den Nahen Osten; z. B. Égypte, Nubie, Palestine et Syrie (1852) und Le Nil, Égypte et Nubie (1854).
Frith, Francis
* 1822 Chesterfield/Derbys (Gb); † 1898 Cannes (Fr)
Bevor Francis Frith 1850 zu fotografieren begann und ein Studio für Fotografie in Liverpool eröffnete, arbeitete er zunächst als Kolonialwarenhändler und Inhaber einer Druckerei. 1853 war er Gründungsmitglied der Liverpool Photographic Society. In den Folgejahren bereiste er dreimal den Orient. 1856 reiste er, mit großformatigen Kameras ausgestattet, nach Ägypten. Anschließend war er bis 1859 in Palästina und Syrien unterwegs. Frith fotografierte Bauwerke erstmals systematisch in Gesamt- und Detailaufnahmen. Die Anwendung des neuentwickelten Nasskollodiumverfahrens stellte unter den klimatischen Bedingungen der von ihm bereisten Länder eine technische Herausforderung dar, lieferte aber eine vorher nicht gekannte Aufnahmequalität. Seine Orientaufnahmen wurden in einflussreichen Publikationen, wie Egypt and Palestine. Photographed and Described by Francis Frith (1885-1860) veröffentlicht. Im Anschluss an die Orientreise entstanden Aufnahmen in der Schweiz (1859) und von Baudenkmälern in England (1864). 1859 gründete Frith für den Vertrieb der eigenen Fotos den Verlag Francis Frith & Co., der sich zu einem der größten Fotografieverlage des 19. Jahrhunderts entwickelte.
Edition Giraudon:
Giraudon, Adolphe
* 1849; † 1929
Adolphe Giraudon gründete 1877 in Paris die Bildagentur Edition Giraudon. Angesichts eines wachsenden Bedarfs an Fotografien von Kunstwerken und Denkmälern bei bildenden Künstlern, Museumskuratoren und Denkmalpflegern, spezialisierte er sich bald auf Architektur- und Sammlungsdokumentationen. Neben den von ihm selbst angefertigten Aufnahmen vertrieb er die Fotografien diverser französischer und europäischer Ateliers u.a. der Fratelli Alinari. Umfasste sein Katalog 1889 immerhin schon 50 000 Motive, so zählte er rund zehn Jahre später über 150 000 Aufnahmen. Zunächst lag die Agentur in der Rue Bonaparte 15, zog 1904 aber in die Rue des Beaux-Arts 9 um. Die durch Adolphe Giraudon begründete Bibliotheque Photographique, arbeitete eng mit Museen zusammen und dokumentierte beispielsweise 1904 die Ausstellung Les primitifs Francais im Palais du Louvre in Paris. Das Unternehmen wurde 1912 von Adolphe Giraudons Sohn Georges übernommen, der den fotografischen Bestand 1953 an die Librairie Larousse verkaufte. Nach mehreren Firmenzusammenschlüssen wurde die Agency Giraudon zu einer der größten Bildagenturen Frankreichs und ist heute mit der französischen Filiale der britischen Bildagentur Brigdeman verbunden.
Hanfstaengl, Kunstverlag:
Hanfstaengl, Franz
* 01.03.1804 Baiernrain bei Bad Tölz (De); † 18.04.1877 in München (De)
Franz Seraph Hanfstaengl war ein deutscher Lithograph, Fotograf und Kunstverleger. Im Alter von 12 Jahren gelang dem Sohn einer kinderreichen Bauernfamilie die Aufnahme an der Polytechnischen Schule in München, wo er ersten Zeichenunterricht erhielt. Im Anschluss studierte er von 1819-1825 an der Akademie der Künste in München und erlernte gleichzeitig an der 1809 von Professor Hermann Josef Mitterer gegründeten Steindruckerei der Münchner Feiertagsschule das Verfahren der Lithographie. Seine Heirat im Jahr 1825 mit Franziska Wegmeier, Tochter aus einer reichen Bürgerfamilie, erlaubte ihm Zugang zur besseren Münchner Gesellschaft. Um 1833 gründete er eine eigene lithographische Anstalt und wurde zu einem überaus erfolgreichen Portraitlitographen. Durch den Fotopionier Alois Löcherer, dessen Atelier sich im Hause Hanfstaengls befand, lernte er das neue Reproduktionsmedium Fotografie kennen. Er erkannte bald, dass die Lithografie aufgrund der neuen technischen Entwicklungen an Bedeutung verlieren würde und gliederte seiner lithographischen Anstalt eine Kunstdruckerei und ein Fotostudio an. 1852 beantragte er die „Conzession zum fabrikmäßigen Betriebe der Vervielfältigung von Kunsterzeugnissen höherer Gattung auf mechanisch-technischem Wege jeder Art“. Im gleichen Jahr folgte die Gründung eines „artistisch-photographischen Ateliers“, das er anfangs mit seinem Schwager, dem sächsischen Maler und Fotografen Moritz Eduard Lotze betrieb und das sich später zu einem überaus erfolgreichen Kunstverlag entwickelte. Die erste große Unternehmung auf dem Gebiet der Gemäldereproduktion war die lithografische Vervielfältigung der Meisterwerke der Dresdner Galerie, die sich über zwei Etappen von 1835 bis 1852 hinzog und der in den folgenden Jahren noch zahlreiche erfolgreiche Projekte folgen sollten.
Im Jahr 1868 zog sich Hanfstaengl nach dem Tod seiner Frau und der einzigen Tochter aus der Firma zurück. Seinem Sohn Edgar Hanfstaengl (1842-1877) gelang es schließlich, den väterlichen Atelierbetrieb zu einer internationalen Firma für Kunstreproduktion auszubauen. 1876 verlegte er das Galeriewerk Die vorzüglichsten Meisterwerke der Pinakothek älterer Meister. Nach dem Original photographirt. 1884 errichtete Hanfstaengl, der sich die deutschen Rechte am Pigmentpapier gesichert hatte, eine eigene Pigmentfabrik. 1892 gründete er Filialen in London und New York und das Unternehmen erhielt den begehrten Titel kgl. Bay. Hofkunstanstalt. Mehr...
Hertel, Carl
* 21.05.1832 Darmstadt (De); † 1906 Auerbach (De)
Carl Christian Ernst Georg Gustav Ludwig Philipp Wilhelm Hertel wurde 1832 in Darmstadt geboren. Er stammte aus einer wohlhabenden Beamtenfamilie, deren Mitglieder im Dienste des Großherzogs standen. Nachdem er sich zunächst in Darmstadt als Ökonom betätigt hatte, erwarb er 1863 einen Gewerbeschein als Fotograf in Mainz und zeichnete sich von Beginn an durch einen außerordentlichen Geschäftssinn aus. Wie die meisten seiner Kollegen verdiente Hertel seinen Lebensunterhalt zunächst mit Porträtfotografie. 1877, als in Viktor von Zaberns Commissionsverlag zwei große, prächtige Mappenwerke zum Chorgestühl im Mainzer Dom und der Oppenheimer Katharinenkirche erschienen, trat Hertel erstmals nicht nur als Fotograf, sondern auch als Herausgeber in Erscheinung. Er beschäftigte zu diesem Zeitpunkt mehrere Angestellte in seinem Atelier und betrieb die serielle Herstellung fotografischer Mappenwerke in kleiner Auflage. Etwa zeitgleich entstanden einige von Hertels interessantesten Aufnahmen: Zum einen widmete er sich den Mainzer Bau- und Kunstdenkmälern. Zum anderen nutzte er seinen Standortvorteil in Mainz, das ein wichtiger Ausgangspunkt der Dampfschifffahrtsrouten des seit den 1870er Jahren florierenden Rheintourismus war und fotografierte viele der populären Reiseziele. 1877/78 fotografierte er in Köln und seit 1878 regelmäßig in Frankfurt. Eine Auswahl seiner Arbeiten brachte er um 1880 als aufwendig gestaltete Mappe mit 24 großformatigen Ansichten heraus. In der Folgezeit widmete sich Hertel fast ausschließlich der repräsentativen Ansichtenfotografie und konzentrierte sich auf die nähere Umgebung mit Ansichten von Mainz, Wiesbaden, Frankfurt, Bad Homburg und später auch Darmstadt. Die populären Motive der späten 1870er und frühen 1880er Jahre wurden immer wieder reproduziert oder in verkleinerten Abzügen als preisgünstige Stereokarten oder Kabinettkarten vermarktet. Der steigende Umsatz und die ständige Nutzung der Vorlagen führten dazu, dass die Qualität in den 1890er Jahren nachließ. Seit 1899 führte Hertel sein Unternehmen als photographischer Ansichtenverlag und begann mit der Vervielfältigung seiner Fotografien im Lichtdruck. 1904 überließ Hertel seine Handelsfirma dem Fotografen G.A. Sieben. Sein Nachfolger profitierte auch nach Hertels Tod noch einige Jahre von dessen Renommee und führte den Betrieb bis 1909 unter dem Namen Photographischer Ansichtenverlag Carl Hertel Nachfahren weiter.
Lotze, Moritz Eduard
* 27.11.1809 Freibergsdorf/Sachsen (De); † 16.4.1890 München (De)
Lotze war Sohn einer Bauernfamilie, erhielt Zeichenunterricht in Meißen und erfuhr eine Ausbildung zum Maler und Lithographen an der Kunstakademie Dresden. Ab ca. 1830 lebte er in München und arbeitete mit dem befreundeten Franz Hanfstaengl zusammen, mit dessen Schwester Barbara er verheiratet war. Ab 1855 besaß er ein fotografisches Atelier in Verona. Dort fertigte er Aufnahmen von Stadt und Provinz, von Baudenkmälern und Plätzen an. Er dokumentierte die habsburgischen Befestigungsanlagen und führte wissenschaftliche Illustrationsarbeiten aus. 1869 kehrte er nach München zurück und arbeitete erneut als Maler, während sein Veroneser Atelier von seinem Sohn Richard Lotze bis 1909 weitergeführt wurde. Mehr...
Löcherer, Alois
* 1815 München (De); † 1862 München (De)
Löcherer gilt als ein bedeutender deutscher Porträt- und Architekturfotograf des 19. Jahrhunderts, der bereits ab 1844 erste Experimente mit Kalotypien machte und schon 1847 bemerkenswerte verfahrenstechnische Innovationen aufbrachte. 1848 gründete er, nachdem er in das Haus von Franz Hanfstaengl übergesiedelt war, ein Fotoatelier. Es entstanden erste Kunstreproduktionen und Porträts von Münchner Künstlern und Prominenten. 1848-61 publizierte Löcherer zehn Schriften zu fotografischen Verfahrenstechniken und machte sich auf dem Gebiet der fotografischen Gebrauchsweisen (Reproduktion, Porträt-, Genrefotografie) verdient. Er spielte eine zentrale Rolle im Popularisierungsprozess der Fotografie in Bayern.
Meydenbauer, Albrecht
* 30.04.1834 Tholey (De); † 15.11.1921 Bad Godesberg (De)
Meydenbauer gilt neben dem Franzosen Aimé Laussedat als Begründer der Photogrammetrie. Er studierte zunächst Bauingenieurwesen am Gewerbeinstitut und an der Bauakademie in Berlin und qualifizierte sich 1858 durch die Staatsprüfung als Bauführer. In dieser Funktion arbeitete er in Colberg und später in Erfurt. Nach seiner Einberufung in die Armee und seinem Dienst im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde Meydenbauer 1875 Kreisbaumeister in Iserlohn und Meschede. Im Sommer 1871 ging er als Bauinspektor und Universitätsbaumeister nach Marburg. Dort erbaute er das Chemische Institut sowie die Augen- und Universitätsklinik. Später wurde er zum Dr. phil. h.c. der Universität Marburg ernannt. 1885 erfolgte seine Berufung nach Berlin, wo er von 1885 bis 1909 die Königlich Preußische Messbildanstalt leitete. Mehr...
Médéric Mieusement
* 1840 Gonneville-la-Mallet (Fr); † 1905 Blois (Fr)
Séraphin-Médéric Mieusement arbeitete bereits mit 19 Jahren für den Architekten Félix Duban, der mit der Restaurierung des Schlosses in Blois beauftragt war und assistierte dem Naturwissenschaftler und Fotografen Charles de Souancé. Seit 1864 schien er selbständig als Fotograf zu arbeiten. Auch wenn Mieusement anfangs vornehmlich Portraitfotografie betrieb, spielte Architekturfotografie immer die wichtigste Rolle in seiner Arbeit. Er fotografierte nicht nur für Duban – sowie dessen Nachfolger Anatole de Baudot – am Schloss in Blois, sondern auch für Viollet-le-Duc am Schloss von Pierrefonds und in Chambord. Im Jahr 1873 entstand Mieusements Album profaner und sakraler Baudenkmäler in Frankreich für die Commission des Monuments Historiques. Wenig später übernahm er zusätzlich die fotografische Dokumentation jener Sakralbauten, die nicht der Kommission unterstanden, sondern durch die Direction des Cultes unterhalten wurden. 1883 und 1886 erhielt er das exklusive Verkaufsrecht seiner Fotografien der Sammlungsbestände des Musée de Sculpture comparée und des Musée de Cluny in Paris. 1886 fotografierte er unter der Leitung des Architekten Paul Selmersheim in Paris und erhielt einen lukrativen Auftrag der Bildagentur Giraudon. 1893 reiste Mieusement im Auftrag der Direction des Cultes nach Algerien. Im Folgenden zog er sich in den Ruhestand zurück und widmete sich bis zu seinem Tod der 1879 von ihm gegründeten Société d’excursions artistiques.
Die Ergebnisse seiner Tätigkeiten für die Commission des Monuments Historiques und die Direction des Cultes werden heute in Form von mehr als 6000 Negativen im Fotoarchiv Médiathéque de l’architecture et du patrimoine aufbewahrt. Mehr... [1] [2]
Naya, Carlo
* 1816 Tronzano Vercellese bei Turin (It); † 1882 Venedig (It)
Carlo Naya war einer der herausragenden Reise- und Architekturfotografen des 19. Jahrhunderts. Weniger bekannt sind seine Porträts und seine Aufnahmen des Alltagslebens in Venedig. Insbesondere für die Architekturgeschichte der Stadt sind seine Arbeiten von großem Quellenwert. Geboren wurde Carlo Naya eigentlich unter dem Namen Naja. Nach dem Abschluss seines Studiums der Rechtswissenschaften unternahm er 1840, zusammen mit seinem Bruder, eine ausgedehnte Reise nach Asien und Nordafrika. 1845 ließ er sich zunächst in Prag nieder und zog im Jahr darauf nach Istanbul, wo er als Daguerreotypist tätig war. 1857 ging er nach Venedig und arbeitete mit dem Fotografen und Verleger Carlo Ponti zusammen, der auch seine Aufnahmen vertrieb. Naya etablierte sich schnell und gründete 1868 ein eigenes Atelier an der Riva degli Schiavoni nahe dem Markusplatz, welches bald zu den bekanntesten in Venedig zählte. Sein Interesse galt neben der Architektur- vor allem der Reproduktionsfotografie von Kunstwerken aus Venedig und der weiteren Umgebung. 1864 fotografierte er beispielsweise Giottos Freskenzyklus in der Capella degli Scrovegni in Padua und dokumentierte zwei Jahre später die dortigen Restaurierungsarbeiten. Mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, widmete er sich in den 1870er Jahren verstärkt Motiven aus dem Alltagsleben, Genreszenen und Porträtstudien. Nach Nayas Tod bestand sein Fotoatelier bis 1918 – geführt von seiner Ehefrau und ihrem zweiten Ehemann. 1920 übernahm der Kunstsammler Osvaldo Böhm die Fotosammlung, die später Turio-Böhm hieß. Sie umfasste mehr als 5000 Aufnahmen, davon allein 1800 von Venedig. Die Firma O. Böhm Fotografo-Editore blieb bis 1980 bestehen.
Philpot, John Brampton
* 1812 Maidstone (Gb); † um 1878 Florenz (It)
Der englische Fotograf John Brampton Philpot hielt sich ab 1850 mehrere Jahre in Florenz auf. Er zählt zu den ersten Fotografen, die die Stadt am Arno mittels zahlreicher Kalotypien ausführlich fotografisch festhalten und für die Touristen inszenieren. Eine große Zahl seiner Wachspapiernegative haben sich im‚ Gabinetto Fotografico della Soprintendenza ai Beni Artistici e Storici in Florenz erhalten. Mehr...
Ponti, Carlo
* 06.11.1820 Segno (Ch), † 16.11.1893 Venedig (It)
Der gelernte Optiker Carlo Ponti arbeitete von 1847 bis 1852 in der Kamerawerkstatt Cauchoixs in Paris und eröffnete im Anschluss in Venedig ein Fotoatelier. Zwei Jahre nach der Eröffnung seines Unternehmens konnte sich Ponti mit der zweiten Krone, einer Silbermedaille für die Herstellung fotografischer Instrumente schmücken, die ihm am 30. Mai 1854 auf der Industrieausstellung in Venedig verliehen wurde. Systematisch fotografierte er die Sehenswürdigkeiten der Stadt und veröffentlichte 1855 die ersten Aufnahmen unter dem Titel Guida fotografica illustrata della città di Venezia; dazu zählten 160 Architekturaufnahmen. Zusätzlich publizierte er die Abzüge anderer Fotografen, wie jene von Carlo Naya, Paolo Salviati oder Giovanni Battista Brusa und verkaufte diese in seinem Geschäft am Markusplatz. Dabei baute er seine verlegerische Tätigkeit stetig aus, die ihm eine führende Position in Venedig sicherte. Sein Haupttätigkeitsfeld war die Architekturfotografie, doch hielt er gerade in den 1860er Jahren auch das venezianische Straßenleben fest. Er arbeitete weiterhin mit dem Fotografen Antonio Perini (1830-1879) und dem Maler und Fotografen Domenico Bresolin (1813-1899) zusammen, deren Archive er um 1864 übernahm. Von 1864 bis 1865 fotografierte Ponti die Stadt Rom. Nach der Angliederung Venedigs an Italien im Jahre 1866 nahm er die italienische Staatsbürgerschaft an und wurde Hofoptiker und Hoffotograf von Vittorio Emanuele II.
Rive, Robert
Tätig etwa 1860-1880
Robert Rive wurde vermutlich in Großbritannien geboren und war ab etwa 1860 in Neapel als Fotograf tätig. Nach einigen Jahren in Italien änderte er seinen Vornamen in Roberto. Er arbeitete in den 1860er Jahren in Neapel als Portrait- und Vedutenfotograf und hatte sein Atelier zuerst in dem Vico Carminiello an der Riviera di Chiaia (bis 1865) und dann in der Via Toledo 17, wo er wahrscheinlich bis 1886 arbeitete. Anschließend befand sich sein Atelier bis ca. 1889 in der Salita S. Filippo a Chiaia 15. Seine bevorzugten Formate waren die Stereokarte, das Mittel- und Großformat.1867 nahm er an der Weltausstellung in Paris teil. Sein Atelier produzierte vorwiegend topographische Serien über Neapel, Pompeji, Sorrent, Capri, Amalfi, Sizilien, aber auch Ansichten von Städten wie Florenz, Pisa, Siena, Rom und Genua. Er führte mehrere Fotoateliers in Neapel: Am Palazzo Serracapriola, am Palazzo Lieto und zuletzt bis 1889 in der Via Salita San Filippo. Darüber hinaus entwickelte und patentierte Rive ein lichtempfindliches Papier, das insbesondere in Süditalien Verwendung fand. Die letzten Fotografien Rives datieren gegen Ende der 1880er Jahre.
Römmler, Emil
* 16.02.184 Mittweida (De); † 15.01.1941 Dresden (De)
Seine Ausbildung hatte Emil Römmler – später sächsischer Hoffotograf und Mitbegründer der bedeutenden Kunstdruckanstalt Römmler und Jonas – zunächst im Chemnitzer Atelier des Vaters und dann in München bei Josef Albert erhalten. Letzterer machte ihn auch mit dem Lichtdruck vertraut. 1861 richtete Römmler in Dresden ein eigenes Atelier ein, 1871 wurde die Kunstdruckanstalt Römmler und Jonas gegründet. In den 1890er Jahren war er stellvertretender Vorsitzender im fotografischen Sachverständigenverein zur Wahrung von Urheberrechten. Neben seiner Arbeit war Römmler auch sozial engagiert und Mitbegründer des Kleinwohnungsbauvereins Striesen.
Salviati, Paolo
* 24.5.1818 Venedig (It); † 20.6.1894 Venedig (It)
Leben und Schaffen Salviatis sind bisher nur wenig erforscht. Bekannt ist, dass er in den 1880er Jahren in Venedig als Fotograf tätig war und zeitweise gemeinsam mit Giovanni Battista Brusa für den Fotografen und Verleger Carlo Ponti arbeitete. Zwischen 1880 und 1882 taucht sein Name in einer Urteilsakte auf, zusammen mit einer venezianischen Gruppe von Fotografen, die aufgrund gefälschter und missbräuchlich verkaufter Fotografien von Carlo Naya zu einem Schadensersatz verurteilt wurden.
Salzmann, August
* 1824 Ribeauvillé/Elsass (Fr);† 1872 Paris (Fr)
Nach seiner Ausbildung zum Maler wandte sich Salzmann ab 1850 auch der Archäologie zu. 1854 reiste er im Auftrag des französischen Kultusministeriums nach Palästina, um die Forschungsthesen des Altertumsforschers Félix de Saulcy durch Fotografien zu verifizieren. Die Fotografien sollten sowohl Laien als auch Wissenschaftlern als faktische Dokumente dienen, so wurden von den über 100 Aufnahmen noch im selben Jahr 72 Salzpapiere vom Verleger Blanquart-Evrard in einem Portefolio publiziert.
Sébah & Joaillier, Fotostudio
1857 in Istanbul gegründetes Fotostudio, das sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hielt. Gründer war Pascal Sébah. Nach dessen Tod leitete der Sohn Jean Pascal das Fotostudio, während der Franzose Joailler 1884/85 zum Partner wurde. Ab 1890 hieß die Firma deshalb Sébah & Joaillier. Sie erhielt das Recht, den Titel Photographen des Sultans zu tragen. Die Fotografien wurden unter anderem zur Illustration von wissenschaftlichen Werken über den Orient verwendet. 1917 bis 1918 arbeiteten Sébah & Joaillier als Partner für das erste systematische Projekt zur Erfassung und Katalogisierung von Baudenkmälern in Istanbul unter Federführung des deutschen Journalisten und Kunsthistorikers Friedrich Schrader. Das Fotostudio bestand bis 1952. Mehr...
Schmidt, Ferdinand
* 19.06.1840 Nürnberg (De); † 22.08.1909 Nürnberg (De)
Georg Andreas Ferdinand Schmidt war der Sohn des Malers und Fotografen Georg Schmidt, der eines der ersten erfolgreichen Ateliers in Nürnberg etabliert hatte. Ferdinand Schmidt zeigte schon früh Interesse an der Fotografie. Nach dem Tod des Vaters erhielt er die Lizenz des Fotografengewerbes und übernahm das väterliche Atelier. Er arbeitete unter anderem als Portraitfotograf, verstand sich selbst aber in erster Linie als Architekturfotograf und bildete unzählige Stadtansichten Nürnbergs ab. Seine Aufnahmen erlauben einen tiefen Einblick in Leben und Stadtbild der Reichstadt im ausgehenden 19. Jahrhundert. Er beschrieb dabei nicht nur die malerischen und romantischen Seiten der mittelalterlichen Altstadt, sondern schuf systematisch ein Zeugnis des topographischen Wandels im Industriezeitalter. Neben Händlern und Handwerkern war die Stadt Nürnberg ein wichtiger Auftraggeber: 1902 wurde Schmidt beispielsweise anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens des Germanischen Nationalmuseums beauftragt, alle Museumsgebäude einschließlich der Ausstellungsräume abzulichten. Sein größter Auftrag, mit fast 600 Aufnahmen, war die Dokumentation der dritten Landes-Gewerbe-Ausstellung im Jahr 1906. Nach seinem Tod heiratete Schmidts Witwe seinen Jugendfreund Michael Stich, der bereits seit 1881 für Ferdinand Schmidt gearbeitet hatte. Das Unternehmen lief fortan unter dem Namen M. Stich. Firma Ferdinand Schmidt Nürnberg. Nach dem Tod Stichs gründete die Witwe Gunda Schmidt 1924/25 einen Kunstverlag, in dem sie den Nachlass Schmidt/Stich verwaltete. Der Verlag existierte bis in das Jahr 1935.
Talbot, William Henry Fox
* 11. 02.1800 Melbury, Grafschaft Dorset (Gb); † 17. 09.1877 Lacock Abbey, Grafschaft Wiltshire (Gb)
Talbot war Philologe, Naturwissenschaftler und Kunstgelehrter. Seit 1834 experimentierte er mit der Camera Obscura. Er entwickelte das erste fotografische Negativ-Positiv-Verfahren, das er 1839 der Öffentlichkeit präsentierte und 1844 unter der Bezeichnung Kalotypie (Talbotypie) patentieren ließ. Er gilt damit neben Daguerre als Vater der Fotografie. Talbot schuf zahlreiche Landschafts- und Architekturaufnahmen und publizierte 1844 mit The pencil of Nature das erste mit Originalfotografien illustrierte Buch.
Werden, Hugo van
* 1863; † 1911
Hugo van Werden begann 1854 als technischer Zeichner in der Firma Krupp in Essen. Da Alfred Krupp bereits früh den Nutzen des Mediums Fotografie für sein Unternehmen erkannt hatte, schickte er van Werden 1860 auf einen Lehrgang, der ihm Einblicke in das fotografische Verfahren vermitteln sollte. Im Anschluss gründete Krupp 1861 eine werkinterne Photographische Anstalt, die fotographische Aufnahmen für die Werbung und Imagepflege bereitstellen sollte. Van Werden wurde als Werkfotograf mit allen nötigen Mittel ausgestattet und schuf in den Jahren von 1861 bis 1875 – einer wesentlichen Prosperitätsphase der Fabrik – zahlreiche Panoramen des Werksgeländes. Sie wurden in verschiedenen Formaten insbesondere für Gewerbeausstellungen und Musterbücher konzipiert und mehrfach prämiert. Neben den Firmenpanoramen fotografierte van Werden auch die Produktpalette des Unternehmens, Ansichten anderer Betriebe wie der Sayner Hütte, sowie vereinzelt Landschaften. Seine Ansicht des Ruhrtals von 1864 gilt als älteste Fotografie der Stadt Werden und ihrer Abtei. Krupps Photographische Anstalt entwickelte sich bald zu einer Graphischen Anstalt. 1915 zählte diese fast 500 Beschäftigte, die nicht nur die Fotografien bearbeiteten, sondern auch Broschüren, Werbematerialien und Bücher druckten.