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"Antifeminismus in der Schweiz. Aktuelles Phänomen und lange Tradition"

Interdisziplinäre Ringvorlesung. ANTIFeminismus: Erforschung von Spannungsfeldern und Grauzonen

Veranstaltungsdaten

06. Juni 2019 18:15 – 06. Juni 2019 19:45
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Hörsaalgebäude Raum +2/0090

Der Vortrag nimmt sich des Antifeminismus/Antigenderismus in der Schweiz an. Dabei fokussiert er die von rechtsbürgerlichen und rechtspopulistischen Kreisen lancierten Angriffe auf gleichstellungs- und genderpolitische Institutionen wie Gleichstellungsstellen oder Einrichtungen der Gender Studies. Solche Angriffe sind seit gut zwei Jahrzehnten vermehrt zu beobachten. Zwar präsentiert sich die Situation in der Schweiz nicht derart fatal wie beispielsweise in Ungarn, wo seit einiger Zeit ein vormals demokratisches Politsystem aus den Angeln gehoben wird. Doch gerade an der Schweiz lässt sich exemplarisch aufzeigen, wie erfolgreich rechtspopulistische – und damit auch antifeministische –Diskurse und Politiken verlaufen. Nicht zuletzt ist insbesondere die Schweizerische Volkspartei (SVP) zahlreichen rechtspopulistischen AkteurInnen ein Vorbild. Denn die Partei hat bereits in den 1990er-Jahren eine Wende hin zum Rechtspopulismus durchgemacht und es gelang ihr, im Musterland der Demokratie zu einer Massenpartei aufzusteigen sowie ihre Position in Parlament und Regierung zu stärken.

Die Opposition gegen den, notabene in der Schweizer Verfassung festgehaltenen, Geschlechtergleichstellungsauftrag kommt seit einigen Jahren indes nicht mehr einzig von den ExponentInnen der SVP. Vielmehr wird dieser antifeministische Kurs zunehmend von VertreterInnen aus bürgerlich(-konservativen) Kreisen geteilt. Im Vortrag werden einerseits die helvetischen Eigenarten des rechtspopulistischen und antifeministischen Diskurses nachgezeichnet. Andererseits geht der Vortrag über eine gegenwärtige Bestandesaufnahme antifeministischerAngriffe hinaus, indem er diese in eine längere historische Tradition des rechtsbürgerlichen Antifeminismus stellt. Denn die Abschaffung von Gleichstellungsstellen, die „Neustrukturierung“ von Gender Studies-Angeboten an den Universitäten oder Budgetkürzungen von gleichstellungspolitischen Einrichtungen sind nicht neu. Sie reihen sich ein in die lange Tradition von Frauenfeindlichkeit in der Schweizer Politik.

Dr. Fabienne Amlinger ist Historikerin und Geschlechterforscherin. Sie hat an den Universitäten Bern und Basel Geschichte, Sozialanthropologie und Soziologie studiert. Von 2002 bis 2005 war sie als Hilfsassistentin am Zentrum Gender Studies der Universität Basel angestellt. Seit 2006 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Bern. Dort ist sie in den Bereichen Lehre, Forschung und Kommunikation tätig. 2014/15 arbeitete sie als Assistentin am Historischen Institut der Universität Bern, wo sie bis heute gelegentlich Lehraufträge übernimmt.

2015 hat sie ihre Doktorarbeit über die Frauenorganisationen der eidgenössischen Regierungsparteien abgeschlossen, die 2017 unter dem Titel «Im Vorzimmer der Macht? Die Frauenorganisationen der SPS, FDP und CVP (1971–1995)» erschien. Auf Grundlage dieser Forschung leitet Fabienne Amlinger derzeit die vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Ausstellung „Frauen ins Bundeshaus! 50 Jahre Kampf“, die ab 2020 im Berner Historischen Museum zu sehen sein wird.

Forschungsschwerpunkte:

  • Frauen- und Geschlechtergeschichte
  • Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung
  • Geschlecht und politische Partizipation
  • Neue Politikgeschichte
  • Gender Studies

Vgl. http://www.izfg.unibe.ch/ueber_uns/team/personen/amlinger_fabienne/index_ger.html

Seit 2018 arbeitet Fabienne Amlinger als dramaturgische Mitarbeiterin in der Dampfzentrale Bern. In ihrem 20%-Pensum hat sie die Kuratorin des internationalen Festivals „Tanz in Bern“ konzeptuell unterstützt. Ab 2019 ist die Stelle auf 40% erhöht worden und umfasst weitere dramaturgische sowie textliche Aufgaben.

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Referierende

Fabienne Amlinger (IZFG, Bern)

Veranstalter

Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung