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9. Mobiler Studientag feministische Rechtswissenschaft: Hi(s)story - Herstory? Asyl- und Aufenthaltsrecht aus der Gender-Perspektive
mit den Juristinnen Juana Remus und Helene Heuser
3. Juni 2016
9:30 – 17:45 Uhr, Philipps-Universität Marburg, Biegenstraße 12, Sitzungssaal 00001
Die Teilnahme am Studientag ist kostenlos und offen für alle Interessierten, auch ohne juristische Vorkenntnisse. Die Veranstaltung richtet sich auch an Nicht-Studierende. Studierende des Studienprogramms „Gender Studies und feministische Wissenschaft“ können sich die Teilnahme als zusätzliche Leistung zum Studienprogramm vermerken lassen.
Informationen und Anmeldung bis zum 25.05.2016:
Dr. Barbara Grubner, Anna Lena Oldemeier, Wilhelm-Röpke-Str. 6F, 03F05, 35032 Marburg
06421 – 28 24901 oder 28 24823
genderzukunft@uni-marburg.de
Programm
9:30 Begrüßung durch das Zentrum für Gender Studies und feministische Zukunftsforschung und die Zentralen Frauenbeauftragten der Universität Marburg
10:00 Workshop I: Feministische Einführung in das Asyl- und Aufenthaltsrecht
11:30 Pause
11:45 Workshop II: Flucht und Geschlecht
13:15 Mittagspause
14:15 Workshop III: Migration und Geschlecht
15:45 Kaffeepause
16:00 Workshop IV: Schutz in Unterkünften für Geflüchtete
17:45 Ende der Veranstaltung
Feministische Jurist_innen kritisieren nicht nur das Arbeits- Straf- oder Steuerrecht dafür, dass es auf männliche und heterosexuelle Normalsubjekte ausgerichtet ist und diese gleichsam (re)produziert. Auch das deutsche Asyl- und Aufenthaltsrecht privilegiert den gut ausgebildeten, vollerwerbstätigen heterosexuellen Cis-Mann und schreibt die Geschichte von Frauen* als familiäre Anhängsel oder als Opfer kulturspezifischer Gewalt und Diskriminierung weiter. Demgegenüber steht eine facettenreiche, oft widersprüchliche Realität von Frauen*, die als Asylsuchende, Arbeitssuchende, als Familiennachziehende oder Familienernährerinnen nach Deutschland kommen und spezifische Erfahrungen im Zusammenspiel von Geschlecht, Lebensalter, sexueller Identität, Familienstand, Staatsangehörigkeit und rassistischen Zuschreibungen machen.
Workshop I – Feministische Einführung in das Asyl- und Aufenthaltsrecht
Zu Beginn des Mobilen Feministischen Studientages werden wir uns zunächst gemeinsam einen Überblick über die bestehenden rechtlichen Regelungen im Asyl- und Aufenthaltsrecht erarbeiten. Wir werden aufzeigen, wo genau das Asyl- und Aufenthaltsrecht Frauen* den Zugang zu Schutz erschwert und was das mit der von Feminist*innen kritisierten Differenzierung von öffentlicher und privater Sphäre zu tun hat.
Workshop II – Flucht und Geschlecht
In dem Workshop II erarbeiten wir uns verschiedene Verknüpfungen von Asyl- und Aufenthaltsrecht und Geschlecht. Geschlechtsspezifische Fluchtbiographien und Schutzbedürfnisse von Frauen und LGBTI* finden erst nach und nach in Gesetzen, Rechtsprechung und Behördenpraxis Gehör. Was sind die aktuellen Entwicklungen, welche Rückschritte sind zu verzeichnen, wo liegt weiterer Änderungsbedarf und wie werden Stereotype von Geschlecht im Asylrecht (re)produziert?
Workshop III – Migration und Geschlecht
Das deutsche Migrationsrecht privilegiert das Geschlechtsbild eines gut ausgebildeten, vollerwerbstätigen, heterosexuellen und gewalttätigen Cis-Mannes und schreibt die Geschichte von Frauen als familiären Anhängseln oder als Opfer kulturspezifischer Gewalt und Diskriminierung weiter. In dem Workshop III schauen wir uns dazu Strafrechtsnormen zum Menschenhandel, Regeln des Familiennachzugs, Ausweisungsgesetze für Straftäter und Vaterschaftsanfechtungen durch Behörden an.
Workshop IV – Schutz in Unterkünften für Geflüchtete
Die Frage nach der Unterbringung Asylsuchender wird gerade heftig diskutiert, wobei die Diskussion um den Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt und sexueller Belästigung in Unterkünften in den Hintergrund gedrängt wird. Auf Grundlage menschenrechtlicher Abkommen zeigen wir die Schwachstellen des deutschen Rechts auf und wollen die Möglichkeiten des Schutzes für vulnerable Geflüchtete wie Frauen sowie Schwule, Bisexuelle, Trans*- und Inter*-Menschen diskutieren.
Zu den Referentinnen:
Juana Remus ist Volljuristin und hat längere Zeit ehrenamtlich in der Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhüttenstatt Geflüchtete beraten. Nach ihrem zweiten Staatsexamen arbeitete sie beim Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge und ist derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin der Humboldt Law Clinic Grund- und Menschenrechte.
Helene Heuser ist Volljuristin und hat einen Master der Philosophie. Sie beriet Geflüchtete über mehrere Jahre bei der AWO Asylerstberatung, Amnesty International, der Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant_innen und bei Gisti in Paris. Seit ihrem zweiten Staatsexamen ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Refugee Law Clinic an der Universität Hamburg tätig.