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Messbilder

Mit dem Ziel, die Fotografie, als besonders objektives Bildverfahren, für die denkmalpflegerische Bauaufnahme nutzbar zu machen, entwickelte der Bauingenieur und Baumeister Albrecht Meydenbauer (1834-1921) seit den 1860er Jahren ein Verfahren, mit dem er die bis heute praktizierte Anwendung der Photogrammetrie begründete. 1879 bis 1885 als Kreis-Bauinspektor und Universitätsarchitekt in Marburg tätig, rief Meydenbauer 1885 in Berlin die Messbild-Anstalt für Denkmal-Aufnahmen ins Leben (auch Königlich Preußische Messbildanstalt genannt), die bis 1921 zahlreiche Baudenkmäler in Deutschland und im Ausland dokumentierte. Die großformatigen Aufnahmen dieser Bildstelle wurden auch für allgemeine Zwecke der kunsthistorischen Dokumentation verwendet und besonders von preußischen Institutionen erworben, so auch für den Kunsthistorischen Apparat der Philipps-Universität Marburg.

Ursprünglich stand hinter den Messbildern und der von Albrecht Meydenbauer 1885 gegründeten Königlich Preußischen Messbildanstalt der Gedanke, preußische und deutsche Kunstdenkmäler fotografisch zu erfassen, um bei Bedarf anhand der Fotografien und der ihnen entnommenen Maße dokumentarische Zeichnungen der Objekte anfertigen zu können. Wenn auch teilweise umgesetzt, konnte eine zielgerichtete zeichnerische Erfassung der Gebäude aus Mangel an finanziellen Mitteln nicht durchgeführt werden.Gegenwärtig unterhält das Bildarchiv Foto Marburg in seinem Bestand etwa 1500 Messbilder in Form von Abzügen verschiedener Konfektionsarten. Von der Königlich Preußischen Messbildanstalt und dem zuständigen Ministerium wurden Kontaktabzüge der Messbildaufnahmen im Format 40 x 40 cm als Studienblätter für die universitäre Lehre auch vom Kunstgeschichtliche Seminar Marburg bezogen. In den Inventarbüchern von 1892/93 findet man zu den eingegangenen Messbildern die Vermerke „vom Ministerium überwiesen“ bzw. „überwiesen vom Photogrammetr. Institut Berlin“. Neben diesen Kontaktabzügen finden sich auch sogenannte Großbilder (Abzug 68 x 86 cm, Karton 79 x 99 cm) im Archiv, deren Verwendung für die Lehre sich aus ihrer Aufmachung ergibt: Sie sind auf stabile Kartons aufgezogen, mit zwei Ösen zum Aufhängen versehen und beschriftet. In besonderer Form präsentiert sich ein Konvolut großformatiger Fotos des Klosters Schulpforta, in einer schmuckvoll gestalteten Mappe. Einem beigefügten Widmungsblatt ist zu entnehmen, dass die Fotografien 1904 als Geschenk an einen Geheimen Regierungsrat namens Zimmermann übergeben wurden. Die Fotos sollten ihn an seine Zeit als Prokurator in Schulpforta erinnern.

Der Verkauf der Messbildabzüge in den verschiedenen Aufmachungen je nach Nutzung diente der Finanzierung der Messbildanstalt. Beworben wurden die Fotografien in Ausstellungen und in schriftlichen Publikationen. Die ersten Ergebnisse wurden 1887 im Berliner Kunstgewerbeinstitut gezeigt und man nahm mit fotografischen Exponaten an den Weltausstellungen 1893 in Chicago, 1900 in Berlin und 1904 in Saint Louis teil. Bildkataloge der Königlichen Messbildanstalt publizierten die Bestände in verkleinerten Voransichten, wonach Bestellungen der Abzügen in verschiedenen Größen und Qualitäten sowie als Diapositive vorgenommen werden konnten. Ab 1921 übernahm der eigens zu diesem Zweck gegründete Deutsche Kunstverlag in Berlin den Alleinvertrieb der Messbilder. Anhand eines Gesamtverzeichnisses bot man nun die Fotos in verschiedenen Formaten zum Kauf an. Die Fotografien der Messbildstelle nutzte der Verlag auch für eigene Publikationen, wie die Buchreihen Deutsche Lande. Deutsche Kunst, Die Deutschen Dome oder Die Deutschen Bücher.

Die hier vorgestellten Fotos stehen exemplarisch für die verschiedenen Konfektionsarten von Messbildabzügen aus dem Bestand des Bildarchivs Foto Marburg. Die Fotografien der Klosterkirche und der Abtskapelle Schulpforta stammen aus der repräsentativen Fotomappe von 1904. Die Aufnahmen der Apostelkirche Köln sind Beispiele für Kontaktabzüge, die zum Einsatz in der universitären Lehre vorgesehen waren.

Lit.: Meyer, Rudolf, Leipzig, 1985

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