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Verwobene Prekarisierungen und transversale Fluchten. Notizen zu Transfeminität und Lohnarbeit im Postfordismus

Ringvorlesung im Sommersemester 2023 im Rahmen des Studienprogramms "Gender Studies und feministische Wissenschaft" mit Themenschwerpunkt, unterschiedliche geographische Kontexte und Perspektiven auf LGBTI*Q-Politik in einer postkolonialen Welt zu thematisieren.

Veranstaltungsdaten

01. Juni 2023 18:00 – 01. Juni 2023 20:00
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201 (+2/0010), Biegenstrasse 12 & digital

Transfeminine Personen und trans Frauen werden im Kontext von Lohnarbeit oft mit Fragen der Integration verbunden. Management- und auch liberale aktivistische Diskurse konstruieren transfeminine Personen als leistungswillige und leistungsfähige Minderheit, die durch Diversitätsmaßnahmen integriert werden kann und soll. Kritische transfeministische Positionen haben auf die Gefahren dieser Konstruktionen hingewiesen. Sie haben aufgezeigt, wie diese Diskurse zu einer neuen nicht minder klassistischen, rassistischen und ableistischen Normativität von Transgeschlechtlichkeit beitragen. Weiter haben sie deutlich gemacht, wie sie die politische Perspektive für trans Politiken verengen.Perspektiven der Integration können weder Lohnarbeit als Institution von Ausbeutung, Zurichtung und Fremdbestimmung noch die umfassende und strukturelle Prekarisierung des Lebens im (post)kolonialen Kapitalismus fassen und kritisieren. Schließlich verdecken diese Diskurse konkrete Praktiken des Widerstands von trans Personen.

Anhand von Interviews, die ich mit transfemininen Personen in prekären Lebens- und Arbeitsverhältnissen geführt habe, möchte ich erstens auf die Prozesse der Prekarisierung transfemininer Personen eingehen. Damit möchte ich zeigen, dass Prekarisierungen über Lohnarbeit stets mit anderen Prozessen der Prekarisierung verwoben sind. In einem zweiten Schritt zeichne ich mit Blick auf die Interviews Prozesse des Widerstands transfemininer Personen nach. Hier argumentiere ich, alltägliche Praktiken des Entziehens, der Verweigerung, der Fluchten in und aus der Lohnarbeit nicht nur als konkrete situierte Politiken transfeminen Widerstands zu begreifen. Darüber hinaus möchte ich aufzeigen, wie im Zuge dieser Fluchten neue Beziehungsweisen und geschlechtliche Selbstverhältnisse möglich sind, die sich nicht nur Lohnarbeit und imperativer kapitalistischer Verwertbarkeit, sondern auch cis- und transnormativen Regulierungen von Geschlecht entziehen. So möchte ich vorschlagen, die Praktiken meiner Interviewpartner*innen als ein verdecktes gelebtes Archiv von transversaler Politiken zu begreifen, das utopische und radikale Horizonte für trans Politiken entwirft.

Zoe* Steinsberger

Zoe* Steinsberger (sie*/ihr*) versteht sich als aktivistische Wissenschaffende*, forscht und lehrt am Centrum für Interdisziplinäre Geschlechterforschung in Innsbruck. Sie* schreibt ihre Dissertation zu transfeminen Prekarisierungen und Formen des Umgangs mit, des Widerstands gegen und den Fluchten aus diesen. Gemeinsam mit Gundula Ludwig gibt sie* die kommende Ausgabe der Femina Politca zu "Trans* Politiken, Politiken um Trans* und Kritiken cis- und transnormativer politischer Verhältnisse" heraus. Sie* ist Mitglied des Doktoratskollegs "Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in Transformation: Räume - Relationen - Repräsentationen" der Universität Innsbruck. Ihre* Arbeitsschwerpunkte sind Trans Studies, Queer Studies, feministische politische Ökonomie, Subjektivierung und feministische  Methodologien und Methoden qualitativer Sozialforschung.

Foto: sherab_arts

Referierende

Zoe* Steinsberger

Veranstalter

Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung

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