14.11.2018 Call for Beiträge „Elternschaft und Gender Trouble“ - Symposium zu Mutterschaft-Vaterschaft und Elternschaft in Marburg vom 21. bis 23.06. 2019
In Kooperation mit dem Zentrum für Gender Studies & feministische Zukunftsforschung und dem Forschungsprojekt REVERSE der Philipps-Universität Marburg
Die Familie erscheint zunehmend als paradoxer Ort, an dem einerseits plurale Familienformen diskutiert und gelebt werden, andererseits traditionelle Geschlechterrollen hartnäckig weiterbestehen. Dementsprechend zeigen sich im aktuellen Mainstreamdiskurs widersprüchliche kulturelle Deutungsmuster von Mutterschaft, Vaterschaft und Elternschaft. Diese bestätigen sich auch durch unsere in dem Forschungsprojekt REVERSE gewonnenen Ergebnisse zu Mutterschaft und Geschlechterverhältnissen: Die traditionellen Anforderungen an „gute“ Mütter und Anforderungen an Frauen als Arbeitnehmerinnen stehen in einem Widerspruch, der individuell unmöglich gelöst, sondern nur pragmatisch gelebt werden kann. Zugleich wird der „neue Vater“ als partnerschaftliches Idealmodell dargestellt, demgegenüber jedoch Konzepte von Männlichkeit, die egalitärer Elternschaft im Weg stehen, weiter tradiert. Auf diese Weise drohen durch normative Konzepte von Familie und Elternschaft sozioökonomische Schieflagen und soziale Ungleichheiten (weiterhin) verschleiert zu werden.
Zudem wird Elternschaft zunehmend von populistischen und religiös motivierten Akteur*innen in den Fokus politischer Positionierungen gerückt. Eine kritische Auseinandersetzung, aber auch emanzipatorische Positionierung im Themenfeld Familie und Elternschaft wird damit umso dringlicher.
Die Tagung „Elternschaft und Gender Trouble“ schließt thematisch an die Tagung „Mutterschaft zwischen Konstruktion und Erfahrung“ an, die 2016 in Marburg stattgefunden hat. Ziel ist, die Perspektiven auf Mutterschaft mit Konzepten von Vaterschaft und der Vielfalt von Familienformen – welche im Feld der Familienforschung bisher weitestgehend getrennt erforscht werden – in einen Dialog zu bringen. Da Mutterschaft, Vaterschaft und Elternschaft von vielen unterschiedlichen Analyseebenen durchdrungen sind, werden die Beiträge der Tagung sowohl gesellschaftliche und sozioökonomische Rahmenbedingungen als auch psychosoziale und geschlechtsspezifische Wirkfaktoren in den Blick nehmen. Ziel ist es, sich über eine Bestandstandaufnahme der Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit dafür einzusetzen, normative Wertungen zu überwinden und das (gesellschafts-)kritische Potential von Mutterschaft wie Elternschaft zu markieren. Tradierte Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit in Bezug auf Elternschaft, die auch teilweise in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen fortgeschrieben werden, sollen hierbei kritisch befragt werden.
Die Tagung findet vom 21.06. bis 23.06.2019 in Kooperation mit dem Forschungsprojekt REVERSE der Philipps-Universität Marburg und mit Unterstützung des Gleichberechtigungsreferats der Stadt Marburg sowie dem Zentrum für Gender Studies & feministische Zukunftsforschung statt.
Wir freuen uns über theoretische und empirische Beiträge zum Forschungsspektrum Familie, Elternschaft und Geschlecht aus den Kultur- und Sozialwissenschaften, der Philosophie, Psychoanalyse und Psychologie sowie aus den Naturwissenschaften. Wir möchten dabei Forschende aller Qualifikationsstufen ermutigen, sich mit einem Beitrag von maximal 20 Minuten zu beteiligen. Ziel der interdisziplinär angelegten Arbeitstagung ist es, einen Austausch und eine Vernetzung unter den Forschenden anzuregen und die Thematik Elternschaft und Geschlechterverhältnisse im wissenschaftlichen Feld um eine interdisziplinäre Perspektive zu erweitern.
Abstracts sollten bis zum 30. Januar 2019 an elterngt@staff.uni-marburg.de gesendet werden und ca. 250 Wörter umfassen.
Helga Krüger-Kirn und Leila Zoe Tichy (Organisatorinnen)