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Gender Lectures "Natur – Naturalisierung – NatureCultures". Aktuelle Perspektiven auf ein feministisches Kernthema aus Naturwissenschaft und Technoscience Studies

Die feministische Auseinandersetzung mit dem Naturbegriff, mit gesellschaftlichen Naturverhältnissen und der Beziehung zwischen Natur und Kultur ist so alt wie die feministische Wissenschaft selbst. Immer wieder stand dabei die Kritik an der Verschmelzung von Frauen, Weiblichkeit und/oder Geschlecht im Allgemeinen mit vermeintlich aus Naturgesetzen entspringenden (Charakter)Eigenschaften oder Prädispositionen im Zentrum, die in stets neuem Gewand Geschlechterrollen, Geschlechtsidentitäten und Geschlechterverhältnissen den Anschein des Unvermeidlichen, Unveränderlichen zu verleihen such(t)en. In den letzten Jahren zeichnen sich aus unterschiedlichen Denktraditionen der Genderforschung theoretische Entwicklungen ab, die konzeptuelle Werkzeuge für eine Überwindung der klassisch humanistischen Natur-Kultur-Unterscheidung und daraus abgeleiteter Entgegensetzungen (wie Körper-Geist, Selbst-Andere_r, Tier-Mensch, organisch-technologisch) bereitstellen. In unseren diesjährigen Gender Lectures war unser Anliegen, Ansätze aus der feministischen Naturwissenschaft und den Technoscience Studies vorzustellen und zu diskutieren, die dazu anregen, Geschlecht, Materialität und Körperlichkeit jenseits der „great divide“ neu zu denken.

 

12.11.2013

Malin Ah-King (Uppsala University)

Homepage von Malin Ah-King

Queering Biology

Biological facts have often been used to legitimize what is natural and morally acceptable. Therefore biological research have a special significance for feminist scholarship. Sex-change and sexual behaviour outside of heterosexual norm is common in the animal world. How come it has taken us so long to realize that? Gender research has shown that cultural norms affect the way we look at animals, what questions we ask and how we interpret what we see. Queer studies involve questioning binary categorizations and challenging heteronormativity, e.g. the ways in which heterosexuality is made the only natural way of living. In this lecture I will present work that question binary categorizations, such as female/male, and heteronormativity in biology. I will present a critical perspective on evolutionary biology to make visible these norms, aiming for constructive ways forward.

28.01.2014

Jutta Weber (Universität Paderborn)

Blackbox, Werkzeugkasten, Identitätsmarker. Über die De- und Renaturalisierung posthumaner Körper.

In den letzten Jahrzehnten haben Genetik, Informatik und andere Technowissenschaften ganz wesentlich unser Verständnis von Körper und Natur verändert, indem sie weniger auf die Eigenschaften von Organismen, sondern auf Verhalten, Organisation und die Kompatibilität von biologischen und artifiziellen Systemen fokussieren. Maschinen, Menschen und Tiere werden de-essentialisiert, als black box und Baukasten modellierbarer Komponenten konfiguriert. Trotz dieser Flexibilisierung setzen sich Rhetoriken der Naturalisierung in Populärwissenschaft und -kultur, in Medien und Technowissenschaften fort. Gleichzeitig wird der biometrisch vermessene Körper als eindeutiger Identitätsmarker im Rahmen einer präventiven Sicherheitslogik konfiguriert. Der Beitrag geht verschiedenen Bewegungen der Flexibilisierung und Reifizierung, der De- und Renaturalisierung von Körpern in technowissenschaftlichen Praktiken der Biologie, Robotik und Sicherheitsforschung nach und reflektiert sie aus einer Gender-Perspektive.

 


Die Vorträge fanden jeweils dienstags in Hörsaal +1/0030 (alt 110) im Hörsaalgebäude, Biegenstraße 14 um 20 Uhr c.t. statt.