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Philipps-Universität ist Vorreiter für "Katrina-Stipendien"

Als erste hessische Hochschule bietet die Philipps-Universität fünf Studien-Stipendien für Opfer der Hurrikankatastrophe

Zügige Hilfe bietet die Philipps-Universität für Studierende, die Opfer des Katrina-Hurrikans geworden sind. Bereits zum anstehenden Wintersemester erhalten fünf Studierende ein Stipendium, das ihren Lebensunterhalt und die Reisekosten substantiell abgedeckt. Zudem sind sie von Studiengebühren befreit. Die Stipendien sind nicht nur von der Philipps-Universität selbst und dem Verein zur Förderung der Auslandsbeziehungen finanziert, sondern auch von Dr. Reinfried Pohl bzw. der Deutschen Vermögensberatung, von Dr. Martin Viessmann bzw. Firma Viessmann und vom Marburger Universitätsbund. Für die spontane Unterstützung dankte der Universitätspräsident, Professor Dr. Volker Nienhaus, den beiden Sponsoren und dem Universitätsbund: "Seit Jahrzehnten fördern sie die Philipps-Universität gleichermaßen ideell wie materiell. Das Stipendienangebot wäre in diesem Maße nicht ohne ihre spontane und nachhaltige Hilfe möglich."

Wie andere Hurrikan-Opfer auch stehen Studierende aus der betroffenen Region vielfach ohne Wohnung, finanzielle Mittel und ohne (akademische) Papiere da. Zudem ist ein geregelter Studienbetrieb in New Orleans kurzfristig nicht möglich. Im benachbarten Baton Rouge musste die Louisiana State University deshalb ad hoc 3600 Studierende aus dem Krisengebiet aufnehmen. Jede schnelle Hilfe und Entlastung käme hier recht, antwortete das Akademische Auslandsamt der Louisiana State University der Philipps-Universität. Bislang gab es keine engen Beziehungen zu der amerikanischen Hochschule, die zu den Top 300 (von rund 3800) amerikanischen Hochschulen gehört, und ihren überwiegend schwarzen Studierenden ein breites Studienangebot bis hin zu Ingenieurwissenschaften anbietet.

Die Stipendienvergabe hat die Philipps-Universität in die Hände des amerikanischen Partners gegeben. Neben den standardgemäßen Auswahlkriterien der Begabung bzw. Leistung kommt nun primär auch die Bedürftigkeit. Die Louisiana State University entscheidet auch, welche ihrer Studierenden am sinnvollsten das Studienangebot in Marburg wahrnehmen können. "Es würde keinen Sinn machen, wenn wir uns da einmischen, da die Studierenden vielfach ja keine Papiere mehr haben, die ihre akademische Vorbildung dokumentieren", erklärt Thomas Komm, Referent für Internationale Beziehungen der Philipps-Universität.

Die Philipps-Universität Marburg ist die erste Hochschule, die die Initiative des Hessischen Ministers für Wissenschaft und Kunst, Hilfe für Studierende aus der Hurrikanregion in den USA anzubieten, aktiv aufgegriffen hat und bereits Studierende für einen Gastaufenthalt für zwei Semester auswählt. Aufgrund ihres hessenweit einzigartigen International Undergraduate Study Programs (IUSP), das die Philipps-Universität zu diesem Wintersemester ein-geführt hat, kann sie ausländischen Studierenden auch ohne ausreichende Deutschkenntnisse ein grundständiges Studium anbieten. Das gebührenfinanzierte Angebot, das für die Katrina-Stipendiaten kostenfrei bleibt, lädt Studierende zunächst für ein oder zwei Semester nach Marburg ein, wobei das Studienjahr den international üblichen Strukturen angepasst ist. Sie können alle erforderlichen Studienleistungen in der englischen Sprache erbringen, erhalten aber zusätzlich obligatorisch intensiven Deutschunterricht, der in der Regel ebenfalls auf die heimatlichen Studienleistungen anzurechnen ist. Ziel ist unter anderen, die Studierenden ohne Zeitverlust in Sprache und Kultur soweit zu führen, dass für sie eine spätere Rückkehr zu einem Haupt- bzw. Masterstudium eine realistische Alternative sein kann. "Die fünf Stipendiaten werden also durch ihr spontanes Studium in Marburg keinen Zeitverlust in ihrer akademischen Ausbildung erleiden", bestätigt Nienhaus. Entsprechend reagierte auch Professor Dr. Harald Leder von der Louisiana State University, der die Stipendienauswahl betreut. Er persönlich kenne Marburg und wisse, dass die Studierenden sich dort nicht nur sehr wohl fühlen werden, sondern auch akademisch sehr gut aufgehoben seien.

Das Neue und bisher Einmalige an dem IUSP ist die Kombination intensiven Deutschunterrichts mit einem englischsprachigen Lehrangebot, in dem die Studierenden alle für ihre Heimathochschule erforderlichen Lernverpflichtungen in einem an das Heimatland angepassten Studienjahr erfüllen können. "Mit diesem Programm beschreitet die Philipps-Universität im Rahmen ihrer Internationalisierung wieder einen völlig neuen Weg - wie schon 1999 mit der Einführung der Internationalen Sommeruniversität" erklärt Komm. "Eines unserer Ziele ist, mehr ausländische Studierende zu bekommen, unter anderem um unseren deutschen Studierenden wiederum Austauschplätze bei Partneruniversitäten anbieten zu können."

Mit diesen Stipendien zeigt die Philipps-Universität erstmals öffentlich ihre Hilfsmaßnahmen für Studierende internationaler Katastrophengebiete. So wurde zum Beispiel das letzte Mal Opfern der Tsunami-Katastrophe geholfen. Jenes Hilfsprogramm wurde jedoch schnell bundesweit gebündelt und zentral vom Deutschen Akademischen Austauschdienst übernommen. Der aktuelle Fall ist dagegen eine hessische Initiative, die Wissenschaftsminister Udo Corts eingeleitet hat. Am 12. September hatte Corts dem Generalkonsul der USA in Frankfurt die Unterstützung seines Ministeriums für Studierende zugesagt, die durch den Wirbelsturm Katrina in Not geraten sind.

Pressestelle der Philipps-Universität, 20.09.2005