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Gliederung

Frühe Reisefotografie im Nahen Osten

Der Fotografie wird seit ihrer Erfindung die Eigenschaft der objektiven und authentischen Darstellung zugeschrieben. Die neue Bildherstellungstechnik schien prädestiniert, Informationen über bisher nicht bekannte Länder, Völker und Kulturen zu vermitteln. Im Dienst des Tourismus und der Wissenschaften konnte die Fotografie dem Bedürfnis der Menschen besonders entsprechen, sich ein Bild fremder Kulturen zu machen. Eines der bevorzugten Ziele wurden die Europa unmittelbar benachbarten Gegenden des Orients, besonders Ägyptens, Syriens und des Heiligen Landes. Vorgestellt werden hier Fotografien von Francis Bedford (1816-1894) und des Ateliers Sébah & Joaillier. Mehr...

Salzpapiere

Die hier präsentierten Salzpapiere der Marburger Sammlung von Moritz Eduard Lotze (1809-1890) und John Brampton Philpot (1812-1878) sind rare Zeugnisse eines der ersten fototechnischen Verfahren und ebenso frühe Beispiele der parallel zum Tourismus erwachsenden Reisefotografie. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, zeigen die detailreichen Aufnahmen Architektur- und Stadtansichten aus Florenz und Verona sowie einzelne Kunstwerke besonderer Bedeutung. Sie offenbaren, wie die aus Malerei und Graphik vertrauten und bewährten Methoden der Bildgestaltung und Formensprache in der noch jungen Kunstgattung Fotografie weiterlebten und produktiv neugestaltet wurden. Mehr...

Messbilder

Mit dem Ziel, die Fotografie, als besonders objektives Bildverfahren, für die denkmalpflegerische Bauaufnahme nutzbar zu machen, entwickelte der Bauingenieur und Baumeister Albrecht Meydenbauer (1834-1921) seit 1867 ein Verfahren, mit dem er die bis heute praktizierte Anwendung der Photogrammetrie begründete. 1879 bis 1885 als Kreis-Bauinspektor und Universitätsarchitekt in Marburg tätig, rief Meydenbauer 1885 in Berlin die Messbild-Anstalt für Denkmal-Aufnahmen ins Leben (auch Königlich Preußische Messbildanstalt genannt), die bis 1921 zahlreiche Baudenkmäler in Deutschland und im Ausland dokumentierte. Die großformatigen Aufnahmen dieser Bildstelle wurden auch für allgemeine Zwecke der kunsthistorischen Dokumentation verwendet und besonders von preußischen Institutionen erworben, so auch für den Kunsthistorischen Apparat der Philipps-Universität Marburg. Mehr...

Frühe Monumentalfotografie in Frankreich

Nachdem die Daguerreotypie 1839 vom französischen Staat angekauft und der Öffentlichkeit frei verfügbar gemacht wurde, genoss in Frankreich die Fotografie besondere Reputation und wurde früh auch für staatliche Zwecke genutzt. Besonders bedeutsam war die im Auftrag der staatlichen Commission des Monuments Historiques (Denkmalplfegebehörde) ab 1851 unternommene Mission Héliographique. Sie bezweckte eine fotografische Dokumentation wichtiger zu restaurierender Monumente. Zu den damals beauftragten Fotografen gehörte Edouard Baldus (1813-1889), von dem hier zwei Abzüge gezeigt werden. In der von ihm mitbegründeten Tradition einer streng dokumentarischen Fotografie wurden in späteren Jahren von verschiedenen französischen Fotografen und Agenturen architektonische Denkmäler des Landes aufgenommen. Mehr...

Nürnberg und Mainz - Ferdinand Schmidt und Carl Hertel

Größere Bedeutung als im zentralistischen Frankreich hat in Deutschland die von jeweils lokalen Fotografen betriebene Dokumentation der heimischen Denkmäler. Als Portraitisten ihrer Städte traten in Nürnberg Ferdinand Schmidt (1840-1909) und in Mainz Carl Hertel (1832-1906) auf. Weniger auf malerischen Effekt zielend, dokumentieren ihre Architekturaufnahmen mit großer Exaktheit den Zustand einzelner Gebäude der Stadt in ihrem baulichen Zusammenhang. Für die Denkmalpflege sind sie heute wichtige Dokumente der durch Kriegszerstörung und Verfall verlorenen Bauzustände. Aus dem Marburger Bestand wurden Abzüge zur Nürnberger Sebalduskirche von Schmidt und zum Mainzer Dom von Hertel ausgewählt. Mehr...

Venedig

In Italien haben die Fotografen früh das Erbe der Vedutenmaler angetreten, um die anschwellende Zahl an Touristen zu bedienen, die vor allem aus den nördlicheren Gegenden Europas, besonders aus England und Deutschland, das Erbe der Antike, aber auch das pittoreske Italien gesucht haben. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand von alters her Rom. Die kunstbeflissenen Engländer und die sich kunsthistorisch bildenden Deutschen reisten aber auch bald nach Florenz, das noch vor 1900 einen Höhepunkt an Popularität erreichte. Doch das romantische Interesse bediente immer noch am besten Venedig, dessen zerfallende Paläste, malerische Kanäle und Gondeln auch den Fotografen „malerische“ Motive boten. Im Marburger Bestand sind es Konvolute von Carlo Naya (1816-1882) und Carlo Ponti (1820-93), welche diesen Blick auf die Stadt besonders repräsentieren. Mehr...

Der weite Raum

In den Kasten einer Kamera den weiten, unbegrenzten oder auch den tiefen architektonischen Raum so einzufangen, dass die Details unterschiedlicher Entfernung in gleichmäßiger Schärfe, so wie dem gesunden Auge, erscheinen, gehört zu den elementaren Schwierigkeiten und Herausforderungen der Fotografie seit ihren Anfängen. Im Panoramabild, hier repräsentiert durch drei bedeutende Exemplare der Krupp-Werke in Essen, ist der weite Raum in mehreren Aufnahmen in die Breite gedehnt. In einem seltenen Abzug einer Aufnahme des Londoner Crystal Palace entfaltet sich der Raum perspektivisch in der Tiefe. Mehr...

Reproduktion von Zeichnung

Die Reproduktion von zeichnerischen oder druckgraphischen Vorlagen ist eine der früh forcierten Aufgaben der Fotografie. Die Zweidimensionalität der Vorlage, der meist deutliche Kontrast zwischen Linie und Fläche, schließlich die hohe Bedeutung, welche die frühe kennerschaftliche Kunstwissenschaft dem Studium von Zeichnungen beimaß, begünstigten Experimente in diesem Bereich. Eine Herausforderung blieb die Wiedergabe des Farbtons. Mit dem Pigmentdruckverfahren, hier am Beispiel der Reproduktion von Zeichnungen Michelangelos vorgeführt, gelangen sehr überzeugende Ergebnisse. Mehr...

Skulpturfotografie – Antike

Ebenso wie die Architektur gehört die Skulptur zu den frühesten Motiven der Fotografie. Einerseits unbeweglich, andererseits kaum auf die Wirkung von Farbigkeit angelegt, lässt sie sich fotografisch besonders gut wiedergeben und bringt zugleich dem Betrachter die Vorzüge der Technik zur Anschauung, indem sie einen Gegenstand in mehreren Aufnahmen gleichermaßen getreu von verschiedenen Seiten zeigen kann. Dass auch Schwierigkeiten eigener Art damit verbunden waren, zeigen die hier ausgewählten Beispiele italienischer bzw. antiker Plastik vorzugsweise aus der Produktion italienischer Fotografen und Agenturen. Mehr...

Mediendifferenzen

Fotografie wird bis heute in einer großen Zahl an technischen Varianten betrieben. Jedes dieser Verfahren hat besondere Qualitäten hinsichtlich der Fähigkeit, einen Gegenstand abzubilden. Dem entspricht eine Vielzahl an Möglichkeiten, die Fotografie wiederum zu vervielfältigen. In dem für die kunsthistorische Lehre über gut hundert Jahre angesammelten Fundus an Fotografien und Reproduktionen finden sich aus diesem Grund oftmals dieselben Objekte in unterschiedlichen Techniken repräsentiert.  Einige „Reproduktionen“ eines Fallbeispiels, Tizians Gemälde La Bella, sind hier zusammengestellt und belegen, wie unterschiedlich auch auf Fotografien basierende Abbildungen einen Gegenstand repräsentieren. Mehr...

Das Ganze und die Details

Es liegt in der Natur der Fotografie, dass sie das Ganze eines Objektes stets nur in Aspekten, also in Ansichten erfassen kann. Dies gilt auch für zweidimensionale Objekte. Bei großformatigen Objekten ergibt sich hier das Problem der unvermeidlichen maßstäblichen Verkleinerung. Es gehört daher zu den Konventionen der Fotografie, die hier ältere Traditionen dokumentarischer Abbildung weiterführt, dass ein großformatiges Objekt als Ganzheit ebenso wie auch in Detailaufnahmen dokumentiert wird. Hier wird exemplarisch anhand von Aufnahmen aus dem Studio Hanfstaengl die fotografische Dokumentation des um 1432 entstandenen sogenannten Genter Altars der Brüder Jan und Hubert van Eyck vorgestellt, dessen Größe und Gestalt für die Fotografie eine besondere Herausforderung darstellt.